MOTORSPORT : Blitze, Laszlo und ein Frusterlebnis

THOMM. Der Vorjahressieger setzte sich erneut durch: Laszlo Szasz gewann das Trierer Bergrennen und gleichzeitig das TV -Euro-Formel-Meeting. Lokalmatador Arnold Wagner fiel bereits im ersten Rennlauf aus.

 Flacher Italiener: Denny Zardo setzte sich erst im letzten EBM-Lauf vor Herbert Stenger durch.Foto: Funkbild

Flacher Italiener: Denny Zardo setzte sich erst im letzten EBM-Lauf vor Herbert Stenger durch.Foto: Funkbild

Das Häuflein Elend kauerte in der Ecke seines Lkw, den Tränen nahe. "Das darf doch alles nicht mehr wahr sein", stammelte Arnold Wagner, "das gibt es doch alles nicht mehr. Ich bin verzweifelt." Der Lokalmatador aus Kruchten hatte die Trainingsläufe dominiert, hatte den haushohen Favoriten Laszlo Szasz dreimal hinter sich gelassen. Dann der erste Rennlauf, die Steinbruch-Kurve. "Auf einmal hatte ich überhaupt keine Power mehr, ich fuhr höchstens noch auf fünf von acht Zylindern." Dennoch kämpfte sich Wagner ins Ziel, erreichte sogar die drittbeste Zeit des ersten Laufs - doch dann war Schluss. Wie vor zwei Jahren, als er im ersten Lauf seinen Wagen in die Leitplanke gesetzt hatte. "Ich habe sieben Rennen in diesem Jahr bestritten, habe sieben Mal gewonnen - allesamt fernab der Heimat. Komme ich hier in die Nähe geht alles schief", meinte der mehrfache deutsche Bergmeister, der für das Racing Team Trier startet. Vor Wochenfrist war er in Wolsfeld abgeschmiert, nun platzte die Zylinderkopf-Dichtung. "Ich war so nah dran, das Auto war top, ich glaube, ich hätte den Gesamtsieg geschafft, ich war so viel besser als die Konkurrenz. Ich habe Szasz im Training vier Sekunden abgenommen. Es ist zum Heulen." So fuhr der Ungar, der sich bereits 2002 den Gesamtsieg gesichert hatte, unangefochten mit Bestzeiten in allen drei Läufen - aber ohne Streckenrekord - zum Sieg. Für ihn selbst überraschend: "Ich hatte gedacht, die Italiener wären mir hier überlegen, ich hatte noch ein paar Probleme mit meinem Wagen", sagte der Ungar. Dahinter folgte die eigentliche Sensation des Rennwochenendes: Nur vier Zehntel hinter dem jungen, schnellen Italiener Denny Zardo, der schon am Rechberg gewonnen, hatte, wurde der "bayrische Löwe" Herbert Stenger in seinem Eigenbau Gesamtdritter und Zweiter des EBM-Rennens. "Für mich war das keine Überraschung", sagte Stenger, der den EBM-Sieg beim Start des dritten Laufs verlor, als er kurz stehen blieb. Der 56-Jährige, dessen Auto nicht nur 50 Kilo schwerer ist als die Wagen der Konkurrenz, sondern bereits 25 Jahre auf dem Buckel hat, ist immer noch heiß, es "den jungen Hüpfern" zu zeigen: "Erfahrung zahlt sich aus. Es macht einen Riesen-Spaß, dieitalienischen Profis hinter sich zu lassen. Die könnten doch alle meine Kinder sein. Schade, dass es doch noch einer schaffte." Stenger gewann bereits vier Mal in Trier - und denkt noch lange nichts ans Aufhören: "Am Wochenende beim Motorsport hole ich mir die Kraft für meine Arbeit in der Woche." Die EBM fährt er nicht komplett, das sei ihm zu stressig, aber bei den ausgewählten Rennen ist er immer vorne dabei. Daneben startet er in der Deutschen Meisterschaft und im Europa-Regionen-Cup, den er in Serie gewinnt. "Seit 1997 habe ich im Schnitt fünf Titel pro Jahr eingefahren. Das ist doch was." Stenger hat in seiner über 30-jährigen Rennerfahrung alle Top-Piloten bereits hinter sich gelassen - nun "fraß" er die jungen Italiener, mit Ausnahme von Zardo. Auch bei den Tourenwagen gab es eine Überraschung: Nicht der favorisierte Tscheche Robert Senkyr, sondern der Slowake Martin Kois setzte sich durch. Bester Deutscher war Rainer Krug als Vierter. Überschattet wurde das 32. Trierer Bergrennen am Samstag von einem tragischen Unfall: Gegen 17 Uhr schlug ein Blitz in die Funkleitung der Streckenposten und die Zeitnahme ein. Durch die Kabel wurde der Blitz weitergeleitet, sieben Streckenposten erlitten Verletzungen, sie mussten zur Beobachtung ins Krankenhaus eingeliefert werden - am Sonntag ging es ihnen aber schon wieder besser, einige standen sogar schon wieder an der Strecke. "Das war eine einzige Wetter-Katastrophe", sagte Renn-Chef Manfred Kronenburg. Zunächst hatte am Samstag ein Gewitter für eine zweistündige Unterbrechung gesorgt, dann - als der dritte Trainingslauf gestartet werden sollte - schlug der Blitz ein. Vorsorglich wurde das traditionelle Promi-Rennen abgesagt, die Teilnehmer spendeten dennoch ihren Obolus für soziale Zwecke. Am Renntag hatte Petrus dann ein Einsehen. Bei besten äußeren Bedingungen gingen die Läufe über die Bühne. "Glück gehabt", meinte Sieger Szasz, "bei Regen hätte ich keine Chance gehabt." Stenger sah die hohen Temperaturen etwas anders: "Das ist nix für so einen alten Mann wie mich. Vielleicht sollte ich besser Angeln gehen bei so einem Wetter."

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