Und jetzt ab in die Eistonne!

Berlin · Die parlamentarische Sommerpause ist da. Es ist die erste für die große Koalition und die Opposition seit der Regierungsbildung vor etwas mehr als sechs Monaten. Dazu das Volksfreund-Urteil: Wer darf sich angesichts jetzt zur Erholung "für drei Tage in die Eistonne legen", wie Per Mertesacker sagen würde? Und wer benötigt unbedingt zusätzliches Training?

 Auf ihrer Reise bekam Angela Merkel Vieles zu sehen. Foto: Kay Nietfeld

Auf ihrer Reise bekam Angela Merkel Vieles zu sehen. Foto: Kay Nietfeld

Angela Merkel. Unterwegs wie Manuel Neuer. Merkel schwebt noch mehr über den Dingen. Ukraine-Krise, EU-Postengeschacher, die Kanzlerin telefoniert und managt. Zwischendurch Flexi-Rente und Parteireform. So nimmt man die immer kritisch guckenden Leute in den eigenen Reihen mit. In zwei Wochen wird Merkel 60 Jahre alt - Urlaub hat sie sich verdient.

Sigmar Gabriel. Der SPD-Chef ist aus der Dreierkette der Regierung derzeit nicht wegzudenken. Selbst aus der Union wird Gabriel gelobt: Rente, EEG, als Wirtschaftsminister sei er kompromissbereit und Argumenten durchaus aufgeschlossen, heißt es. Zum Leidwesen seiner Genossen - aber so funktioniert große Koalition. Ab zur Erholung in die Eistonne.

Ursula von der Leyen. Aus "Röschen", so einst ihr Spitzname, wurde "Dröhnchen". Für die Strafraumverteidigung. Von der Leyen hat viel Rabatz gemacht: Dicke zur Bundeswehr, Kindergärten und Flachbildschirme. Die Drohnen-Frage hat sie schließlich zum Kerngeschäft der Truppe zurückgezwungen - verteidigen, kämpfen, töten. Zum Faulenzen bleibt ihr noch keine Zeit.

Frank-Walter Steinmeier. Der Außenminister ist viel unterwegs gewesen. Selbst frische Unterwäsche musste er zwischendurch von seinen Mitarbeitern kaufen lassen. Im Ukraine-Konflikt hat der SPD-Mann vermittelt, ist aber an die Grenzen der Diplomatie gestoßen. Er gibt aber nicht auf. Das ist das Wesen von Politik. Ferien in Südtirol hat er sich verdient.

Heiko Maas. Der Justiz- und Verbraucherminister von der SPD ist der Podolski der Koalition. Er will\'s unbedingt wissen. Deswegen hat Maas in den letzten Monaten auch unheimlich viel angekündigt. Nur für die Umsetzung muss er noch kämpfen - siehe den Zoff um die Mietpreisbremse. Urlaubsreif ist Maas noch lange nicht.

Gerd Müller. Er geht dahin, wo es weh tut. Und keiner merkt es. Aber der CSU-Mann krempelt gerade die Entwicklungspolitik der Regierung wieder um, mehr zum Wohl hilfsbedürftiger Länder. Und nicht nur der deutschen Wirtschaft - wie sein Vorgänger, der neue Waffenlobbyist Dirk Niebel, es wollte. Müller hat einen guten Job gemacht. Zur Erholung ab in die Eistonne.

Alexander Dobrindt. Es ist zwar jetzt Sommerpause, aber Dobrindt will freiwillig nicht runter vom Trainingsplatz. Stumpf wie Boateng arbeitet der Verkehrsminister von der CSU an seiner Maut-Strategie, mit der er seine Kritiker überfallartig überrumpeln will. Nur wann? Jetzt grätscht ihm auch noch die Kanzlerin von hinten rein. Wird ganz eng für ihn.

Horst Seehofer. Ja, mei. In den ersten Monaten war er der Rumpelfußballer der Koalition. Widerspenstig, für und gegen Europa. Bei der Europawahl gab es für die CSU die Quittung. Nun ist der bayerische Ministerpräsident kleinlauter geworden. Aber wie lange? An seinem Abgang wird im Freistaat bereits gearbeitet. Ob eine zusätzliche Trainingseinheit da noch hilft?

Anton Hofreiter und Katrin Göring-Eckardt. Opposition ist Mist, hat Franz Müntefering mal gesagt. Die beiden Grünen-Fraktionschefs lebten in den letzten Monaten diesen Satz geradezu vor. Jedenfalls sind sie noch weit davon entfernt, ihre Truppe schlagkräftig gegen die schwarz-gelbe Übermacht in Stellung zu bringen. Derzeit ist kein Platz für beide im Erholungsbecken.

Katja Kipping & Co. Bei den Linken geht es zu wie bei Ghana und Boateng, zerstritten und intrigant. Dabei hatte die Partei sich doch gefangen, ihr Spiel bedächtig, aber unspektakulär in den ersten Monaten nach der Bundestagswahl aufgezogen. Jetzt sind sie wieder gut für jede Menge Eigentore. Als Linksverteidiger müssen sie somit noch nachsitzen.

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