"Vielleicht löst sich alles in Luft auf!"

Trier · Wohl nicht die beste Werbung fürs Anbaugebiet Mosel: Steuerfahnder haben Dutzende Winzerbetriebe in den Kreisen Bernkastel-Wittlich, Trier-Saarburg und Cochem-Zell durchsucht. Der Weinbaupräsident ist um Schadensbegrenzung bemüht.

Trier. Als Rolf Haxel Mitte November vergangenen Jahres eine erste Erntebilanz zog, da zeigte sich der Mosel-Weinbaupräsident verhalten zufrieden. Die geerntete Menge liege wieder im langjährigen Mittel, so Haxel, aber der 2014er habe den Winzern wegen des wechselhaften Wetters auch "gute Nerven und Fingerspitzengefühl" abverlangt. Gute Nerven brauchen einige Moselwinzer auch zu Beginn des neuen Jahres. Nicht wegen des 2015er Jahrgangs, von dem natürlich noch niemand wissen kann, wie er werden wird, sondern wegen möglicher "Altlasten". Den möglichen Altlasten spüren derzeit an der Mosel Steuerfahnder aus Trier und Koblenz nach. Sie haben den Verdacht, dass mehrere Dutzend Winzer über Jahre hinweg Wein schwarz verkauft haben könnten. Derzeit werden jede Woche mehrere Betriebe durchsucht; bis man durch sei, so heißt es, werde es noch dauern.
Nach Informationen des Cochemer Wochenspiegels kamen die Steuerfahnder den Winzerbetrieben über mehrere Großhändler auf die Spur, bei denen Auszeichnungen über Barverkäufe gefunden worden seien. Die Winzer sollen mit dem Bargeld unter anderem Flaschen gekauft und den dann darin abgefüllten Wein später nicht versteuert haben.
"Bargeschäfte sind in unserer Branche nichts Ungewöhnliches", sagt Weinbaupräsident Rolf Haxel, der nach eigenen Angaben davon gehört hat, "dass da irgendetwas im Busch ist". Er hoffe, dass es nur Kleinigkeiten seien, sagt der Weinbaufunktionär, "vielleicht löst sich ja auch alles in Luft auf".
Und wenn nicht? Die Steuerfahnder geben sich zugeknöpft wie selten.
Ein Sprecher des Landesamts für Steuern bestätigt nur, dass gegen mehrere Moselwinzer ermittelt werde. Mehr nicht. Laut Wochenspiegel soll es zumindest in einigen Fällen um Summen im sechsstelligen Bereich gehen, die im Laufe mehrerer Jahre hinterzogen worden seien.
Die Ermittlungen an der Mosel sind jedenfalls kein Einzelfall. Auch in der Pfalz hatten Steuerfahnder zuletzt besonders die Weinbaubetriebe im Visier. Um deren Umsatzangaben auf Plausibilität zu überprüfen, schauten die Fahnder, wie viele Korken oder Flaschenkapseln die Winzer im Großhandel gekauft hatten. Gab es zwischen der Zahl der gekauften Verschlüsse und den angeblich verkauften Weinflaschen eine auffällige Differenz, hatten die Winzer ein Problem. Mehr als ein schwarzes Schaf sei den Fahndern so in die Falle getappt, sagte Ende vergangenen Jahres ein Sprecher der dortigen Steuerfahndung.
Michael Schlägel, Cochem-Zeller Kreisgeschäftsführer des Bauern- und Winzerverbands, bestätigt indes, dass schon mehrere Weinbaubetriebe durchsucht worden seien. Sein Rat: "Bekommen Winzer unangemeldet Besuch von Fahndern, sollten sie die Ruhe bewahren, sich kooperativ zeigen und ihren Steuerberater oder Anwalt einschalten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort