Das Objekt der Begierde

KAISERSLAUTERN. Miroslav Klose hat wieder zu alter Stärke zurückgefunden. Doch während sich die FCK-Fans über seine wichtigen Tore gegen den Abstieg freuen, wollen Topklubs der Liga den Torjäger aus der Pfalz weglocken.

Miroslav Klose ist ein junger Mann vom Typ "Liebling aller Schwiegermütter": Immer nett, immer freundlich, immer mit einem Lächeln auf den Lippen, er hat keine Allüren und ist im Gegensatz zu vielen seiner Berufskollegen nie vorlaut. Und natürlich ist der Sunny-Boy auch der Liebling aller deutschen Fußball-Fans. Denn der 24-Jährige bringt alles mit, was einen Topstürmer ausmacht: Er ist schnell, kopfballstark und vor allem eiskalt vor dem Tor. Doch seit "Salto-Klose" im ersten WM-Vorrundenspiel der deutschen Nationalmannschaft im vergangenen Sommer Saudi-Arabien gleich drei Dinger eingeschenkt hatte und im weiteren Turnierverlauf zwei weitere Treffer folgen ließ, steht sein Name in den Notizblöcken zahlreicher Trainer Topklubs in Italien, Spanien oder England. Und natürlich auch bei den Großen der Bundesliga. Dabei imponierten nicht nur seine Leistungen auf dem Platz, sondern auch der Verlauf der Karriere des gebürtigen Polen: 1998 kickte Miro, der nach wie vor in seinem schlichten 100-Quadratmeter-Haus in Kusel wohnt, noch in der Bezirksliga bei der SG Blaubach-Diedelkopf. Nun steht der rheinland-pfälzische Sportler des Jahres 2002 vor seiner wohl bislang schwierigsten Entscheidung: Geht er für seinen Verein 1. FC Kaiserslautern auch in der nächsten Saison auf Torejagd, oder erliegt er doch den Lockrufen der großen Klubs? Sein Vertrag läuft noch bis zum 30. Juni 2005, dann könnte er ablösefrei wechseln. Doch Klose besitzt eine Ausstiegsklausel, wonach er ein Jahr früher für festgeschriebene fünf Millionen Euro wechseln könnte. Diese Transferrechte wurden≤ aber im Winter an Toto-Lotto Rheinland-Pfalz abgetreten, der dem Verein damit in höchster Not unter die Arme griff. Finanziell gesehen würde der wirtschaftlich in den Seilen hängende Verein also nur dann etwas verdienen, wenn Klose schon in diesem Sommer wechselt. Dann könnte für den FCK etwas abspringen, wenn die Ablöse mehr als fünf Millionen beträgt. Doch das liegt natürlich nicht im Interesse seines Trainers Erik Gerets, der einen vorzeitigen Transfer seines Topstürmers als "kaum zu lösendes Problem" bezeichnet. Tatsächlich würde ein Abgang Kloses ein kaum gleichwertig zu füllendes Vakuum im FCK-Sturm bedeuten. Gerets möchte weiter mit Klose zusammenarbeiten und ihm noch etwas beibringen: "Miro muss noch lernen, vor allem im Kombinationsspiel mit Vratislav Lokvenc." Doch der Belgier setzt seinen Musterschüler nicht unter Druck: "Er soll jetzt erst einmal in Ruhe in der Nationalmannschaft spielen, in der Woche darauf setzen wir uns dann zusammen und reden über die Zukunft." Wie er die Chancen beurteilt, Klose halten zu können? "80 zu 20!" Der Nationalstürmer selbst hält den Ball flach. "Das ist eine riskante Zahl," meinte er zur Äußerung seines Trainers, obwohl er immer wieder unterstreicht, dass er sich in der Pfalz "superwohl" fühlt. Die Tendenz geht wohl dahin, dass Klose auch in der nächsten Spielzeit auf dem Betzenberg kickt. Unter einer Voraussetzung: Der FCK steigt nicht ab, denn der Torjäger stellt klar: "In der 2. Liga kann ich nicht spielen."

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