Steuergeld für FCK: "Wir lehnen Steuermittel für Profisport ab"

Mainz · René Quante vom Bund der Steuerzahler hat mit seiner Kritik an eventuell illegalen staatlichen Beihilfen für den Fußball-Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern einen Sturm der Entrüstung entfacht. Obwohl die Fanseele kocht, legt Quante nach. Er bereitet einen Katalog mit rund 50 Fragen vor.

Mainz. Die Wut der Lauterer Fußballfans entlädt sich derzeit über René Quante, Geschäftsführer des Bundes der Steuerzahler Rheinland-Pfalz. In öffentlichen Foren wird er als "Bastard", "Depp" oder "Lachblatt" bezeichnet. Er bekommt Drohbriefe und unverschämte E-Mails, wie er sagt. Doch im Interview mit TV-Redakteur Frank Giarra untermauert Quante seine Kritik und erläutert, worum es ihm geht.

Herr Quante, sind Sie Fußballfan?
René Quante: Nein, Fußball ist einfach nicht mein Sport. Zahlen interessieren mich da mehr.

FCK-Fan können Sie kaum sein, wenn Sie den Verein als Subventionsfass ohne Boden bezeichnen.
Quante: Ich bin keines Vereins Fan. Aber meine Kritik richtet sich nicht wirklich an den FCK als Subventionsempfänger, sondern an Land und Stadt als Subventionsgeber. Dass hier viel Steuergeld zugunsten des Vereins geflossen ist und immer noch fließt, wird vermutlich nicht einmal FCK-Vorstandschef Stefan Kuntz bestreiten.

Von wie viel Steuergeld reden wir?
Quante: Seit dem Jahr 2000 sind direkt oder indirekt 120 Millionen Euro Steuergeld an den FCK geflossen. Hierbei haben wir den Verdacht, dass auch illegale Beihilfen darunter waren.

Wie setzt sich diese Summe zusammen?
Quante: Rund 54 Millionen Euro wurden für den WM-Ausbau des Stadions gezahlt, 58 Millionen Euro 2003 für den Kauf des Stadions und des Nachwuchsleistungszentrums Fröhnerhof durch die Stadiongesellschaft. Weitere acht Millionen Euro sind mindestens von der Stadt Kaiserslautern an die Stadiongesellschaft geflossen, weil die Pachten des FCK zu niedrig waren, um eine insolvenzrechtliche Überschuldung zu verhindern.

Wo sehen Sie die Ursache allen Übels?
Quante: Die sehe ich in der WM 2006. Kaiserslautern hätte kein WM-Standort werden dürfen. Das war für das Land und die Stadt viel zu teuer. Den FCK hat die WM 19 Millionen Euro gekostet und ihn faktisch an den Rand der Pleite geführt. Er hat sein Stadion verloren, wirtschaftliche Schwierigkeiten und spielt seit 2006 regelmäßig in der 2. Liga.

Warum ist der FCK für Sie ein Subventionsfass ohne Boden?
Quante: Die Bezeichnung habe ich gewählt, weil der Steuerzahler noch heute für die Fehlentscheidungen der Vergangenheit bluten muss. Denn um die Pacht für den FCK niedrig zu halten, muss die Stadt Jahr für Jahr ein bis zwei Millionen Euro zuschießen, obwohl sie eine der höchsten Pro-Kopf-Verschuldungen bundesweit aufweist. Mit dem neuen Pachtmodell wird es tendenziell noch weniger Geld geben.

Das Land argumentiert, 2007 habe im CSU-geführten Bundeswirtschaftsministerium die Devise gelautet, die staatlichen Mittel für die Ausbauten der WM-Stadien in Deutschland müssten nicht von der EU genehmigt werden.
Quante: Es gibt aber einen entscheidenden Unterschied zwischen Kaiserslautern und anderen WM-Standorten: Zwischen dem Land, der Stadt und dem FCK gab es eine klare Kostenregelung, die nachträglich zugunsten des Vereins geändert wurde. Nicht dieser kommt wie vereinbart für alle Mehrkosten auf, sondern sie werden dem Land und der Stadt aufgebürdet.

