Gabriel verzichtet – Schulz macht’s: Überraschende Entscheidung bei der SPD über Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur

Berlin/Trier · Paukenschlag bei der SPD: Martin Schulz fordert Kanzlerin Merkel (CDU) bei der Bundestagswahl am 24. September heraus. Sigmar Gabriel verzichtet, überlässt Schulz zudem den Parteivorsitz und will Außenminister werden.

Es war nicht SPD-Chef Sigmar Gabriel selbst, der die Nachricht gestern öffentlich machte. Ein Medienmagazin berichtete zuerst darüber, dass Gabriel im Interview mit der Zeitschrift Stern angekündigt habe, nicht Kanzlerkandidat zu werden und als Parteivorsitzender zurückzutreten. "Wenn ich jetzt anträte, würde ich scheitern - und mit mir die SPD", sagt Gabriel in dem Interview. Parteichef und Kanzlerkandidat soll der ehemalige EU-Parlamentspräsident Martin Schulz werden. Dieser habe "die eindeutig besseren Wahlchancen", so Gabriel, der auch als Bundeswirtschaftsminister zurücktritt und Außenminister werden will. Der derzeitige Außenminister, Frank-Walter Steinmeier (SPD), wird aller Voraussicht nach am 12. Februar zum Bundespräsidenten gewählt werden.

Bundestagswahl 2017

Die Entscheidung Gabriels, nicht gegen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) anzutreten und Schulz den Vortritt zu lassen, wurde von Parteifreunden - auch in Rheinland-Pfalz - überwiegend gelobt.
Das verdiene Respekt, sagte die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). Gabriel stelle persönliche Ambitionen hinter den Erfolg der Partei. SPD-Landeschef Roger Lewentz, glaubt, dass mit Schulz die Chancen der SPD bei der Bundestagswahl steigen werden, genau wie Daniel Stich, Generalsekretär der rheinland-pfälzischen SPD: "Jetzt beginnt die Operation Wahlsieg", sagte er unserer Zeitung. Gabriel habe menschliche Größe gezeigt und sei ein "Politiker mit Vorbildfunktion".

Der Trierer SPD-Chef Sven Teuber spricht von einem "starken Schritt", auf den er zwar gehofft, mit dem er aber nicht gerechnet habe. Martin Schulz sei der richtige Mann, "ein sehr glaubwürdiger Kandidat". Die Bernkastel-Wittlicher SPD-Chefin Bettina Brück kommentierte die Entscheidung mit: "Chapeau - ich habe großen Respekt vor Sigmar Gabriels Entscheidung", die der Partei "neue, bessere Chancen" biete. Schulz sei ein "geschätzter Kandidat mit einem guten Konzept", sagte Nico Steinbach, Vorsitzender der SPD im Eifelkreis Bitburg-Prüm. Die aus Schweich (Trier-Saarburg) stammende Generalsekretärin der Bundes-SPD, Katarina Barley, wollte sich gestern Abend auf Anfrage unserer Zeitung nicht äußern.

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