Bar statt Bayer

RIVENICH. Das bittere letzte Spiel für den "Trainer des Jahres": Der TV hat sich die Leverkusener 1:2-Niederlage gegen Rostock mit Freunden und Bekannten von Klaus Toppmöller in "Toppis Sportsbar" angesehen.

 "Das war's, Toppi": Rivenicher verfolgen in der Sportsbar des berühmtesten Kindes der Gemeinde die Bayer-Niederlage.Foto: Willi Speicher

"Das war's, Toppi": Rivenicher verfolgen in der Sportsbar des berühmtesten Kindes der Gemeinde die Bayer-Niederlage.Foto: Willi Speicher

War\\\'s das? Die Frage bleibtunausgesprochen - aber die Blicke der 50 Kneipen-Gäste sprechenfür sich. Samstag, 17.20 Uhr, "Toppis Sportsbar" inRivenich. In der Ecke steht ein lebensgroßer Rudi Völler ausPappmaché, große Tafeln erinnern an das Champions-League-Finale.Diese Niederlage, dieses 1:2 gegen Rostock, ist wenigerglamourös. Nichts für die Fußball-Annalen. Aber für Klaus Toppmöller ist sie entscheidender als die Pleite vor einem Dreiviertel-Jahr gegen Real Madrid.

Das war\\\'s, Abpfiff. Fotografen in der Sportsbar versuchen, die enttäuschten Blicke und ein bisschen Trauer festzuhalten. "Da wird die Trainerentlassung zur Erwartungshaltung", sagt der Fernseh-Kommentator. Er erfährt von einigen Zuschauern zaghafte Zustimmung. Auch der Pessimist am Nebentisch behält Recht. "Da passiert nix mehr". Im Fünf-Minuten-Takt hat er nach dem 1:2 die Weisheit wiederholt, gebetsmühlenartig "Doch, die schaffen das noch", hat sein Nachbar anfangs noch geantwortet. Jetzt ist er still und zieht nachdenklich an seiner Zigarette.

Die Fernsehkameras fangen die letzten Bilder von Trainer Klaus Toppmöller in der BayArena ein. Das war\\\'s, Toppi. Da hat kaum einer der etwa 50 Gäste in seiner im September 2002 eröffneten Sportsbar Zweifel. Vielleicht steht Toppmöller ja schon am nächsten Samstag selbst wieder hinter der Theke, zapft Bier und schaut, was sein Nachfolger Thomas Hörster aus der Mannschaft rausholt. Keine gute Idee, findet ein Trainerkollege. "Samstags sehe ich den Klaus lieber auf der Leinwand", sagt Erwin Berg. Wie fast alle Gäste kennt der Coach des Oberligisten FSV Salmrohr den "Trainer des Jahres 2002" nicht nur aus dem Fernsehen. "Wenn der Klaus jetzt hier wäre, würden wir sicher über vieles reden - aber nicht über Fußball."

"Wenn ich weg bin, geht es nach unten"

Für "Sportsbar"-Pächter Uwe Oeffling ist gleich nach der Partie klar, dass das Toppis letztes Spiel als Bayer-Coach war. Er ist nach Spielende im Stress: Der Mann an der Theke will Bier, die Radio-Teams wollen eine Telefonleitung, die Presse will seine Meinung hören. "Der Zug ist abgefahren", sagt er, zapft zwischenzeitlich und ergänzt sogleich: "Aber das liegt nicht am Trainer."

Das ist die Essenz. In Rivenich sind sie Toppi-Fans - nicht nur des Trainers Toppmöller sondern vor allem des Menschen, Nachbarn, Kollegen: Das Schicksal von Bayer Leverkusen ist wichtig, interessant und spannend. Solange Toppmöller dort Trainer ist.

"Der ist immer auf dem Boden geblieben", "Klaus gibt immer 110 Prozent", "der ist ein Super-Typ" - das sagen Rivenicher über den bekanntesten Sohn der kleinen Gemeinde im Salmtal.

Es ist noch kein halbes Jahr her, dass Toppmöller augenzwinkernd über seine Ex-Vereine Frankfurt und Saarbrücken sagte: "Wenn ich irgendwo nicht mehr bin, geht es da nach unten." Bleibt für Reiner Calmund, Thomas Hörster & Co. zu hoffen, dass sich Klaus Toppmöller diesmal täuscht.

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