Anpreiser, Aussteiger und Athleten

Der Markt ist groß: Im Profi-Basketball werden Spieler weltweit vermittelt. Wie das Suchen und Finden abläuft und wer wie viel verdient, das lesen Sie im vierten Teil der TV-Serie "Wer wird Millionär".

 Zack: Das TBB-Talent Chris Copeland bleibt in Trier. Sollte aber ein NBA-Club anklopfen, dürfte er gegen Ablöse gehen. TV-Foto: Willy Speicher

Zack: Das TBB-Talent Chris Copeland bleibt in Trier. Sollte aber ein NBA-Club anklopfen, dürfte er gegen Ablöse gehen. TV-Foto: Willy Speicher

Trier. Während des Termins mit dem TV-Reporter: Das Handy von Lothar Hermeling meldet sich mit der Melodie von "Summer of 69" . Ein Berater ist dran. Er will wissen, ob die TBB noch Bedarf hat. Vielleicht hat er einen guten Center im Angebot. Vielleicht einen Aufbauspieler.

Was auch immer: "Sorry, da sind wir schon zu", antwortet Hermeling. "Schon zu" - das bedeutet: Die TBB hat die Kader-Planung praktisch abgeschlossen. Nur noch ein junger deutscher Spieler wird gesucht. Am Freitag hatte Assistenztrainer Frank de Meulemeester in der Arena Spieler zum Probetraining empfangen. Eine Entscheidung ist dabei noch nicht gefallen. Große Eile haben die Trierer, die Ende August wieder ins Training einsteigen werden, dabei nicht. Aber wie läuft eigentlich das Wechsel-Geschäft im Basketball ab? Der TV gibt Antworten auf die Transfer-Fragen.

Werden auch in der Basketball-Bundesliga Ablösen gezahlt? Die TBB gehört in der Liga zwar zu den "ärmeren" Clubs. Aber auch in Trier werden gelegentlich Abfindungen gezahlt (in der Basketball-Sprache: "buy-outs"). Etwa bei der ersten Spieler-Verpflichtung von Trainer Yves Defraigne: Anfang 2008 holte er Marshall Phillips. Der konnte damals für einen Fix-Betrag von 10 000 Dollar aus der CBA herausgekauft werden, einer amerikanischen Liga, in der Talente oder gestandene Spieler schon mal "geparkt" werden. Auch der umgekehrte Fall kommt vor: Brandon Gay hatte vor der Saison 2007/08 noch einen Vertrag in Trier. Er wollte aber weg, wechselte nach Antwerpen. Im Gegenzug erhielt die TBB eine Abfindung.

Wie viel verdient ein Basketball-Profi in Deutschland? Da sind die Unterschiede groß. Generell gilt: Jeder BBL-Spieler, der einen Profi-Vertrag hat, muss nicht darben oder sich einen Nebenjob suchen. Auto und Wohnung werden im Allgemeinen vom Club überlassen, auch die (Heim-)Flüge der Amerikaner übernimmt oft der Verein. Ein Gehalt nicht unter 40 000 bis 50 000 Euro ist zumindest für die "Stammspieler" in der Liga realistisch. Bei den budgetstarken Clubs in der Liga wird für Top-Leute aber zum Teil deutlich mehr gezahlt.

Auf welchen Positionen wird's teuer? Je größer, desto teurer - so lässt es sich plakativ zusammenfassen, auch wenn diese Faustregel nicht in allen Fällen greift. Der Markt bei den Guards - den Spielmachern und guten Schützen - ist groß. Gute Center-Spieler oder auch Power Forwards verdienen im Zweifelsfall etwas mehr.

