Bei der Schulverpflegung regiert der Preis

Nur selten entspricht das Essen an Ganztagsschulen den Qualitätsstandards, hat das Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) festgestellt. Schulträger entschieden sich für den billigsten Anbieter. An den Kindertagesstätten stehe dagegen eher die Qualität im Vordergrund.

Bernkastel-Wittlich. Immer mehr Kinder essen in Kindergärten und Schulen zu Mittag. "50 bis 75 Prozent der Nahrungsaufnahme fallen auf den Schulbetrieb", macht Hannelore Jacobi vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR), das über Schulessen berät und informiert, deutlich. Damit Kinder nicht nur satt, sondern vollwertig und gesund ernährt werden, haben das Bundesministerium für Ernährung und die Deutsche Gesellschaft für Ernährung Qualitätsstandards herausgegeben. Aber nach welchen Kriterien wird im Kreis tatsächlich gekocht?

Für Hannelore Jacobi ist klar, dass hier nicht die Qualität, sondern der Preis das Essen bestimmt. "Ich konnte nur ganz selten feststellen, dass die Standards erreicht wurden", so die Ernährungsberaterin. Mangelerkrankungen bei den Kindern könnten langfristig die Folge sein. Kontrollen des Schulessens seien nicht möglich, da die Qualitätsstandards bloße Empfehlungen seien, erläutert Jacobi. Daher liegt ihr Ansatz bei den Eltern. Sie sollten ein gesundes Essen fordern und bereit sein, dafür einen angemessenen Preis zu zahlen. Landesweit zahlten Eltern bis zu fünf Euro für eine Mahlzeit. Im Kreis Bernkastel-Wittlich liegen die Preise weit darunter. In Thalfang beispielsweise, wo das Rasthaus "Die Tankstell" Realschule plus und Kindergarten beliefert, zahlen Eltern mit 35 Euro als Monatspauschale vergleichsweise wenig. An der Grundschule in Mülheim hat der Preis von 2,09 Euro pro Mahlzeit den Ausschlag für eine Fleischerei gegeben, die mehrere Einrichtungen im Kreis mit Essen beliefert, bestätigt eine Lehrerin.

Angesichts dieser Preise äußert sich ein Catering-Unternehmer aus dem Kreis mit starken Zweifeln: "Kann man für 2,50 Euro inklusive Personalkosten, Wasser, Strom, Geräten, Lebensmitteln, Raummiete, Anlieferung und Mehrwertsteuer ordentliche Kost anbieten?" Seiner Meinung nach seien mindestens 2,80 Euro für Grundschüler und 3,40 Euro für ältere Kinder mit größerem Hunger realistische Beträge. Die Schulträger vergäben die Aufträge aber an Anbieter, die mit einem Euro weniger kalkulierten. In Kindertagesstätten sieht es mit der Verpflegung laut DLR besser aus als in den Schulen. In den meisten würden die Speisen an Ort und Stelle von eigenen Hauswirtschafterinnen zubereitet, die sich bei Ernährungsseminaren fortbildeten. Viele Kitas legten einen Schwerpunkt auf Ernährungserziehung bei den Kindern. Extra Gesundes Essen: Für ein gesundes Schulessen rät die Beraterin Hannelore Jacobi vom DLR dazu, auf Fertigprodukte zu verzichten und die Mahlzeiten frisch zuzubereiten. Obst sowie frisches Gemüse oder Salat müssten täglich angeboten werden. Fleisch sollte es nur zweimal in der Woche geben, um zu viel tierische Eiweiße zu vermeiden. An den anderen Tagen sollte es Fisch, Hülsenfrüchte oder Eierspeisen geben. Als Beilage gehörten Vollkornnudeln und Kartoffeln auf den Tisch. Als Getränk sollte immer Wasser bereitstehen. Als wünschenswert gibt Jacobi an, sich am saisonalen Angebot zu orientieren und regionale Lebensmittel mit kurzen Transportwegen vorzuziehen. Darüberhinaus rät das Bundesministerium, bei der Zubereitung Rapsöl und generell möglichst wenig Fett und Salz zu verwenden. Die Produkte sollten keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen und Süßstoffe enthalten. (sys)

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