Trierer Kontrastprogramm

Trier/Limburg · Seit gestern Mittag Punkt zwölf Uhr ist offiziell, wer Nachfolger des Limburger Skandalbischofs Franz-Peter Tebartz-van Elst wird: der Trierer Generalvikar Georg Bätzing. Der Kontrast könnte größer kaum sein: Mit seinem Vorgänger hat der 55-jährige Bätzing nicht viel gemein.

Trier/Limburg. War es Zufall oder Absicht? Als Limburgs zukünftiger Bischof am Freitagnachmittag in Trier vor die Presse trat, wählte Georg Bätzing mit dem Eingang zu einem in die Jahre gekommenen Bürogebäude einen der schmucklosesten Plätze des Trierer Generalvikariats. Die bauliche Tristesse im Umfeld - das glatte Gegenteil zu der millionenschweren Bischofsresidenz auf dem Limburger Domberg, die Bätzings Vorgänger Franz-Peter Tebartz-van Elst Amt und Würden gekostet hat. Es war das erste Signal des scheidenden Generalvikars an seine zukünftige Wirkungsstätte nach dem Motto: Hier kommt jemand, dem Prunk und Protz nichts bedeuten, dem der Glaube und die Menschen wichtiger sind als ein überdimensioniertes Bad oder maßgefertigte Möbel.
Georg Bätzing hat sich gestern dazu nicht geäußert, aber dass er sich nach einer anderen Bischofsresidenz umschauen wird, gilt als sicher. Der 55-Jährige und sein ein Jahr älterer Vorgänger unterscheiden sich fundamental, und wahrscheinlich war gerade dies eines der Hauptkriterien, warum sich das Limburger Domkapitel unter den drei verbliebenen Kandidaten am Ende für den Trierer Generalvikar entschieden hat.
Bätzing ist bodenständig, fröhlich, geht auf Menschen zu, kann sie für eine Sache begeistern, ist offen. "Er kann einfach mit de Leut'", sagt in Anlehnung an einen alten Kohl-Spruch jemand aus dem Bistum, der Bätzing seit vielen Jahren kennt. "Einen Besseren hätten die Limburger nicht bekommen können", sagt Paulinus-Chefredakteur Bruno Sonnen, der den neuen Bischof schon seit Jahrzehnten journalistisch begleitet.
Georg Bätzing, gebürtiger Westerwälder, an der Sieg aufgewachsen, hat seinen Lebensmittelpunkt seit drei Jahrzehnten in Trier. Hier wurde er 1987 zum Priester geweiht, war erst Vize-Chef, dann Regens des Priesterseminars. Nach seiner Promotion war Bätzing Leiter der Heilig-Rock-Wallfahrt, ehe ihn Bischof Stephan Ackermann zu seinem Generalvikar machte.
Das Motto der vier Jahre zurückliegenden Heilig-Rock-Wallfahrt - "Und führe zusammen, was getrennt ist" - dürfte für Georg Bätzing auch die Arbeitsbeschreibung nach seinem Amtsantritt in Limburg sein. Wann genau das sein wird, war am Freitag noch offen.
Er selbst habe erst am Montagabend von seiner bevorstehenden Ernennung erfahren, gewährte Bätzing gestern einen kleinen Einblick in die Geschehnisse der vergangenen Tage - und in seine Gefühlswelt: "Ich war tief erschrocken, ein echter Schock", sagt er, "bin immer noch wie auf einer Achterbahn."
Wer Bätzing kennt, weiß: Er wird rasch wieder ins Gleichgewicht kommen. Denn vor schwierigen Aufgaben hat sich der 55-Jährige auch in der Vergangenheit nicht gedrückt, "sondern immer die Aufgaben erfüllt, die der Bischof mir gegeben hat", wie er am Freitag selbst einräumte. Bätzings letzter und noch nicht beendeter Trierer Herkulesjob ist die Bistumssynode.
Bischof Stephan Ackermann will seine Diözese mit immer weniger Gläubigen, Priestern und Geld fit für die Zukunft machen. Dies auf den Weg zu bringen und umzusetzen, ist Job des Generalvikars, der als rechte Hand des Bischofs auch Chef der Verwaltung ist.
In dieser Funktion hat Georg Bätzing in den vergangenen Jahren auch schon gezeigt, dass er nicht nur lächeln, sondern auch kämpfen kann. Einen Prozess über die nach Meinung des Bistums Unzulässigkeit von kritischen Äußerungen der Gesamtmitarbeitervertretung fechtete Bätzing bis vors höchste kirchliche Arbeitsgericht durch, aber auch dort unterlag er.
Die gestrige Pressekonferenz in Trier war mit dem knapp zehnminütigen Statement Bätzings rasch wieder vorüber. Fragen wurden keine zugelassen. Man möge dafür Verständnis haben, sagte Bätzing und verwies auf seinen am Donnerstag bevorstehenden Antrittsbesuch in Limburg. Bei dieser Gelegenheit werde er auch alle Fragen beantworten, versprach der neue Bischof. Wer sich bei dieser Gelegenheit an das erst wenige Tage zurückliegende Pressestatement des Mainzer Innenministers Roger Lewentz zum Hahn erinnert fühlte, lag nicht ganz falsch. Der scheidende Trierer Generalvikar pflegt beste Beziehungen ins rheinland-pfälzische Kabinett, allerdings sind die eher unpolitisch: Die Mainzer Sozialministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) ist die Cousine des designierten Bischofs. Ihre Vorschusslorbeeren dürften rund um den Limburger Dom gerne gehört worden sein: "Georg ist ein sehr offener, bodenständiger und ruhiger Mensch, der für diese schwierige Aufgabe genau das richtige Fingerspitzengefühl hat."Extra

Der ehemalige Bischofskaplan von Hermann Josef Spital, Ulrich Graf von Plettenberg, wird neuer Generalvikar und damit oberster Verwaltungschef des Bistums. Das gab Triers Bischof Stephan Ackermann direkt nach der Ernennung Georg Bätzings zum neuen Limburger Bischof bekannt. Der 51-jährige Plettenberg ist derzeit Pfarrer in einer saarländischen Pfarreiengemeinschaft. Laut Ackermann bringt der neue Generalvikar gute Vor-aussetzungen mit, weil er im Bistum in verschiedenen Tätigkeiten im Einsatz gewesen sei. Zuletzt leitete Plettenberg auch eine Sachkommission bei der Synode. Für deren Umsetzung ist der promovierte Theologe jetzt federführend verantwortlich. seyExtra

Deutschlands ältestes Bistum war in den vergangenen Jahren schon häufiger Sprungbrett für Priester und Theologen. Vor vier Jahren wurde der Trierer Theologieprofessor Rudolf Voderholzer zum neuen Bischof von Regensburg ernannt. Im Mai 2014 wurde Stefan Oster zum Bischof von Passau geweiht. 1995 legte er bei den Salesianern Don Boscos in Jünkerath (Vulkaneifelkreis) das erste Ordensgelübde ab. 2009 habilitierte er an der Theologischen Fakultät Trier. Ende 2007 wurde der damalige Trierer Bischof Reinhard Marx zum Erzbischof von München und Freising ernannt. Inzwischen ist er Kardinal und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz. Im April 2003 wurde der damalige Trierer Weihbischof Felix Genn zum Bischof von Essen ernannt. Inzwischen ist Genn Bischof von Münster. sey

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