Angeschossener Belgier hat mit Banküberfall nichts zu tun

Trier · Die beiden Polizisten, die am Mittwoch bei der Fahndung nach einem Bankräuber auf einen unbeteiligten Belgier schossen, schweigen noch immer zu den Vorwürfen. Unterdessen steht zweifelsfrei fest, dass der 37-jährige Spediteur aus dem belgischen Kermt bei Hasselt nicht der Täter ist, nach dem die Polizei sucht.

Angeschossener Belgier hat mit Banküberfall nichts zu tun
Foto: Friedemann Vetter

„Warum haben Sie mich niedergeschossen?“ soll der 37-jährige Belgier die beiden Polizisten, die ihm gefolgt waren, noch gefragt haben, bevor er zusammenbrach. „Warum haben Sie nicht gestoppt?“, soll die Gegenfrage der Polizisten laut der belgischen Tageszeitung Nieuwsblad gewesen sein. Die beiden Polizisten der Polizeiinspektion Schweich stehen im Verdacht, mehrere Schüsse auf den Spediteur aus dem belgischen Kermt bei Hasselt (Provinz Limburg) abgefeuert zu haben.

Während der Fahndung nach einem Bankräuber, der kurz zuvor die Sparkassenfiliale im 20 Kilometer entfernten Großlittgen überfallen hatte, sahen sie den schwarzen Kastenwagen des Unternehmers in einem Waldweg stehen. Dort telefonierte der 37-Jährige gerade in seinem Auto. Dann sei ein blauer Mercedes schnell auf ihn zugefahren, bestätigte der Leitende Oberstaatsanwalt Horst Roos gestern Einzelheiten aus der Vernehmung des Belgiers. Der Wagen, mit zwei Männern in Straßenkleidern, habe einen ungepflegten Eindruck gemacht, soll der Mann bei seiner Vernehmung im Trierer Brüderkrankenhaus gesagt haben. Als er eine Maschinenpistole in der Hand eines der beiden Männer im Auto gesehen habe, sei er überzeugt gewesen, dass er überfallen werde, so Roos. In Panik sei er dann weggefahren, die beiden Zivilbeamten seien aus ihrem Wagen herausgesprungen, dann seien die Schüsse gefallen.

Der Mann wurde in der Lunge getroffen, eine Kugel blieb in der Schulter stecken. Seit gestern steht auch fest, dass der 37-Jährige definitiv nicht der gesuchte Bankräuber ist. Ein Vergleich der in der Nähe der Sparkasse in Großlittgen gefundenen Spuren – unter anderem die Spielzeugpistole, mit der der Unbekannte 300 Euro erbeutete – mit einer Speichelprobe des Belgiers hat ergeben, dass die DNA des Täters nicht mit der seinen übereinstimmt. Roos: „Er scheidet daher mit Sicherheit als Täter aus.“ Die Fahndung nach dem Bankräuber läuft weiter.

Die beiden Polizisten haben sich noch immer nicht zu den Vorwürfen gegen sie geäußert. Gegen sie wird weiter ermittelt. Wie in solchen Fällen üblich, übernimmt allerdings eine andere Dienststelle die Ermittlungen. Das Polizeipräsidium Trier hat daher die Ermittlungen gegen die beiden Polizisten und die Fahndung nach dem Bankräuber an das Präsidium Koblenz abgegeben.

Die Schüsse auf den am Banküberfall unbeteiligten Belgier machen auch in dessen Heimatland Schlagzeilen. In Kommentaren auf der Internetseite des belgischen Radiosenders RTL Info äußern viele Belgier ihr Unverständnis und greifen die Polizisten zum Teil verbal sehr deutlich an. „Deutsche Polizei schießt Limburger zufällig nieder“ lautet die Schlagzeile in der Tageszeitung Nieuwsblad.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort