"Ich hätt' da Spaß dran"

Einwohnerzahl mindestens verdoppelt: Aus der gesamten Region haben sich im Gemeindesaal von Winterscheid Bürger für eine Statistenrolle im Kinofilm "Tannöd" (der TV berichtete) beworben.

Winterscheid. "Da könnt' ja das ganze Dorf mitspielen", sagt Anita Knauf aus Winterscheid und lacht. Stimmt: 170 Menschen wohnen dort -und rund 200 Komparsen werden gesucht für die Verfilmung von "Tannöd".

Kein Problem: Schon um 16.15 Uhr, kurz nach dem offiziellen Beginn des Castings, der Darsteller-Auswahl also, ist der Gemeindesaal rappelvoll. "Langsam wird es eng", sagt Anita Knauf, und das gilt nicht nur für den Saal: Der erste Traktor muss kehrtmachen, weil er zwischen den vielen an der Hauptstraße geparkten Autos nicht mehr hindurchpasst.

Echte Eifeler als falsche Bayern



Eng wird es in den kommenden Wochen wohl noch öfter, wenn rund um die Kapelle die ersten Einstellungen entstehen sollen - aber Anita Knauf freut sich auf die Dreharbeiten: "Ist schon interessant, das mal aus der Nähe zu sehen." Sie hofft, dass es ein guter Film wird "und die damit auch ein bisschen was verdienen." In einem Kinofilm mitspielen, und sei es auch nur im Hintergrund: "Ich hätt' da Spaß dran", sagt Gudrun van Gelderen mit einem Akzent, der ihre schwäbische Herkunft verrät. "Aber ich bin schon seit 30 Jahren eine echte Prümerin." Und vielleicht wird die echte Prümerin aus der Nähe von Stuttgart ja bald eine falsche Bayerin spielen.

Bei der Casting-Agentur ist man froh, dass der Aufruf eine solche Resonanz hat: "Es ist immer schön für eine Produktionsfirma, wenn sich die Umgebung darauf freut, dass ein Film gedreht wird", sagt Mitarbeiterin Christina Schumacher, während sie den Bewerbern erklärt, was heute passiert: Alle werden fotografiert, und sie erhalten einen Fragebogen ("Künstlerinformation"), auf dem sie Angaben zu Körper-, Schuh-, Hut- und Konfektionsgröße machen sollen, zu Kragenweite, Augenfarbe und anderen Merkmalen. Inklusive der Auskunft, ob sie schon Erfahrung bei Film oder Fernsehen mitbringen.

Das ist der Fall bei der dänisch-deutschen Familie Christoffersen, die im belgischen Wirtzfeld wohnt: "Ja - deshalb sind wir auch hier", sagt Rosemarie Christoffersen. Den bislang letzten Auftritt hatten Rosemarie, Ehemann Henrik und Tochter Viktoria 2006 im Kinofilm "Die Wolke". Auch da habe es ein kleines Honorar gegeben. "Aber es hat so einen Spaß gemacht, das hätten wir auch ohne Geld getan."

Auch Thomas Cromes aus Bitburg ist kein Neuling: In der ARD-Serie "Lindenstraße" war er schon mehrfach zu sehen. Es sei einfach interessant, "das ganze Drumherum zu erleben" - und wie viel bei Film und Fernsehen getrickst werde.

Aus Jünkerath hat sich Klaus Schneider nach Winterscheid aufgemacht. Warum? "Ich hab' Zeit." Er sei schließlich Pensionär - und wird, falls ihn die Produzenten auswählen, vielleicht einen Bauern aus den 50er Jahren spielen.

Schneider lacht: Da müsse er wohl dann "die aal Schooh aandoon. Wo die Kappen dropp sin'." EXTRA Winterscheid wird "Tannöd": Die ersten Umbauten für die Verfilmung laufen, an der Winterscheider Hauptstraße wird bereits kräftig an den Kulissen gearbeitet. Gegenüber der Kapelle versehen die Schreiner Michael Bernardy und Christoph Kirschbaum ein leerstehendes Haus mit neuer Fassade. "Das wird ein Kramladen", sagt Bernardy. Auch das Wartehaus an der Bushaltestelle verwandelt sich bereits: Es erhält eine Holzverkleidung. Später soll dort ein Milchbock aufgebaut werden, an dem die Filmbauern ihre Kannen abliefern werden. (fpl)

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