Bürgerinitiative gegen Mobilfunkmast lässt nicht locker

Große Chancen, Mobilfunkbetreiber O2 und den Vermieter des Mobilfunkmasts am Ortsrand von Kempfeld dazu zu bewegen, die Anlage abzunehmen, sehen weder die Ortsgemeinde noch die Bürgerinitiative (BI). Jetzt setzen beide darauf, künftige Beeinträchtigungen möglichst gering zu halten. BI-Mitglieder wollen sich sogar Blut abnehmen lassen, um die Belastung für den Körper nachzuweisen.

Kempfeld. (da) Das Kirkeler Modell fasste der Diplomchemiker Hans-Josef Regneri im Dorfgemeinschaftshaus in eine griffige Formel: "Mobil telefonieren bei möglichst geringer Strahlenbelastung." Dahinter verbirgt sich der - in dem saarländischen Ort erfolgreiche - Versuch, eine Aufrüstung von Mobilfunkmasten zu verhindern. Die Lösung liegt in einer "einfachen Bauleitplanung", die den bestehenden Bebauungsplänen übergestülpt wurde. Damit, so heißt es in einer Beschreibung des Modells, kann "die Errichtung von neuen Mobilfunkmasten zwar nicht verhindert, aber kontrolliert und geregelt werden".

"Leicht war der Weg nicht", stellte Regneri heraus, der damals als Beigeordneter die Umsetzung des Modells koordinierte: "Es hat viele Stunden Arbeit erfordert, viele Sitzungen, viele Diskussionen. Für Ehrenamtliche wird das ein Problem sein. Aber unser Weg hat gezeigt: Es geht, wenn man will. Man kann planen, dass Masten dorthin kommen, wohin es die Gemeinde will."

Gerd Schneider vom Bauamt der Verbandsgemeinde Herrstein gab zwar zu bedenken, dass "auch die Kreisverwaltung die einfache Bauleitplanung kritisch sieht": Es gab bisher kein Gericht, das sich mit dem Kirkeler Modell befasst hat. Allerdings will er umgehend Unterlagen anfordern, die im Ortsgemeinderat Kempfeld Anfang Juni diskutiert werden sollen: unter anderem die Erkenntnisse von Peter Nießen, der im Auftrag des EMF-Instituts am 30. März die Strahlenbelastung in der Umgebung des Mobilfunkmasts gemessen hatte. Die Bürgerinitiative schöpft mit diesem Vorgehen Hoffnung, den Mobilfunkbetreiber dazu zu bewegen, seinen Sendemast zu verlegen: Ausgestrahlt wird dort derzeit im Frequenzbereich GSM, nicht mit den deutlich leistungsstärkeren Frequenzen im UMTS-Netz. Deren Ausstrahlung wäre am bisherigen Standort nicht möglich, wenn die "einfache Bauleitplanung" durchgesetzt wird.

Mit Abwarten will sich die BI nicht zufriedengeben



O2 würde, so hofft jedenfalls die Bürgerinitiative (BI), einen neuen Standort suchen, um mit UMTS zu senden. Mit Abwarten will sich die BI nicht zufriedengeben. Sie nahm eine Anregung von Regneri auf, die in Kirkel umgesetzt wurde: "Die Bürger haben Blutproben von sich genommen und einlagern lassen. Auf diese Weise können sie in einigen Jahren die Blutwerte vergleichen. Wenn sie sich verändert haben, haben sie gute Chancen, gegen den Mobilfunkbetreiber vorzugehen." Auch Mitglieder der Kempfelder BI wollen sich Blutproben nehmen lassen, informierte BI-Sprecher Frank Hahn. Bernd Giesa allerdings will mehr. Auch in seiner Heimatgemeinde Kirschweiler war ein Mobilfunkmast aufgestellt worden, Bürger wehrten sich erfolglos.

Für Giesa steht fest, dass weitere Sendemasten in der Region aufgestellt werden. Deshalb fordert er von Kreis und Verbandsgemeinden, die Ortsgemeinden darüber zu informieren, wie sie sich wehren können und die Mobilfunkbetreiber gezwungen werden könnten, mit ihnen zu verhandeln.

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