Ja zu Stolpersteinen

Mit einem einvernehmlichen Beschluss hat der Gemeinderat Mülheim den Weg dafür bereitet, in dem früheren Amtssitz Stolpersteine zu verlegen.

 Im Kreis Bernkastel-Wittlich wurden vor wenigen Monaten in Talling (Verbandsgemeinde Thalfang) Stolpersteine verlegt. Auf ihnen sind Name, Geburts- und — sofern bekannt — das Todesdatum der Opfer des Nationalsozialismus eingraviert. TV-Foto: Archiv/Ursula Schmieder

Im Kreis Bernkastel-Wittlich wurden vor wenigen Monaten in Talling (Verbandsgemeinde Thalfang) Stolpersteine verlegt. Auf ihnen sind Name, Geburts- und — sofern bekannt — das Todesdatum der Opfer des Nationalsozialismus eingraviert. TV-Foto: Archiv/Ursula Schmieder

Mülheim. (urs) Die Aufarbeitung der jüngeren Mülheimer Geschichte liegt den Mitgliedern des Gemeinderates fraktionsübergreifend am Herzen. Das beweist das einstimmige Ja, mit dem sich der Rat in seiner jüngsten Sitzung für das Verlegen von Stolpersteinen (siehe Extra) ausgesprochen hat. Derzeit liegen dem Rat zwar noch keine genauen Angaben darüber vor, wie viele Mitglieder die jüdische Gemeinde Mülheims einst zählte oder seit wann eine solche nachweislich existierte. Auch die Zahl derer, die während der Zeit des Nationalsozialismus ums Leben kamen oder rechtzeitig flüchten konnten, muss erst noch ermittelt werden.

Doch unabhängig davon steht für den Rat des früheren Amtssitzes fest, dass auch in Mülheim künftig Stolpersteine an die ehemaligen Mitbürger erinnern sollten. In Mülheim hätten ja einige Familien jüdischen Glaubens gelebt, rief Ortsbürgermeister Horst Faust in der Sitzung in Erinnerung. Ein Mülheimer habe auch einiges niedergeschrieben über die jüdische Geschichte Mülheims. Außerdem würden Daten des Bundesarchivs Aufschluss geben. In Wittlich und Bernkastel-Kues seien Stolpersteine ja schon Realität, und auch die Nachbargemeinde Brauneberg habe sich kürzlich für die vorwiegend ins Gehwegpflaster verlegten Steine ausgesprochen.

Ebenso einmütig, wie der Rat die Stolpersteine befürtwortet, plädiert er aber auch dafür, die heutigen Haus- oder Grundstückseigentümer miteinzubeziehen. Diejenigen, die heute in den Häusern lebten, in denen einst jüdische Familie wohnten, stünden dem möglicherweise nicht generell positiv gegenüber, gab Ratsmitglied Dirk Richter (FDP) zu bedenken, der die Initiative ausdrücklich befürwortet. Daher sollte mit allen zuvor das Gespräch gesucht werden, regte er an. Die Ratskollegen schlossen sich diesem Vorschlag einstimmig an.

Extra Stolpersteine: Der Kölner Künstler Gunter Demnig hat etwa 95 Prozent der Stolpersteine in bisher rund 500 Gemeinden Deutschlands verlegt. In der Region war er in Trier, Schweich, Losheim und Talling (Verbandsgemeinde Thalfang) aktiv. Europaweit sind laut Demnig bisher mehr als 20 400 Stolpersteine verlegt worden. Mit seinem 1993 gestarteten Projekt will Demnig, der selbst weder Täter noch Opfer in der Familie hat, nicht nur an jüdische Mitbürger erinnern, sondern auch an alle anderen Opfer wie Roma und Sinti oder politisch Verfolgte. Je mehr Steine verlegt würden, umso größer werde das Interesse, "Geschichte nicht dem Vergessen anheim zu geben", begründet er sein häufig über Spenden und Patenschaften finanziertes Engagement. (urs)

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