Rokoko-Stalin und Lichtgestalt: Ausstellung über Friedrich den Großen in Trier

Trier · Der 300. Geburtstag Friedrich des Großen wird in ganz Deutschland gefeiert. Auch an der Universität Trier beschäftigt sich eine Ausstellung mit dem Wirken des preußischen Herrschers.

"Alter Fritz in neuen Kleidern" - so heißt eine Ausstellung der Universitätsbibliothek anlässlich des 300. Geburtstags Friedrich des Großen. Im Foyer der Bibliothek wird ab 24. Januar das Leben des Preußenkönigs beleuchtet. Besonders die Rezeptionsgeschichte seiner Werke und die Wahrnehmung des Königs in der bildenden Kunst und der Karikatur werden beleuchtet. Aber auch triviale Dinge haben einen Platz: "Wir dokumentieren zum Beispiel auch, wie die Figur Friedrich des Großen vermarktet wird - auf Bierdeckeln, Briefmarken und Buchdeckeln," erklärt Hans-Ulrich Seifert von der Universitätsbibliothek. Gemeinsam mit seinem Team organisiert der Friedrich-Experte die Ausstellung über den Preußenkönig. Die Deutschen hätten ein besonderes Verhältnis zu Friedrich dem Großen - jedes runde Jubiläum würde gefeiert: "Zu jedem Geburtstag, der Thronbesteigung und dem Todestag, gibt es Erinnerungsfeierlichkeiten", so Seifert. Viele Deutsche seien regelrechte Fritz-Fans. <EA>Dabei sei die Persönlichkeit des preußischen Königs nicht unumstritten. "Es gibt auch große Kritiker, die sagen, dass hinter der Fassade des aufgeklärten Herrschers ein Despot und Kriegstreiber lauerte, der den Weg zum Dritten Reich ebnete", erklärt Seifert, "Rudolf Augstein bezeichnete ihn sogar als Rokoko-Stalin."
Gesamtwerk
Der Bibliothekar glaubt jedoch, dass Friedrich lediglich ein typischer Vertreter des 18. Jahrhunderts war. Was ihn jedoch herausragend mache, sei seine Orientierung zur aufgeklärten französischen Kultur. Das habe ihn zu einem echten Kosmopoliten gemacht, so Seifert. Aber: Der König sei auch ein Staatsmann gewesen, der seine Interessen kompromisslos durchsetzen konnte.
Das große Interesse, das Friedrich in Deutschland noch immer entgegengebracht würde, rühre daher, dass er einen Herrscher verkörpere, der Geist und Macht vereint, sagt Seifert: "Er war gebildet, spielte Flöte und unterhielt sich auf gleicher Augenhöhe mit Voltaire". Ein Gemälde zeigt den preußischen König, wie er gemeinsam mit den größten Denkern und Philosophen seiner Zeit diskutiert. "Man muss sich einmal vorstellen, die Abgebildeten würden durch Christian Wulff, Umberto Eco und Bernard-Henri Lévy ersetzt. Das würde einfach nicht passen."
Einen besonderen Platz in der Ausstellung wird ein Friedrich-Projekt von Wissenschaftlern der Universität haben. Seit dem Jahr 2006 beschäftigen sie sich damit, alle Texte und Schriften Friedrich des Großen zu digitalisieren und im Internet der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen (siehe Internetverweis). "Wir haben versucht, sowohl die französischen Originaltexte, als auch die unterschiedlichen Übersetzungen in einer Anwendung zu verbinden," erklärt Seifert.
Bei der Ausstellung in der Universitätsbibliothek stellen die Wissenschaftler ihre Arbeit vor. "Wenn jemand wissen will, welche Briefe Friedrich der Große beispielsweise im Jahr 1750 geschrieben hat, wird er bei uns fündig - in Original und Übersetzung."
Extra


Die Ausstellung "Alter Fritz in neuen Kleidern" ist bis zum 24. März im Foyer der Universitätsbibliothek zu sehen. Eröffnung ist pünktlich zum 300. Geburtstag des Preußenkönigs am 24. Januar um 18.15 Uhr.
Das Digitalisierungsprojekt der Universität Trier: http://www.friedrich.uni-trier.de

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