Wenn Töne ins Rutschen kommen

Lena übt seit einer Stunde Geige, immer dieselben Töne. "Mein Gott", sagt Papa genervt. "Was ist denn das für ein Gerutsche? Kann sie nicht mal die Töne einzeln richtig spielen?"

Paul, der gerade Cello lernt und außerdem immer zu seiner Zwillingsschwester hält, kommt Lena zu Hilfe. "Lena übt das Glissando-Spiel", erklärt er und schaut Papa kopfschüttelnd an. "Du hast mal wieder keine Ahnung." (Papa spielt nämlich nur Fußball.)

Das Glissando-Spiel ist tatsächlich eine wichtige Technik beim Musikmachen. Das Wort ist italienisch. Es kommt aber ursprünglich vom französischen Verb "glisser". Das bedeutet "gleiten".

Das mit dem Gleiten kommt genau hin. Beim Glissando wird eine Folge von Tönen nämlich so gespielt, als ob die Töne auf der Rutschbahn wären oder mit einem Schlitten einen Hang hinunterglitten. Dabei werden die Töne nur ganz kurz angespielt, so dass sie stufenlos ohne Bruch ineinander übergehen.

Auf Streichinstrumenten wie der Geige lassen sich prima Glissandi (Mehrzahl) spielen. Dabei greift der Spieler zunächst mit dem Finger auf der Geigensaite den Anfangston der Tonfolge, die als Glissando gespielt werden soll und gleitet mit ihm dann die Saite entlang, bis zum letzten Ton der Folge. Gleichzeitig streicht der Geigenbogen über die Saite, um sie zum Schwingen zu bringen, damit Töne entstehen.

Ein ganz besonders schönes Instrument, um Glissando zu spielen, ist auch die Harfe. Ein Harfen-Glissando wird erzeugt, indem der Finger des Spielers auf der gleichen Höhe über mehrere der senkrechten Harfensaiten streicht. Das ergibt ein feines, märchenhaftes Klirren.

Auch Blasinstrumente spielen Glissandi. Bei der Posaune wird dazu stufenlos der Zug ausgezogen. Als tollstes Glissando-Instrument gilt die menschliche Stimme. Auch sie kann Tonfolgen wunderbar gleiten lassen.

Richtige Glissandi kann man überhaupt nur mit Instrumenten spielen, bei denen die Töne jedes Mal beim Spielen neu geschaffen werden. Beim Klavier etwa, bei dem die Töne bereits festliegen, hört man, auch wenn die Hände noch so schnell über die Tasten gleiten, immer noch einen Bruch zwischen den einzelnen Tönen.

In vielen Musikstücken kommen Glissandi vor. Sie machen das Stück oft heiter. Damit der Spieler weiß, wann er sie spielen soll, wird die Anweisung ins Notenblatt eingetragen. Dazu werden der erste und letzte Ton als Note eingetragen. Anfangs- und Schlusston werden durch eine Welle verbunden. Man kann die Töne aber auch durch einen Strich verbinden und "glissando" darüber schreiben.

Eva-Maria Reuther

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