Pleitegeier kreist über dem Betze

KAISERSLAUTERN. Der 1. FC Kaiserslautern steht vor dem finanziellen Aus. Steuernachforderungen des Finanzamtes Kaiserslautern in Höhe von 12,9 Millionen Euro zwingen den FCK zum sofortigen Verkauf des Stadions.

Eigentlich wollte der 1. FC Kaiserslautern gestern nur zwei Pressekonferenzen veranstalten. Eine, um den neuen Ausrüster, den Sportartikel-Hersteller Kappa, zu präsentieren. Der wird ab dem 1. Juli die FCK-Kicker ausstatten und damit die Firma Nike als Ausrüster ablösen. Und eine, um mit Trainer Erik Gerets über das Spiel des FCK am Samstag bei Schalke 04 zu reden. Doch auf Grund der aktuellen Ereignisse wurde noch eine dritte Pressekonferenzen eingeflochten. Eine, die brisanter nicht sein könnte. Denn da ging es um die Zukunft des Vereins. Ums Überleben. Seit die Meldung über die Steuer-Nachforderungen des Finanzamtes über 12,9 Millionen Euro wie eine Bombe eingeschlagen ist, fragen sich Journalisten und Fans: War's das? Diese Frage haben sich auch der FCK-Vorstandsvorsitzende René C. Jäggi und Vorstandsmitglied Erwin Göbel angesichts der sofortigen Zahlungsaufforderung von 8,3 Millionen Euro gestellt. "Dies bringt uns in eine ganz gefährliche Situation", sagt Jäggi. "Es besteht die Gefahr der sofortigen Überschuldung." Diese Situation eingebrockt hat dem neuen FCK-Vorstand die alte Vereinsführung um Jürgen Friedrich. Denn die schloss mit mehreren Spielern Verträge über die Abtretung der Persönlichkeitsrechte ab. An der Steuer vorbei. "Es handelt sich dabei in der Regel um ausländische Spieler, die überwiegend nicht mehr hier spielen", sagt Erwin Göbel. Um wieviele Spieler es geht, und welche davon noch beim FCK unter Vertrag stehen, wollte Göbel nicht sagen. Bekannt ist aber, dass die ehemaligen Profis Taribo West und Youri Djorkaeff durch solche Verträge verdeckte Gehaltszahlungen kassierten. Pikant ist in diesem Zusammenhang, dass ausgerechnet Djorkaeff vom FCK angeblich noch austehende Prämien in Höhe von etwa 250 000 Euro einklagen will. Angesichts der Aufforderung des Finanzamtes Kaiserslautern über die sofortige Zahlung von 8,3 Millionen, die dem FCK in den nächsten Tagen zugehen wird, ist die Viertelmillion, die Djorkaeff haben will, kaum der Rede wert. Jäggi: Wir waren auf dem richtigen Weg

Die Vereinsführung hat andere Sorgen. "Wenn das Finanzamt bereits morgen diese Summe einziehen würde, wären wir zahlungsunfähig", sagt René Jäggi. Und damit würde die Insolvenz drohen. Doch das will der Vorstand mit allem Mitteln vermeiden: "Wir haben alles, was rechtlich möglich ist, sofort mit unseren Anwälten in die Wege geleitet", sagt Jäggi, der unter Hochdruck arbeitet, kaum geschlafen hat. "Wir werden von Juristen beraten, die sich im Insolvenzrecht auskennen. Ich bin sicher, in einigen Fällen wird es auch zu Reduzierungen der Forderungen kommen. Und darüber werden wir in den nächsten Tagen mit den Finanzbehörden diskutieren." Doch über einen Punkt braucht beim FCK nicht mehr diskutiert zu werden egal wieviel der Verein zunächst ans Finanzamt zahlen muss: Geld muss her! Denn alleine aus dem Ausbau der Nord- und Südtribüne schleppt der FCK noch Altschulden von 16 Millionen Euro mit sich herum. Dazu kommt der Anteil am Ausbau der Osttribüne mit 20 Millionen Euro. Für das laufende Geschäftsjahr rechnete der Verein zunächst mit einem Minus von 9,6 Millionen Euro. Dieses Minus wurde zwar nach unten gedrückt durch die Abtretung der Transferrechte an Miroslav Klose (fünf Millionen Euro) und durch die Spende der Spieler von 1,5 Millionen Euro an Prämiengeldern. "Da waren wir auf dem richtigen Weg, um die Lage zu verbessern", sagt René Jäggi. Aber nun schlägt das Finanzamt zu. Und Jäggi sieht nur noch einen Ausweg: "Wenn wir die Insolvenz vermeiden wollen, müssen wir uns innerhalb der nächsten acht Tage vom Stadion trennen. Wir haben keine andere Alternative mehr." Der Buchwert des Fritz-Walter-Stadions beträgt laut Erwin Göbel derzeit 33 Millionen Euro. Dem FCK droht weiteres Ungemach. Zum einen schließen die Verantwortlichen nicht aus, dass neben der riesigen Steuernachforderung auch noch eine saftige Geldstrafe gegen den Verein verhängt wird. "Zum anderen rechne ich mit einer Strafe durch die Deutsche Fußball Liga", sagt René Jäggi. Und die könnte Geldbuße, Punktabzug oder Lizenzentzug lauten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort