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Mehr junge Menschen mit psychischen Problemen

Bei ihrer Arbeit stoßen die beiden Eifelkreis-Streetworker Franz Urfels und Elmar Zenner immer häufiger auf junge Menschen mit psychischen Erkrankungen. In der Sitzung des Jugendhilfeausschusses waren diese Missstände Thema.

Bitburg. Dort, wo Elmar Zenner und Franz Urfels in Erscheinung treten, gibt es in der Regel Probleme. Denn die beiden arbeiten als Streetworker, wenngleich sie die Bezeichnung "aufsuchende Jugendsozialarbeiter" bevorzugen. Schließlich arbeiten sie nicht nur auf der Straße, sondern auch in Häusern und Wohnungen, suchen dort junge Menschen in ihrer Umgebung auf und werden dabei oft mit ernüchternden Zuständen konfrontiert.

Treffpunkt Stadtwald oder Busbahnhof



"Die meisten hier im Saal haben keine Vorstellung davon, wie Leute im Eifelkreis mitunter hausen", sagt Zenner, der gemeinsam mit Urfels zur Sitzung des Jugendhilfeausschusses in die Kreisverwaltung gekommen ist, um über die Schwerpunkte der aufsuchenden Jugendsozialarbeit im Eifelkreis zu berichten.

Seit 1998 gibt es dort das Angebot des Caritasverbands Westeifel. Doch weil der Eifelkreis groß und die Infrastruktur vergleichsweise schlecht sei, würden sie sich bei ihrer Arbeit hauptsächlich auf Bitburg und Prüm konzentrieren, fügt der Diplom-Pädagoge hinzu. Was für Zenner der Zentrale Omnibusbahnhof (Zob) in Bitburg, ist für Diplom-Psychologe Urfels der Stadtwald in Prüm. An beiden Orten treffen sie auf Jugendliche, die von anderen Sozialeinrichtungen nicht oder nicht mehr erreicht werden.

Die Ursachen sind vielschichtig



Und was beiden sowohl dort als auch bei den Hausbesuchen auffalle, sei der geistige Gesundheitszustand ihrer Klienten. "Wir haben es immer mehr mit jungen Menschen zu tun, die psychische Probleme haben", sagt Urfels. "Und wir reden hier nicht vom Liebeskummer, sondern von einem absolut massiven Anstieg von suizidgefährdeten Jugendlichen und Borderline-Patienten", fügt Zenner hinzu (siehe Extra). Zudem gebe es immer häufiger Fälle von Wahrnehmungsstörungen, "sowohl im Selbstbild als auch in der Fremdwahrnehmung".

Das bestätigt auch Ausschuss-Mitglied Richard Krüger, der als Berufsberater ähnliche Beobachtungen macht. "Die Probleme werden immer gravierender", sagt Krüger, doch sei ein Anstieg der psychischen Erkrankungen nicht nur bei Jugendlichen, sondern auch bei Erwachsenen zu verzeichnen.

Konkrete Zahlen zum Anteil und Anstieg der psychisch Kranken in der aufsuchenden Jugendsozialarbeit wird der neue Tätigkeitsbericht liefern, der in einigen Wochen vorliegen soll. Auf die Frage nach den Gründen für die Entwicklung können die Streetworker jedoch keine Antwort liefern. "Die Ursachen sind vielschichtig", sagt Zenner, doch kämen die Betroffenen überwiegend aus zerrütteten Familienverhältnissen. "Das müssen keine desolaten Zustände sein", sondern oft reiche es schon aus, dass die Eltern getrennt lebten oder aber einen neuen Lebenspartner hätten. "Und es hat auch nicht zwangsläufig etwas mit den Einkommensverhältnissen zu tun." Extra Bei einer Borderline-Persönlichkeitsstörung (BPS) sind bestimmte Bereiche der Gefühlswelt, des Denkens und des Handelns beeinträchtigt, was sich durch negatives und oft nicht nachvollziehbares Verhalten in zwischenmenschlichen Beziehungen sowie im gestörten Verhältnis zu sich selbst äußert. Borderline wird sehr häufig von weiteren Belastungen begleitet, wie beispielsweise Depressionen sowie verschiedenen Formen von selbstverletzendem Verhalten. Dazu gehört auch das Aufschneiden oder Aufritzen der Haut an Armen und Beinen mit scharfen Gegenständen wie Rasierklingen, Messern oder Scherben. BPS tritt häufig in Zusammenhang mit anderen Persönlichkeitsstörungen auf. (uhe)

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