Karl-Marx-Jahr Bei Karl musst du steh’n ...

Trier · ... bei Marx darfst du geh’n: Jetzt hat auch Trier Fußgängerampeln in ganz individuellem Design. Werden die Figuren Kult, sollen Fan-Artikel folgen.

 In Trier gibt’s jetzt Karl-Marx-Ampelmännchen.

In Trier gibt’s jetzt Karl-Marx-Ampelmännchen.

Foto: Friedemann Vetter

Was wurde schon gestritten über Karl Marx. Zum Beispiel, ob Lenin, Stalin, China seine Ideen für eine gerechte Gesellschaft richtig verstanden haben. Seine Schriften lassen da, keine Frage, Raum für Interpretation. Die Anweisungen, die Karl Marx an der Kreuzung Simeonstiftplatz/Margarethengässchen gibt, sind dagegen eindeutig: Seit Montag regelt er dort den Fußgängerverkehr. Statt des üblichen stehenden und gehenden Männchens, hält ein roter Marx, die Arme weit zur Seite gestreckt, die Passanten an. Springt die Ampel um, schwingt sein grünes Alter Ego schwungvoll die Beine – und signalisiert den Wartenden, dass der Weg jetzt frei ist.

Noch bevor auf dem benachbarten Simeonstiftplatz am 5. Mai die 5,40 Meter hohe Bronzestatue aufgestellt wird, sei Marx mit der Ampel „im Stadtbild angekommen“, sagte Oberbürgermeister Wolfram Leibe beim Vor-Ort-Pressetermin am Montag. Neben allen schwierigen und komplexen Diskussionen über die Präsentation des berühmtesten Sohns der Stadt, „gibt die Marx-Ampel dem Thema eine Leichtigkeit, die zu so einem Jubiläumsjahr auch dazugehört“, erklärte Leibe.

Die Idee für die Marx-Ampel hatte das städtische Amt für Presse und Öffentlichkeitsarbeit. Eine ganz neue Sache hat es damit nicht ausgegraben – auch andere Städte haben ihre Fußgängerampeln bereits individualisiert (siehe Extra). Und in Trier hatten einst Unbekannte – wohl, um für die Legalisierung von Marihuana zu werben – schon mal Hanfblatt-Schablonen vor Ampellichter montiert.

Mit dem künstlerischen Entwurf für die Marx-Ampelschablone hat die Stadt den Trierer Johannes Kolz beauftragt – bekannt für seine Alles-Trier-Comics, mit denen er kürzlich auch Info-Flyer des städtischen Bürgeramtes illustrieren durfte. „Ich wollte einen lustigen, liebenswerten Marx gestalten“, erzählt Kolz. Und tatsächlich hat der leicht dickliche Ampel-Marx etwas drolliges, sympathisches. Der Entwurf musste aber auch die Straßenverkehrsordnung berücksichtigen: „Die Symbole müssen gut erkennbar sein – auch von Weitem“, sagt Kolz. Dazu kamen technische Dinge: Die Konturen müssen überall mindestens fünf Millimeter breit sein, damit die Schablone nicht bricht. Schwer getan habe er sich mit der Zeichnung allerdings nicht, sagt Kolz. „Eigentlich hat der erste Versuch sofort gesessen.“

Fräsen lassen hat die Stadt die Schablonen von der Firma Siemens. Der Einbau in die Ampeln sei einfach, berichtet Wolfgang van Bellen, Leiter des Tiefbauamts. Die Ampellichter könnten leicht auseinander gebaut und die Schablone zwischen LED-Lampen und Milchglasscheibe eingesetzt werden. Noch vor Ostern sollen auch die Fußgängerampeln an der Kreuzung Stresemannstraße, in direkter Nähe des Karl-Marx-Hauses, ausgerüstet werden.

450 Euro hat die Herstellung der Musterschablone gekostet. Jede weitere nachbestellte Schablone koste nur acht Euro, sagt Amtsleiter van Bellen. Alle 73 Fußgängerampeln in Trier zu Marx-Lichtern umzuwandeln, sei allerdings nicht geplant, erklärt Baudezernent Andreas Ludwig. „Wir wollen maximal fünf Ampeln ausstatten – zwischen Simeonstiftplatz und Karl-Marx-Haus. Es soll schließlich etwas Besonderes bleiben und nicht überall im Stadtbild zu sehen sein.“

Ob die Marx-Bildchen Kult-Status entwickeln wie die Ost-Ampelmännchen in der Nach-Wende-Zeit, mit denen auf Taschen, Tassen und T-Shirts Millionen umgesetzt wurden? „Das müssen wir erst mal abwarten“, sagt Nicole Lauer vom städtischen Amt für Öffentlichkeitsarbeit. „Aber je nachdem wie gut die Sache ankommt, ist schon vorstellbar, dass es Fan-Artikel und Souvenirs geben wird.“

 Ein Karl-Marx-Ampelmännchen wurde an der Kreuzung Simeonstiftplatz-Margarethengäßchen-Kutzbachstraße installiert. Oberbürgermeister Wolfram Leibe   Foto: Friedemann Vetter

Ein Karl-Marx-Ampelmännchen wurde an der Kreuzung Simeonstiftplatz-Margarethengäßchen-Kutzbachstraße installiert. Oberbürgermeister Wolfram Leibe Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Trotz der so eindeutigen „Bei Rot musst du stehen, bei Grün darfst du gehen“-Symbolik könnte man dann wohl wieder über dessen Fehlinterpretation streiten – diesmal über Marx als Kommerzobjekt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort