Steuerzahlerbund mit neuem Chef hart, aber herzlich

Mainz · Der Bund der Steuerzahler in Rheinland-Pfalz fährt unter dem seit einem Jahr amtierenden Geschäftsführer René Quante einen anderen Kurs. "Wir sind bissiger geworden", sagt Quante. Andererseits aber auch gesprächiger.

Mainz. Finanzminister Carsten Kühl und die rot-grüne Landesregierung dürften sich verwundert die Augen gerieben haben. Ein Lob vom Bund der Steuerzahler für den Doppelhaushalt - das gab es in der Vergangenheit nie. Auch CDU-Chefin Julia Klöckner war derart verdattert, dass sie zum Telefonhörer griff und den Vorsitzenden Harald Augter anrief.
Verfasser der Würdigung: René Quante. Der 34-jährige Diplom-Volkswirt aus Münster steht dazu. "Lob ist sicher ein Novum. Wenn es angebracht ist, habe ich damit kein Problem. Da Rot-Grün das Etappenziel für 2014/2015 erreicht, ist es angebracht", sagt Quante (Foto: privat).
Der BdSt-Geschäftsführer kann aber auch anders. Härter, im Zweifelsfall sogar kompromisslos. Das bekommt in diesen Tagen der Flughafen Hahn zu spüren. Quante, der als seine Spezialität "das Aufspüren von Steuerverschwendung" nennt, hinterfragt eine frühere Kreditvergabe an die mittlerweile insolvente Air Cargo Germany. Fünf-Millionen Euro musste der Hahn abschreiben. Quantes Fragen, die er mit einer Klage untermauert hat, "sollen für Aufklärung und Transparenz sorgen und die Verantwortlichkeiten aufzeigen".
Quante hält die Kreditvergabe "für wirtschaftlich nicht nachvollziehbar". Der Hahn sei keine Bank. Er will so lange bohren, bis er alles weiß. Auch die CDU im Landtag interessiert sich verstärkt und hakt im Haushalts- und Finanzausschuss nach."Ein Parteibuch habe ich nicht"


René Quante hat an der FU Berlin Volkswirtschaftslehre mit dem Schwerpunkt Finanzwissenschaft studiert. Er arbeitete bei einer PR-Agentur in Berlin, dann als Referent und Geschäftsführer in einem Maklerpool, ehe er wissenschaftlicher Mitarbeiter einer CDU-Bundestagsabgeordneten wurde. "Ein Parteibuch habe ich aber nicht", betont Quante. Es folgte die Station als Haushaltsreferent in Hannover, ehe er im November 2012 nach Mainz kam.
Der Bund der Steuerzahler ist ein Verein mit 9000 Mitgliedern in Rheinland-Pfalz. In Mainz arbeiten eine Steuerreferentin, die Haushaltsreferentin Alessa Spahn (28) und drei weitere Mitarbeiter. "Ich bearbeite den Landeshaushalt, kommunale Haushalte großer Städte und beantworte Anfragen und Hinweise von Bürgern", erzählt Spahn.
Unter Quantes Verantwortung ist man erheblich kommunikativer geworden. In Kürze gibt es Gespräche mit der Grünen-Landtagsfraktion und Finanzminister Kühl, der zuvor kaum beachtet wurde. Quante will gute Beziehungen zum Rechnungshof pflegen, dessen Präsident Klaus Behnke bei der Mitgliederversammlung Gastredner sein wird.
Selbst konträre Positionen interessieren René Quante. Den Deutschen Gewerkschaftsbund oder den Deutschen Beamten-Bund will er ebenfalls kontaktieren. Die Beamten dürften nicht gut auf den Steuerzahlerbund zu sprechen sein, hat dieser doch emsig für deren längere Lebensarbeitszeit gefochten und damit laut Quante sogar "eine Eisbrecherfunktion für die Landesregierung" wahrgenommen. Früher gab es eine Serie im Fernsehen, deren Titel gut zu René Quante passen würde: hart, aber herzlich. Schließlich gilt es, die Interessen der Steuerzahler zu wahren.

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