Wie läuft das mit den Verpflichtungen von Amerikanern ab? Vorab: Die Kader-Zusammenstellung der TBB ist in diesem Jahr im Vergleich zu früheren Jahren untypisch. Defraigne wollte (und konnte!) fast alle Spieler der Vorsaison halten. So wird es nach bisherigem Stand keinen einzigen Neuling aus den Staaten geben. Damit fällt ein gewisses Risiko weg. "Wir erkundigen uns immer sehr genau über einen Spieler, bevor wir ihn verpflichten. Wir müssen auch wissen, wie er sich abseits des Feldes verhält - dass er keine Partymaus ist oder einer, der für Ärger sorgt", sagt Hermeling. Bei einem College-Spieler, der vielleicht noch nie in Europa war, ist das aber schwer einzuschätzen: Selbst wenn ein Spieler in den DVD-Spielszenen noch so glänzt und sein Berater - was sollte er sonst tun! - im Halleluja-Tonfall lobpreist. Selbst wenn der Spieler wirklich Talent hat und er menschlich passt - wer weiß schon, ob er sich im neuen Umfeld zurechtfindet, in der Fremde? Das zeigt sich erst vor Ort. So kamen vor zwei Jahren - noch unter Trainer Joe Whelton - jede Menge Amerikaner zumindest kurzzeitig nach Trier, von denen kein Einziger mehr in Deutschland spielt: etwa Ted Skuchas, Andre Smith, Kyle Wilson, Daniel Cage. Anfragen und Angebote von Beratern gibt es gerade zwischen April und Oktober ständig - ob ein Verein nun konkret sucht oder nicht.

Wer entscheidet darüber, welcher Spieler kommt? Generell: Basis ist die Auswahl des Trainers. Defraigne hat für jede Position eine Prioritätenliste, auf der jeweils zwei oder drei Namen stehen. Den Kontakt zu den Spielern nimmt entweder Chef-Scout Mike Wolter oder Geschäftsführer Hermeling auf. Wolter, früherer luxemburgischer Nationalspieler, kümmert sich vor allem um die Kontakte zu den amerikanischen Spielern und Beratern. Feilschen gehört zum Geschäft. Wolter kann die Modalitäten aushandeln. Geschäftsführer Hermeling muss den Deal dann absegnen (im Rahmen des mit den Gesellschaftern abgestimmten Budgets). "Viele Agenten kommen aus der Branche, waren selbst Spieler", sagt Hermeling. Dazu zählt er etwa "seriöse Berater" wie Ingo Wolf (Agentur: Limelight), Patrick King (Pro One Sports) oder Geert Hammink (Court Side). Die Zusammenarbeit mit den meisten Agenten liefe gut. "Nur mit einem, den ich nicht nennen werde, verhandele ich nicht mehr. Der war nicht geradeaus." Üblich ist, dass die Berater bei erfolgreichem Transfer zehn Prozent des Gehalts als Provision bekommen.

Sind Ausstiegsklauseln in Spieler-Verträgen üblich? Je größer das Entwicklungspotenzial ist, desto wahrscheinlicher ist, dass ein Berater auf eine Hintertür im Vertrag pocht. "Das ist manchmal nicht zu ändern", sagt Hermeling: "Sonst kommt der Spieler gar nicht erst zu uns." Ein Beispiel: Wenn etwa ein NBA-Club Interesse an TBB-Power-Forward Chris Copeland haben sollte, kann er ihn gegen Zahlung einer vertraglich fixierten Summe und Einhaltung bestimmter Fristen "freikaufen". Wechsel von der BBL in die amerikanische Top-Liga sind dabei die Ausnahme. Der letzte Ex-Trierer, der von einem NBA-Team "gedraftet" (ausgewählt) wurde, war der Isländer Jon Arnor Stefansson (2003).

Welche Spieler haben einen Berater/Agenten? "99 Prozent in der Liga haben einen Agenten", sagt Hermeling. Das war in den 90ern noch anders. In den ersten Bundesliga-Jahren der Trierer hatten allenfalls die amerikanischen Spieler einen Berater. Es ging ja auch ohne: "Ich hatte nie einen Berater", sagt der frühere Nationalspieler James Marsh.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort