Reiler Kirche ist Paradies für kleine Vampire

Fledermäuse, im Volksmund auch als "kleine Vampire" bezeichnet, fühlen sich in der Reiler Pfarrkirche offensichtlich besonders wohl. Auf dem Dachboden des Gotteshauses befindet sich Deutschlands größte Wochenstube der Fledermausart "Großes Mausohr".

 Fledermausexperte Manfred Weishaar (rechts) zeigt der Präsidentin der SGD Nord, Dagmar Barzen, und dem Reiler Pastor Markus Eiden auf dem Dachboden der Reiler Kirche ein „Großes Mausohr“. TV-Foto: Winfried Simon

Fledermausexperte Manfred Weishaar (rechts) zeigt der Präsidentin der SGD Nord, Dagmar Barzen, und dem Reiler Pastor Markus Eiden auf dem Dachboden der Reiler Kirche ein „Großes Mausohr“. TV-Foto: Winfried Simon

Reil. Zweimal am Tag, jeweils in der Morgen- und Abenddämmerung, kann man an der Reiler Pfarrkirche "Maria Heimsuchung" ein spektakuläres Naturschauspiel beobachten. Abends, kurz nach Sonnenuntergang, schwirren mehrere Tausend Fledermäuse durch Dachluken aus dem Gotteshaus, fliegen dann rund zehn bis 15 Kilometer weit zu ihren Nahrungsplätzen in die Wälder und kehren pünktlich und gut gesättigt am frühen Morgen, wenn die Nacht endet, zu ihrer Heimstätte wieder zurück. Seit 1984 weiß man in Reil von der Existenz des Fledermaus-Schlafplatzes in der Kirche. Fledermaus-Experten zählten damals rund 300 Tiere. Jetzt gibt es dort bereits 4000 Fledermäuse, fast alles Weibchen, die in der sogenannten Wochenstube ihre Jungen aufziehen.

Seit Jahren kümmert sich die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord um die Sicherung wichtiger Fledermaus-Wochenstuben in der Region. SGD-Präsidentin Dagmar Barzen, die unmittelbar neben der Reiler Kirche wohnt, ist stolz, dass gerade in ihrem Heimatort ein solch einzigartiges Naturgeschehen existiert. Barzen: "Das sind weder gefährliche noch eklige Tiere. Vielmehr sind sie sehr wichtig für die Natur." Die SGD veranstaltet zahlreiche Vorträge und Exkursionen in Sachen Fledermausschutz. In der Reiler Kirche wurde ferner zur besseren Bodenreinigung und Kotentfernung auf dem Dach ein doppelter Boden eingebaut.

Die beiden Fledermaus-Experten Manfred Weishaar und der Naturschutzreferent der SGD Nord, Manfred Braun, sind zu Beobachtungszwecken regelmäßig in Reil, aber auch um Maßnahmen zum Schutz der Fledermäuse zu besprechen. Weishaar: "Der Speicher der Reiler Kirche ist wegen der Temperaturverhältnisse ein ideales Quartier für die Fledermäuse." In der Regel halten sich in den Wochenstuben ausschließlich Weibchen mit ihren Jungen auf, in der Reiler Kirche werden aber sogar einige Männchen geduldet. Sie mussten sich aber auf dem Speicher einen separaten Schlafplatz einrichten. Die Gottesdienstbesucher merken übrigens nichts von dem tierischen Treiben über ihren Köpfen. Nur Küsterin Rita Brohl hatte bislang eine "unheimliche Begegnung mit einem "kleinen Vampir". Als sie vor Jahren einmal den Speicher betrat, fiel ihr eine Fledermaus in den Ausschnitt. Beide, Tier und Mensch, ergriffen augenblicklich die Flucht.

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