Schärfere Regeln: Trierer Tabakbranche fürchtet Stellenabbau - Schockfotos und Werbeverbote kosten JTI und Landewyck Millionen Umsatz

Trier · Wenn ab Mai 2016 die neuen EU-Regeln zur Tabakwerbung gelten, dann fürchten die regionalen Tabakproduzenten um Umsätze und Arbeitsplätze. Weiteres Ungemach droht, denn die Bundesregierung will die EU-Vorgaben noch weiter verschärfen.

Mehr als 2500 Arbeitsplätze in Trier und der Umgebung hängen direkt in der Produktion oder indirekt in Logistik und Druckereien von der Tabakwirtschaft ab. Arbeitsplätze, die gefährdet sein könnten, wenn eine neue EU-Richtlinie bis Mai 2016 in deutsches Recht umgesetzt wird. "Unsere Kollegen machen sich Sorgen um ihre Arbeitsplätze", sagt Klaus Schu, Geschäftsführer der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten.

Denn der von der Bundesregierung vorgelegte Gesetzentwurf gehe über die EU-Regelungen sogar hinaus . Zusätzlich zu Schockfotos und dem Verbot von Nischenwaren sieht das Bundeslandwirtschaftsministerium ein Werbeverbot, ein vorzeitiges Verbot von Mentholzigaretten und die Einbeziehung von Pfeifentabak vor. "Damit gefährdet die Bundesregierung hochwertige Industriearbeitsplätze", moniert Schu. Dabei sehe der schwarz-rote Koalitionsvertrag eine 1:1-Umsetzung der EU-Tabakproduktrichtlinie vor.

Während Rauchkritiker wie Andreas Stamm von der Suchtberatung "Die Tür" in Trier angesichts der Tatsache, dass laut Bundesgesundheitsministerium fast jeder dritte Erwachsene in Deutschland raucht (Tendenz leicht fallend) "keinen Grund für eine Bewerbung für Tabak" sieht und jede Verschärfung befürwortet, fürchtet Hans-Josef Fischer, Geschäftsführer von Heintz van Landewyck in Trier (300 Mitarbeiter) "herbe Umsatzverluste". Ein Abbau von Arbeitsplätzen sei "nicht ausgeschlossen". Allein das vorgezogene Mentholverbot bedeute für Landewyck einen Umsatzverlust von 120 Millionen Euro.

"Die Politik muss dafür sorgen, dass unsere Unternehmen hier eine Zukunft haben", sagt Jürgen Rademacher, Geschäftsführer von Japan Tobacco International (JTI) Trier mit 1800 Arbeitsplätzen.

Betriebe, Betriebsräte und Gewerkschaft setzen auf ein gemeinsames Zukunftskonzept und werben bei der Politik für schnelle Rechtssicherheit. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) signalisiert Unterstützung: "Ich bin klar für Gesundheits- und Jugendschutz. Das ist in den EU-Richtlinien ausreichend berücksichtigt." Sie ist sich mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) einig: Das geplante Gesetz benachteilige deutsche Tabakfirmen.

Kommentar: Falscher Ehrgeiz - Warum verschärfte Regeln für die Tabakindustrie scheinheilig sind

Rauchzeichen an die Politik

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