Sechs Bankenchefs reden Klartext: Was Niedrigzinsen für die Kunden von Sparkassen und Volksbanken bedeuten

Trier · Seit Monaten sind die Zinsen im Keller. Was die Kreditnehmer freut, bereitet den regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken zunehmend Probleme, sagen die Vorstände beim ersten TV-Bankengipfel.

Große Geldpolitik mit großen Auswirkungen in der Region Trier: Beim ersten Volksfreund-Bankengipfel stellen die sechs Vorstände der regionalen Sparkassen und der Volks- und Raiffeisenbanken der Europäischen Zentralbank (EZB) für ihr Niedrigzinspolitik schlechte Noten aus. Dietmar Pitzen, Vorstandsvorsitzender der Kreissparkasse Vulkaneifel, sieht die "Grundlage des soliden Bankengeschäfts gefährdet", und auch Norbert Friedrich von der Volksbank Trier sagt: "Das Fundament des deutschen Wirtschaftserfolgs ist gefährdet: Mittelstand, Regionalität und Dezentralität."

Während nämlich die großen Investmentbanken davon profitieren, dass sie sich billiges Geld besorgen können, laufe das Geschäft der Sparkassen und Genossenschaftsbanken anders: Als Dienstleister für regionale Firmen und Verbraucher sei das Kreditgeschäft das Kerngeschäft. Niedrige Zinsen schmelzen die Margen der regionalen Institute. Auch deshalb müssten Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken ihre Kostensituation im Auge behalten.

Weitere Zusammenschlüsse, Kooperationen, Filialschließungen seien dabei kein Tabu. Guter Service könne nicht kostenfrei sein - Gebühren für Geldtransaktionen seien der richtige Ansatz. Doch auch der deutsche Durchschnittssparer legt bei der EZB-Politik zu: Laut einer Studie haben Verbraucher in Deutschland in fünf Jahren zwar 78 Milliarden Euro weniger an Zinsen für Haus- und Konsumkredite gezahlt, aber 190 Milliarden Euro an Guthabenzinsen verloren. Sogar EZB-Präsident Mario Draghi hat zugegeben, dass die Maßnahmen der Zentralbank nur langsam greifen: "Nach beinahe sieben Jahren einer lähmenden Krise nehmen Firmen und private Haushalte nur sehr zögerlich Risiken in Kauf." Daher werde es noch einige Zeit dauern, bis die Maßnahmen der EZB zum gewünschten Erfolg führen werden, sagte Draghi vor dem Internationalen Währungsfonds in Washington. Kritiker werfen der EZB vor, sie finanziere Staatsschulden mit der Notenpresse.

Erster TV-Bankengipfel mit den regionalen Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken: „Wir sind in der Region eine Schicksalsgemeinschaft“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort