Ein Stück Styropor schreibt Filmgeschichte

In diesen Tagen stehen die Kriegerdenkmäler im Zentrum öffentlicher Aufmerksamkeit. An den Ehrenmälern wird der Opfer der Weltkriege gedacht. Dass eines aus dem Hunsrück Filmgeschichte geschrieben hat, wissen die wenigsten.

Hundheim/Woppenroth. In den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurden in vielen Dörfern der Region Kriegerdenkmäler aufgestellt, um der Gefallenen des Ersten Weltkriegs zu gedenken. Das war auch in Hundheim der Fall. Die überlebensgroße Skulptur aus gelbem Sandstein stammt aus dem Atelier von Friedrich Bonnekoh, einem Vorfahren des heutigen Morbacher Steinmetzes Johannes Bonnekoh. Dass diese Skulptur Filmgeschichte geschrieben hat, wissen nur wenige.

In Schabbach, dem fiktiven Ort, in dem das Reitz'sche Film-Opus "Heimat" spielt, steht ein Kriegerdenkmal, das dem Hundheimer täuschend ähnlich sieht. Es hat den Ausstattern Pate gestanden, wie der in Morbach gebürtige Regisseur dem TV auf Anfrage mitteilt. Warum es dazu kam, könne er heute auch nicht mehr sagen. Aber immerhin stammt die Familie Reitz aus Hundheim.

Im Film kommt das Ehrenmal immer wieder vor: von seiner Einweihung mit Kinderchor und Dorfschullehrer in der ersten von elf Episoden bis zum Besuch von "Hermännchen" auf dem Friedhof in der letzten.

Nachdem die letzte Klappe gefallen war, entzündete sich an der Kopie aus Styropor und Gips ein Streit. Bei den Dreharbeiten hatte sie hauptsächlich in der Ortsmitte von Woppenroth, VG Kirchberg, gestanden, später in Griebelschied, VG Herrstein. Dort sollte sie offenbar entsorgt werden, wie dem Leiter des Simmerner Hunsrück-Museums Fritz Schellack vor Jahren erzählt wurde. Der Griebelschieder Gastwirt Horst Neef sollte dies wohl tun. Doch weil der Wagen, auf dem die Kopie stand, zunächst anderweitig benötigt wurde, sei sie zunächst abgeladen und in dessen Scheune gestellt worden.

Nach der Ausstrahlung brach der große Rummel über Woppenroth herein. Viele "Heimat"-Freunde kamen in den Hunsrück auf der Suche nach Schabbach. Die Woppenrodter hätten gern die Styropor-Figur wieder aufgestellt. Eine Abordnung sei damals nach Griebelschied gefahren, um die Filmrequisite zurückzubekommen, erinnert sich Toni Sulzbacher (82), damals Bürgermeister von Woppenroth. Damals muss es zu Auseinandersetzungen gekommen sein. Gerd Neef, Sohn des verstorbenen Gastwirts, will sich zu dem Thema deshalb nicht mehr äußern. Die Frage, ob sich die begehrte Requisite weiter im Besitz der Familie befindet, beantwortet er ebenfalls nicht. Schellack jedenfalls, der mit Neef weitläufig verwandt ist, hofft darauf. Er würde sie gern mit anderen "Heimat"-Requisiten im Museum zeigen.

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