Vielfältige Optionen im Kampf gegen den Krebs

Brüderkrankenhaus Trier informierte über Therapie von Lebertumoren

An der Leber führt kein Weg vorbei: „Alles Blut, das vom Darm kommt, fließt erst durch dieses Filterorgan und dann zum Herzen“, erläuterte Professor Dr. med. Detlef Ockert. Somit steht die Leber im Zentrum zahlreicher Vorgänge im Körper, ergänzte der Chefarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Im Zentrum der gleichnamigen Informationsveranstaltung im Brüderkrankenhaus Trier standen Ursachen und Behandlung von Lebertumoren. Obschon die Leber als besonders belastbares und nahezu schmerzfreies Organ gilt, ist auch sie nicht vor bösartigen Erkrankungen gefeit. Müdigkeit, Abgeschlagenheit und ein leichtes Krankheitsgefühl sind mögliche erste Warnhinweise, berichtete Professor Dr. med. Christian Kölbel. Der Chefarzt der Inneren Medizin I appellierte an seine zahlreichen Zuhörer: „Jeder noch so leichten Erhöhung des Leberwerts muss nachgegangen werden!“ Wichtige Risikofaktoren seien Alkohol, Überernährung, außerdem Hepatitis, allen voran B und C. Komme es zur Leberentzündung, wirke diese anfangs wie ein „kleines Schwelfeuer“. Soll heißen: Ohne Gegenmaßnahmen ist ein Großbrand programmiert. Bei einer Leberzirrhose ist die Bildung eines Tumors oft nur eine Frage der Zeit, und dass hierbei Jahrzehnte ins Land gehen können, bis aus der Zirrhose Krebs wird, und nicht wenige Menschen auch mit einer schweren Leberschädigung alt werden, sollte niemanden beruhigen, warnte Kölbel. Zumal der Leber auch Ungemach aus anderen Organen droht – in Form von Tochtergeschwulsten, etwa von Dickdarmtumoren. Ob Leberzellkrebs (HCC), Gallengangkrebs (CCC) oder Lebermetastasen – in aller Regel kann die Chirurgie helfen, so Dr. med. Stefan Franzen. Beim CCC sei eine OP sogar die einzige Option, um eine Heilung zu erreichen, berichtete der Leitende Oberarzt der Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie. Bei Metastasen, die aus einem Dickdarm- oder Darmkrebs stammen, sei eine OP die erste Wahl der Behandlung. Operiert wird meist offen, eher seltener bietet sich ein laparoskopischer, sprich minimalinvasiver Eingriff an. Anders als früher ist es heute dank Ultraschallskalpellen und anderen technischen Neuerungen möglich, blutarm zu operieren. Selbst bei einer großen OP könne deshalb in der Regel auf Fremdblut verzichtet werden, erläuterte Dr. Franzen. Der erfahrene Leberchirurg wies auf ein weiteres wichtiges Instrument hin: Mithilfe eines intraoperativen Ultraschalls lässt sich während des Eingriffs die exakte Position des Tumors bestimmen. Ergänzende minimalinvasive Methoden in der Behandlung von Leberkrebs zeigte schließlich Professor Dr. med. Winfried A. Willinek auf. Der Chefarzt des Zentrums für Radiologie, Neuroradiologie, Sonographie und Nuklearmedizin sprach von „bildgestützten Therapien“, bei denen der Zugang über Haut oder Leiste erfolgt. Beispielhaft führte er die transarterielle Chemoembolisation (TACE) ins Feld. Hierbei wird über die Leiste ein winziger Katheter punktgenau zum Tumor geführt, in welchen dann das Chemotherapeutikum eingebracht wird und dem Tumor danach seine Blutversorgung entzogen wird. Ein Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Chemotherapie: der Tumor wird gezielt attackiert und nicht der gesamte Körper des Patienten in Mitleidenschaft gezogen.Eine weitere minimalinvasive Option ermöglicht seit kurzem die Selektive Interne Radiotherapie, kurz SIRT. Hierbei handelt es sich um eine Strahlentherapie zur Behandlung von Leberkrebs. Dank SIRT werden gesunde Zellen weitgehend geschont, da über einen über die Leiste gelegten Katheter das erkrankte Gewebe gezielt mit winzigen Mikrokügelchen bestrahlt werden kann. Mit Ausnahme der Lebertransplantation kommen im Brüderkrankenhaus alle Therapien zur Behandlung von Leberkrebs und Metastasen in der Leber zum Einsatz. Doch welches der am meisten Erfolg versprechende Therapieweg ist, hängt von vielen Faktoren ab und wird für jeden einzelnen Patienten in der wöchentlichen Tumorkonferenz individuell besprochen und festgelegt. Dem Gremium gehören Mediziner sämtlicher beteiligten Abteilungen an, und sie alle eint ein Ziel: Jedem Patienten die beste Behandlung zukommen zu lassen.

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