Den Römern auf der Spur

Archäologie-Studenten der Universität Trier haben zwei Wochen lang einen Bereich der Konzer Kaiservilla untersucht, wo heute noch Überreste des Kaltbades zu sehen sind. Professor Klaus-Peter Goethert hat dabei neue Erkenntnisse gewonnen, die die Angaben in historischen Planskizzen ergänzen.

 Graben, finden, dokumentieren: Während die Studenten den Bereich neben der heutigen St.-Nikolaus-Kirche erforschen, zeigt Professor Klaus-Peter Goethert Joachim Weber und Karl Krämer(von links) die bisherigen Pläne des Villenumrisses. TV-Foto: Anke Pipke

Graben, finden, dokumentieren: Während die Studenten den Bereich neben der heutigen St.-Nikolaus-Kirche erforschen, zeigt Professor Klaus-Peter Goethert Joachim Weber und Karl Krämer(von links) die bisherigen Pläne des Villenumrisses. TV-Foto: Anke Pipke

Konz. Robin Hämmerling hält die Messlatte fest in der Hand. Sie muss genau senkrecht neben einem kleinen Plattenstapel stehen, der Bestandteil der römischen Hypokauste (eine Art Fußbodenheizung) war. Nur so kann Julia Kutscher die richtigen Daten vom Nivelliergerät ablesen. Zusammen mit Eva Bleser und Ulrich Lorenz arbeiten die Trierer Uni-Studenten der Archäologie unter Leitung von Sascha Schmitz seit etwa zwei Wochen im Bereich der ehemaligen Kaiservilla in Konz, direkt neben der heutigen Kirche St. Nikolaus, neben dem Treppenabgang zum Friedhof. Mit Spaten und von Hand haben sie den Boden vor dem noch erhaltenen Überrest eines römischen Kaltbads (Frigidariums) ausgehoben und die Struktur teils erhaltener Steinwände freigelegt.

Anlass der Aktion war ein Anruf des Vorstands der "Gesellschaft für nützliche Forschung" bei Professor Karl-Peter Goethert, der an der Universität Trier Klassische Archäologie lehrt. Bei Regen habe sich das Wasser in dem besagten Bereich gesammelt und einen Bach ergeben, der am Fuße des Hangs das Mauerwerk beeinträchtigt habe, erzählt Vorstandsmitglied Karl Krämer.

Die Gesellschaft ist seit 1853 Besitzer des kleinen Stückchens Land, das Teil der ehemaligen Kaiservilla Valentinians aus dem vierten Jahrhundert ist. "Nur dadurch, dass die Gesellschaft das Land gekauft hat, ist das Gebäude erhalten worden", erklärt Krämer. Professor Goethert zückt dazu passend einen Plan aus dem Jahre 1890. Dort sind die Besitzverhältnisse aufgezeichnet und die Flächen abgegrenzt, die eigentlich erhalten werden sollten. Das benachbarte Gebiet, auf dem ursprünglich das römische Heißbad stand, war im Stadtbesitz und ist nun Platz für Familiengräber. Ob es dort noch verwertbare Überbleibsel des römischen Bads gibt, ist fraglich.

Entwässerungskanal wird weiter untersucht

 Plattenstapel, die zur römischen Hypokauste gehören. Foto: Karl Krämer

Plattenstapel, die zur römischen Hypokauste gehören. Foto: Karl Krämer



Ganz anders als im Nachbarstück. Goethert zeigt sich begeistert davon, dass der Estrich des Vorgängerbaus der Badeanlage so gut erhalten ist. Er ist auch der Grund dafür, dass sich das Wasser bei Regen dort sammelt und sich seinen Weg sucht. "Auch der Entwässerungskanal des Badebeckens ist wunderbar erhalten", sagt Goethert. Er soll demnächst mit einer Kanalkamera weiter untersucht werden. Und auch die Steinstapel der Hypokauste, der römischen Warmluftheizung, sind zu sehen. Ein weiteres Resultat der Grabungen ist, dass Goethert die Lagepläne der einzelnen Badebecken bestätigt sieht. Anders als auf dem Plan von 1890 verzeichnet, habe es neben dem Kaltbad ein kleines Becken gegeben. Heute ist noch an den Überresten des Kaltbads ein kleines Loch zu sehen, durch das das Wasser für das Becken heraussprudelte.

Seit Freitag sind die Dokumentationen abgeschlossen, die Grabungsstelle wieder etwas zugeschüttet. In Zukunft soll es darum gehen, eine oberflächliche Drainage herzurichten, die das Wasser in geregelte Bahnen leitet. Ähnlich wie bereits im weiteren Bereich der Kaiservilla, sollen auch hier Pflastersteine den Verlauf von römischen Wänden nachahmen. Außerdem ist es das Ziel, die sichtbaren Überreste des Kaltbads zu sichern. Dazu hat die "Gesellschaft für nützliche Forschung" in Abstimmung mit der Stadt und der Kirchengemeinde bereits Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege geführt.Es soll zudem passender Ersatzmörtel gefunden werden, der das Bauwerk sichert - sodass auch in Zukunft die Saar-Mosel-Stadt einen der wenigen Überreste eines römischen Bades außerhalb Triers präsentieren kann. EXTRA Die Kaiservilla in Konz ist eine spätantike, römische Anlage mit großem Saal, zahlreichen Räumen und angeschlossener Badanlage. Sie wurde im frühen vierten Jahrhundert gebaut und diente als Sommerresidenz für Kaiser Valentinian I. (364 bis 376). Von dort konnte der Kaiser die Saarmündung sehen. Im fünften Jahrhundert verfiel die Villa, bis ins 17. Jahrhundert waren die Ruinen zu erkennen. Beim Bau der St. Nikolaus Kirche 1959 wurden Reste freigelegt, bei den anschließenden Bauarbeiten jedoch wieder zerstört. Seit Herbst 2007 ist die heutige Anlage mit Pflasterbändern, die den Grundriss der Kaiservilla nachahmen, einer Stahlskulptur, die zwei Fensterbögen zeigt, und Informationstafeln ausgestattet. (api) EXTRA Die Kaiservilla in Konz ist eine spätantike, römische Anlage mit großem Saal, zahlreichen Räumen und angeschlossener Badanlage. Sie wurde im frühen vierten Jahrhundert gebaut und diente als Sommerresidenz für Kaiser Valentinian I. (364 bis 376). Von dort konnte der Kaiser die Saarmündung sehen. Im fünften Jahrhundert verfiel die Villa, bis ins 17. Jahrhundert waren die Ruinen zu erkennen. Beim Bau der St. Nikolaus Kirche 1959 wurden Reste freigelegt, bei den anschließenden Bauarbeiten jedoch wieder zerstört. Seit Herbst 2007 ist die heutige Anlage mit Pflasterbändern, die den Grundriss der Kaiservilla nachahmen, einer Stahlskulptur, die zwei Fensterbögen zeigt, und Informationstafeln ausgestattet. (api)

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