„Der Fisch stinkt vom Kopf her“

Trier · Er fühlt sich abgezockt und hintergangen: James Gillingham, nach sechs Jahren ausgemusterter Spieler der TBB Trier, kritisiert im Interview die Führung des Basketball-Bundesligisten.

(wir) Er war Publikumsliebling, Kapitän und Identifikationsfigur für die Fans: James Gillingham zieht im Gespräch mit TV-Mitarbeiter Willi Rausch eine Bilanz seiner sechs Jahre in Trier.

Welche Eindrücke nehmen Sie aus Trier mit?

Gillingham: Großartige, was die Stadt, die Lebensqualität, die Fans und die meisten Menschen angeht. Ich werde einige Freunde fürs Leben behalten. Zum Beispiel James Marsh, dessen Freundschaft und Professionalität ich schätzen gelernt habe, aber auch die einiger anderer, die ich sehr vermissen werde.

Sie erwähnen niemanden aus der Vereinsführung …

Gillingham: Nein. Ich habe in Deutschland das Sprichwort gelernt, dass der Fisch vom Kopf her stinkt. Das trifft leider auf die TBB zu. Vom Mehrheitsgesellschafter angefangen bis zum Manager ist die Unternehmenskultur unprofessionell. Ich kenne Basketball auf hohem Niveau vom College über die Sommercamps bis zur kanadischen Nationalmannschaft. Nirgendwo wurde auch nur annähernd so amateurhaft gearbeitet wie hier. Es ist bezeichnend, dass das Management einen Tag, nachdem die Gehälter um zehn Prozent gekürzt wurden, innerhalb weniger Tage zwei Fehler macht, die den Verein mehr als 8000 Euro kosten (Anm. der Red.: Strafe durch die BBL wegen Verstoßes gegen die Spielordnung. In Ulm war Trier mit einem Spieler zu wenig, beim MBC mit einem deutschen Spieler zu wenig angetreten). Dass solche Dinge die ohnehin vorhandenen Spannungen verstärkt haben, kann jeder nachvollziehen.

Haben Sie damals mit dem Gedanken gespielt, den Verein zu verlassen?

Gillingham: Ja, schließlich habe ich ja auch eine Verantwortung gegenüber meiner Familie. Und ich war mir nicht sicher, ob der Verein die Saison überlebt. Als die Saison zu Ende war, waren ja auch noch nicht alle Gehälter bezahlt. Vielleicht verstehen die Fans jetzt auch, weshalb die Mannschaft unter ihren Möglichkeiten spielte, weil sie sich mehr mit Dingen außerhalb des Spielfelds befassen musste als mit ihrer eigentlichen Aufgabe. Wie mir ging es auch den meisten anderen. Für mich waren die Fans der Hauptgrund, in Trier zu bleiben. Ich hoffe, sie werden mich in ebenso guter Erinnerung behalten wie ich sie, und wünsche Coach Henrik Rödl alles Gute für die Zukunft.

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