Wenn die Schnake zusticht ...

Trier · Die Stechmücken sind da, und in diesem Sommer sind sie besonders zahlreich und extrem angriffslustig. Das merken auch Ärzte und Apotheker, zu denen in diesen Tagen viele Patienten kommen, die von Schnaken gestochen worden sind.

Wenn die Schnake zusticht ...
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Trier. Carl-Heinz Müller muss nicht lange überlegen. "Mückenstiche behandeln wir derzeit jeden Tag", sagt der Trierer Allgemeinmediziner, nach einem Wochenende kämen sogar schon mal mehr als zehn Patienten mit entsprechenden Beschwerden in seine Praxis. "Wir hatten schon jede Menge Fälle", zieht Müller eine Zwischenbilanz, die sich mit der vieler Kollegen deckt. Nicht nur in der Region Trier haben Ärzte und Apotheker wegen der angriffslustigen Plagegeister mehr Zulauf als gewöhnlich. Ungewöhnlich viele Stiche sind mit starken Schwellungen verbunden. "Eine Mücke, die lange gehungert hat, hat den ganzen Speichel noch im Rüssel und pumpt ihn ins Blut des Opfers", sagt der Düsseldorfer Professor für Parasitologie, Heinz Mehlhorn. Der Erste kriegt das meiste ab

Der Erste, der gestochen werde, bekomme den Großteil ab: die Einstichstelle werde sehr dick. Bei weiteren Stichen derselben Mücke schwäche sich die Wirkung ab.Der Trierer Arzt Carl-Heinz Müller sagt, dass "auffallend viele Patienten" mit Entzündungen oder Allergien auf die Stiche reagierten. Allergische Reaktionen wie Schwellungen oder Rötungen würden gekühlt und eventuell mit einer Kortisonsalbe behandelt, Entzündungen würden desinfiziert und verbunden. Falls nötig, verschreibt der Arzt dann noch ein Antibiotikum. "Und ich frage nach der letzten Tetanusimpfung", sagt Müller. Seine Empfehlung an alle Mückenstich-Geplagten: "Gehen Sie rechtzeitig zum Arzt."Auch den Apotheken bescheren die pieksenden Plagegeister mehr Zulauf als gewöhnlich. "Die einen kommen, weil sie geeignete Abwehrmittel suchen", sagt der Zerfer Apotheker Theo Hasse, "die anderen, weil sie gestochen worden sind." Vor allem für Kinder sei Prophylaxe sinnvoll, sagt Hasse, der auch Landesvorsitzender des Apothekerverbands ist - "nicht nur wegen der Stechmücken, sondern insbesondere auch wegen der Zecken". Das Angebot an Cremes, Sprays, Lotions und Schutzarmbändern ist riesig. Einige sind wirkungslos, andere schädlich für die Haut. Umso wichtiger ist es, sich vor dem Kauf ausführlich zu informieren. Auch viele "alternative" Mittel wie Ultraschallgeräte, UV-Licht-Fallen, Gartenfackeln oder Teelichter sind nach Meinung von Experten zur Mückenabwehr nicht geeignet.Ist man doch einmal gestochen worden, sollte die Stelle möglichst rasch gekühlt werden, sagt Apotheker Theo Hasse. Daneben empfiehlt er auch eine nicht verschreibungspflichtige niedrig dosierte Kortisonsalbe. Experten sagen, dass derzeit gerade der Höhepunkt der diesjährigen Mückenwelle erreicht werde. In den nächsten Wochen werde die Schnakenpopulation nach und nach zurückgehen.Extra

Wenn es wärmer wird, sitzt man abends gern noch draußen. Aber dann geht das Summen und Surren los - die Stechmücken kommen. Was hilft gegen die Quälgeister? Fünf Tipps. Kleidung: Manche Mücken lieben Dunkelblau und Schwarz - aber nicht alle. "Man sollte hellere, hautbedeckende Kleidung tragen", sagt Prof. Thomas Löscher vom Berufsverband Deutscher Internisten. Am besten wählt man keine eng anliegende Kleidung: Zum einen, weil die Mücken dann durch den Stoff ins Leere stechen und zum anderen, weil Mücken bei weiterer Kleidung nicht so sehr von den Duftstoffen angelockt werden. Repellents: Insektenabwehrmittel gibt es in Form von Sprays, Lotionen oder Cremes, die vor allem auf die unbedeckte Haut aufgetragen werden. "Produkte mit den Wirkstoffen DEET oder Icaridin sind wirksamer als Mittel mit ätherischen Ölen wie Zitrus oder Eukalyptus", sagt Löscher. Sie wehren Mücken durch ihren Duft ab. Einen guten Schutz bieten Mittel, die etwa 30 Prozent DEET enthalten. Sie halten vier bis fünf Stunden, danach sollte man sie erneuern. Laut Löscher können sie 90 bis 95 Prozent der Mückenstiche verhindern. Netze: Eine sehr effektive Maßnahme gegen Mücken sind Netze. Es gibt zum Beispiel Moskitonetze für das Bett oder Mückengitter für Fenster. Besonders gut schützen Netze die mit Insektiziden wie Pyrethroiden imprägniert sind. Diese kommen vor allem in Gebieten zum Einsatz, in denen die Malaria oder das Dengue-Fieber übertragen werden. Auf die Kleidung aufgetragen hält das Insektizid acht bis zehn Wochen, sofern man sie nicht wäscht. Es wirkt auch gegen Zecken. Elektrische Insektenvernichter: Auf UV-Strahler und ähnliche Insektenvernichtungsgeräte sollte man verzichten, empfiehlt Löscher. Deren Wirksamkeit sei begrenzt und zudem sollte man die Mückenpopulation hierzulande nicht reduzieren. Denn biologisch gesehen haben die Quälgeister ja durchaus ihren Sinn - ihre Eier und Larven sind zum Beispiel ein wichtiges Glied in der Nahrungskette. Nach dem Stich kühlen: Und wenn alle Maßnahmen nichts gebracht haben und man gestochen wurde? Dann sollte man kühlen, empfiehlt der Berufsverband der Deutschen Dermatologen. Wer häufig gestochen wurde oder aber stark reagiert, kann auch ein Antihistaminikum einnehmen. dpa

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