Wie lebt ein Einsiedler?

Aus seiner Sicht findet Lucky es nicht überraschend, in einer Höhle zu leben. Aber dass auch Menschen in einer Felsenhöhle mit Kochnische, Schlaf- und Bet raum wohnen können, das hat das Volksfreundmaskottchen nicht gewusst - bis er in der Eifel die ehemalige Einsiedelei des "Waldbruders" aus dem Kloster Echternach besucht hat.

Ernzen/Echtrenacherbrück. Lucky ist es langweilig. Da klingelt das Telefon. Am anderen Ende meldet sich Angelika Mutsch. Als Gästeführerin zeigt sie Besuchern der Eifel die Einsiedelei auf dem Ferschweiler Plateau bei Ernzen. Die Gegend kennt Lucky schon, schließlich ist er schon mal durch die Teufelsschlucht gewandert. Dort gibt es tolle Höhlen in den Felswänden. Interessiert fragt Lucky nach: "Eine Einsiedelei?" Noch weiß er nicht, dass es sich dabei um die Behausung eines Mönchs handelt, der allein in unbewohnter Waldgegend in einem Sandsteinfelsen hoch über dem Kloster von Echternach wohnte. Echternach ist eine Stadt in Luxemburg, die ganz nahe an der deutschen Grenze liegt. Nur ein Fluß, die Sauer, trennt die beiden Länder.

Aber zurück zur Einsiedelei. Lucky hört sofort, dass in dem Wort "Einsiedelei", "ein" und "siedeln" steckt. "Können Sie mir zeigen, wo der eine gesiedelt hat?", bettelt er. Mit Erfolg. Angelika Mutsch verabredet sich mit ihm an der Liboriuskapelle. Sie wurde 1680 von der Echternacher Abtei gebaut. Der Einsiedler musste sie betreuen.

"Einsiedler gab es hier schon vorher", erzählt Angelika Mutsch. Von den etwa 80 Einsiedeleien im Bitburger Land war diese, auch Klause oder Eremitage genannt, die Älteste.

"Klause, Pause, Jause", reimt Lucky vor sich hin. "Was hat dieser Einsiedler denn gegessen?", will er wissen. Angelika Mutsch zeigt auf den bewaldeten Hang neben der Kapelle: "Sicher ist, dass der Eremit hier einen Garten mit einem kleinen Weinberg hatte."

Aus der Ferne Kontakt zu den Brüdern



Eremiten oder Einsiedler führten ein ganz bescheidenes Leben. Ihre Aufgabe bestand vor allem darin, zu Beten und zu Büßen. Eine Vorratskammer gibt es vor der eigentlichen Wohnstätte des Einsiedlers aber doch. Neugierig steckt das Nagetier seine Nase hinein. Düster ist es in der Felsritze. Schnell will er weiter zur eigentlichen Wohnstätte.

"Da sitzt ja einer", ruft Lucky verblüfft. Das ist Tim. Der Neffe von Angelika Mutsch spielt für ihn den Einsiedler. Der Junge sitzt auf der in den Fels gehauenen Treppe. Die Stufen führen von der Kochnische zum Schlaflager. An den Wänden deuten Spuren auf ein Türchen und eine eingezogene Decke hin. Tim nimmt Lucky durch eine Öffnung in der Steinhöhle mit in den Betraum. Vier Schritte weiter haben sie eine tolle Aussicht auf Echternach. "Da ist ja die Abtei Echternach!", ruft Lucky begeistert. "Dieser Blick zur heiligen Mutterkirche war besonders wichtig", sagt Mutsch. So hielt der Mönch Kontakt zu den anderen Mönchen. "Vermutlich hatte der von der Abtei bestimmte Einsiedler aber auch eine Wächterfunktion", sagt Mutsch.

Das kann sich Lucky gut vorstellen: Von hier oben sieht man genau, wer kommt und geht. Ein Brand in der Stadt wäre sofort aufgefallen. "Apropos Feuer", sagt Lucky und springt zur Kochstelle. Mit den Augen folgt er dem Verlauf des Kamins. Ganz oben fällt Tageslicht durch eine kleine Öffnung. "Dadurch konnte der Rauch abziehen, wenn der Einsiedler Feuer zum Kochen oder Heizen gemacht hat", erklärt Angelika Mutsch und zeigt Lucky, wie die Hitze durch einen zweiten Schlot zum Nebenraum geleitet wurde.

Bei dem Gedanken findet er es fast schon gemütlich in der Felshöhle. Aber dann sind sich Tim und er doch einig: "Ich könnte kein Einsiedler sein. Dem war bestimmt langweilig."

Die Einsiedelei auf dem Ferschweiler Plateau kann man bei einer Wanderung erkunden. Am 21. November, um 13 Uhr findet die nächste statt. Treffpunkt: Kirche in Ernzen. Infos: Angelika Mutsch, Telefon 0171/4347409, E-Mail: angelika.mutsch@web.de.

ExtraLuxemburger Sandstein: Der Sandstein des Ferschweiler Plateaus entstand aus Gesteinsablagerungen eines Urmeers. Seine fein- bis grobkörnigen Quarzkörner sind mit Kalk gebunden. Regen spült das kalkige Bindemittel aus dem löchrigen Sandstein heraus. Es entstehen Einschnitte, die immer größer werden. So bilden sich Hohlräume, sogenannte Klüfte und Schlüffe. Die nutzten die Einsiedler und schlugen sich ihre Höhlenklause in mühevoller Arbeit aus em Stein. (kf)

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