Ihnen wird vorgehalten, Sie hätten mit Ihrer Kritik bei der EU schlafende Hunde geweckt.
Quante: Wer so argumentiert, entlarvt sich selbst als jemand, der etwas zu verbergen hat. Der Bund der Steuerzahler steht für den Wunsch nach Transparenz und einer sparsamen Verwendung von Steuermitteln - dies trifft in Sachen FCK leider nicht zu. Die EU-Beihilfeproblematik ist nach zehn Jahren nicht mal im Ansatz geklärt.

FCK-Boss Stefan Kuntz weist alle Vorwürfe zurück und nennt Ihr Verhalten ein gezieltes, hinterlistiges Foul.
Quante: Ich nehme ihm das persönlich nicht übel. Kuntz muss seinen Verein ja mit allen Mitteln verteidigen, und seien sie noch so abwegig. Wir werden am Ende sehen, ob die Sache illegal war oder nicht. Das entscheiden nicht Herr Kuntz, Innenminister Roger Lewentz oder ich, sondern einzig die EU-Kommission.

Aus der Landesregierung heißt es: Wir wissen, aus welcher Ecke die Kritik kommt, René Quante ist CDU-Mann.
Quante: Ich war CDU-Mitglied, bin aber längst ausgetreten. Mit Parteipolitik hat meine Kritik nichts zu tun.
Ihnen wird vorgeworfen, zehn Jahre alte Vorgänge hervorzukramen, um sich zu profilieren.
Quante: Die Stadt Kaiserslautern hat Ende Februar in Absprache mit dem FCK ein neues Pachtmodell und den Verkauf des Fröhnerhofs beschlossen. Erst dadurch bin ich aufmerksam geworden und habe angefangen, unliebsame Fragen zu stellen. Für den Zeitpunkt sind also die Politik und der FCK selbst verantwortlich.

Warum interessiert sich der Bund der Steuerzahler überhaupt für den Vorgang?
Quante: Wir lehnen Steuermittel für Profisport prinzipiell ab. Dieser Fall hat starke Symbolkraft - viele Städte in Deutschland schauen wohl gebannt darauf, wie sich das Ganze entwickelt und was die EU am Ende entscheiden wird. Wenn Brüssel beim FCK den Daumen senkt, werden viele Kommunen ihre Subventionspolitik überdenken müssen.

FCK-Chef Stefan Kuntz attackiert Sie hart, die Fans toben. Beeindruckt Sie das?
Quante: Da werden absurde Verschwörungstheorien geschmiedet, die vom eigentlichen Problem ablenken sollen und Hass bei den Fans schüren. Das finde ich besorgniserregend. Aber einschüchtern lasse ich mich nicht.

Was wollen Sie jetzt tun?
Quante: Ich werde nicht lockerlassen, um die Sachen aufzuklären. Ein Schreiben mit elf Seiten und fast 50 Fragen an die Stadiongesellschaft und den FCK ist in Vorbereitung. Beide haben zugesagt, sie zu beantworten.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer behauptet, die Fälle Nürburgring, Flughafen Hahn und FCK hätten nichts miteinander zu tun ...
Quante: Diese Auffassung teile ich nicht. Ich sehe zwei deutliche Parallelen: Man hat blauäugig dreistellige Millionenbeträge an Steuergeld in den Sand gesetzt und ist leichtfertig mit dem EU-Beihilferecht umgegangen. Das kann sich für die Politik und den FCK bitter rächen. fcgExtra

René Quante (34) ist seit November 2012 Geschäftsführer des Bundes der Steuerzahler Rheinland-Pfalz. Der Diplom-Volkswirt aus Münster hat in Berlin studiert. Nach beruflichen Stationen dort wechselte er 2010 zum BdSt-Landesverband Niedersachsen/Bremen.fcg

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