Trier zeigt Flagge – aber nicht am Rathaus

Trier · Trier ist eine offene und tolerante Kommune: Um das zu beweisen, wird die Verwaltung nach dem Willen des Stadtrats künftig an mehreren markanten Orten beim Christopher-Street-Day die Regenbogenflagge hissen.

(cus) „Der Christopher-Street-Day erinnert an gewalttätige Auseinandersetzungen 1969 in New York zwischen Homosexuellen und der Polizei, die als Initial der homosexuellen Bürgerrechtsbewegung in den USA gelten.“ Diese Formulierung findet sich in einem gemeinsamen Antrag von SPD und Grünen zur gestrigen Stadtratssitzung.

Ursprünglich wollten SPD und Grüne die Regenbogenflagge deshalb gerne am Rathaus wehen sehen, wenn Menschen weltweit den Christopher-Street-Day feiern. Sie soll ein Zeichen der Solidarität für Lesben, Schwule und Bisexuelle setzen und verdeutlichen, dass Trier eine offene und tolerante Kommune ist.

Die kurzfristig eingereichte Tischvorlage war jedoch minimal, aber entscheidend verändert. Statt des Rathauses sollen „mehrere markante Orte der Stadt Trier“ beflaggt werden. Grund für die neue Version war die Einwand von CDU-Ratsmitglied Thomas Albrecht, der vor der Sitzung auf die Rechtslage hingewiesen hatte. Laut Landesbeflaggungsgesetz dürfen Kommunen über Flaggen an Rathäusern nicht selbst entscheiden.

In der Sitzung stellte Albrecht zunächst klar, auch er und seine Fraktion seien selbstverständlich für Toleranz gegenüber Homosexuellen. Inzwischen sei auf diesem Feld jedoch sehr viel erreicht worden. Es gebe keinen Grund mehr, diese Gruppe hervorzuheben: „Sonst müssten wir etwa auch am Weltfrauentag oder am Tag der Familie Flaggen hissen.“

Karl-Josef Gilles (FDP) hatte zunächst Bedenken, weil die Aktion möglicherweise einen Präzedenzfall schaffe, auf den andere sich berufen könnten. Die neue Version mit den „markanten Orten“ könnte seine Fraktion jedoch mittragen.

„Auch in Deutschland gelten für homosexuelle Paare noch nicht die gleichen Rechte etwa bei der Einkommens- und Grunderwerbssteuer oder bei der Adoption“, stellte Christiane Wendler (Grüne) fest. „Wir wollen zeigen, wie weltoffen und bunt die Stadt Trier ist“, sagte Katrin Werner (Die Linke).

Mit den Stimmen von SPD, FDP, Grünen, Die Linke und Teilen der CDU stimmte der Rat dem Antrag zu. Die FWG enthielt sich, Safet Babic (NPD) stimmte dagegen.

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