So sehen Sieger aus - aber freut sich Angela Merkel zu früh?

Berlin · Analyse Die CDU lächelt wieder

 In der CDU-Parteizentrale kann die neue Woche beginnen: Angela Merkel (rechts) und Annegret Kramp-Karrenbauer strahlen um die Wette. Foto: dpa

In der CDU-Parteizentrale kann die neue Woche beginnen: Angela Merkel (rechts) und Annegret Kramp-Karrenbauer strahlen um die Wette. Foto: dpa

Foto: Michael Kappeler (dpa)

Berlin Im Konrad-Adenauer-Haus der Union war am Montag nach der Saarland-Wahl Ungewöhnliches zu beobachten: Man blickte in viele fröhliche Gesichter. Die einen sprachen von einem "schönen Tag", andere sogar von einem besonders schönen. Der Wahlsieg im kleinen Saarland hat der CDU das Lächeln zurückgegeben. Die Frage ist freilich, wie lange die gute Laune anhalten wird.

Besser hätte der Auftakt ins Superwahljahr für die Christdemokraten nicht sein können. "Herr Schulz könne übers Wasser gehen, hieß es. Dann fiel er in die Saar", spottete Präsidiumsmitglied Jens Spahn via Twitter über den SPD-Chef und den Hype um dessen Person.
Zuletzt waren nach Landtagswahlen die Pressekonferenzen der CDU-Vorsitzenden Angela Merkel mit dem jeweiligen Spitzenkandidaten immer eine Tortur gewesen für alle Beteiligten. Denn stets musste man eine Niederlage erklären. Diesmal standen auf der Bühne im Konrad-Adenauer-Haus zwei Frauen, die um die Wette strahlten: Merkel und die saarländische Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer.

Mit ihrem Ergebnis von rund 40 Prozent nahm die Saarländerin auch die Vorsitzende ein wenig aus der innerparteilichen Schusslinie. Denn einige in der CDU hatten hinter den Kulissen schon die Messer gewetzt - für den Fall des Machtverlustes an der Saar. Sämtliche Kritiker waren gestern jedoch verstummt; auch jene, die von Merkel ein beherzteres Auftreten gegen den SPD-Kanzlerkandidaten Schulz und einen schnelleren Einstieg in den Bundestagswahlkampf gefordert hatten. Merkel sah sich durch das Saar-Resultat bestätigt, lieber noch etwas abzuwarten. "Keiner muss Angst haben, dass der Wahlkampf zu kurz ausfällt", so die Kanzlerin. Viel wichtiger sei doch, dass die Union es selbst "in der Hand" habe, bei der Bundestagwahl erfolgreich zu sein. Denn die SPD stecke in der Vergangenheit fest, und "das ist nicht das, was die Menschen wollen". Merkel bezog das auf die Pläne der Genossen, die Agenda 2010 zu korrigieren. Auch, so das Fazit der CDU-Chefin, müsse sich die Sozialdemokratie nun überlegen, "wie sie ihre Koalitionsaussagen und ihre Aussagen insgesamt findet". Die Aussicht auf Rot-Rot oder Rot-Rot-Grün hatte im Saarland offenbar viele Wähler abgeschreckt und stark für die Union mobilisiert.

Obendrein punktete die CDU mit der Beliebtheit und dem Amtsbonus von Kramp-Karrenbauer. Nach zwölf Jahren im Kanzleramt hat bei Merkel beides gelitten. Auch ist die Ausgangslage bei den nächsten Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und in Nordrhein-Westfalen im Mai eine andere: In beiden Ländern stellt die SPD zwei starke Ministerpräsidenten, die in den Umfragen deutlich besser abschneiden als ihre CDU-Herausforderer. Spätestens dann könnte es wieder vorbei sein mit der guten Laune der CDU. Die Saarland-Wahl gebe für die beiden Urnengänge "Rückenwind", befand Parteivize Julia Klöckner. Für Übermut bestehe aber kein Grund: "Freuen darf man sich, aber wir müssen auf dem Boden bleiben."

Merkel wurde auch gefragt, ob Kramp-Karrenbauer angesichts ihres Erfolges nun ihre potenzielle Nachfolgerin sei, zumal sich beide in Stil und Politik sehr ähneln. Die Antwort der Kanzlerin fiel eher heiter aus: Sie selbst sei jetzt die Kandidatin für den anstehenden Wahlkampf, und sie habe gelernt, dass man sich möglichst wenig mit den eigenen Nachfolgern beschäftigen solle. "Das macht dann schon die Partei."

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