Bauarbeiter finden Bomber mit verschollenem Soldaten

Weißenthurm · "Widowmaker": Witwenmacher - so nannten US-Bomberbesatzungen ihre Flieger gerne. In Weißenthurm macht ein solches Flugzeug nun eine Amerikanerin zur Witwe - 65 Jahre nach dem Tod ihres jungen Mannes.

 Anhand der Erkenungsmarke kann der tote Soldat von Weißenturm identifiziert werden. Foto: Annette Hoppen

Anhand der Erkenungsmarke kann der tote Soldat von Weißenturm identifiziert werden. Foto: Annette Hoppen

Der Krieg ist schon fast zu Ende, als vom französischen Stützpunkt Cormeilles-en-Vexin ein amerikanischer Bomber vom Typ Martin B-26 G Marauder aufbricht, um die Rheinbrücke in Engers zu bombardieren. In Weißenthurm schießt eine deutsche Flak den Flieger vom Himmel. Elf Tonnen zerberstender Stahl und Aluminium bohren sich in die Alte Brauerei der Rheinstadt. Die sterblichen Überreste von fünf Besatzungsmitgliedern können identifiziert werden. Ein Soldat hatte sich mit einem Fallschirmabsprung über Koblenz retten können. Von dem siebten Mann an Bord aber fehlte jede Spur - bis gestern Morgen.

Bei Kabelverlegungen am Anbau des AWO-Seniorenzentrums "Altes Brauhaus zur Nette" werden Bauarbeiter stutzig, als sie mit ihrem Bagger immer mehr offenbar sehr alte Metallteile und plötzlich sogar Knochen aus dem Erdreich befördern. "Dass es sich bei den kleinen Metallteilen um Munition handelt, konnten wir erkennen. Wir haben deshalb befürchtet, dass dort auch eine Fliegerbombe liegt. Also haben wir sofort den Kampfmittelräumdienst verständigt", berichtet Manfred Röser, Geschäftsführer der Einrichtung.

Binnen kürzester Zeit sind die Experten am Ort. Dietmar Schmid, der Leiter der Koblenzer Räumgruppe, kann jedoch schnell Entwarnung geben: Was dort 65 Jahre unter eineinhalb Meter Erdreich verborgen war, sind die Wrackteile eines Bombers und die sterblichen Überreste eines US-Soldaten. Das offenbart die Erkennungsmarke des Feldwebels, die der Kampfmittelräumtrupp wenig später ausgräbt.

Details zu dem Bomber kann der Koblenzer Historiker Dr. Helmut Schnatz liefern, den Schmid in solchen Fällen zu Rate zieht. Schnatz kann nicht nur den Abschusstag des Bombers genau benennen, sondern auch die Crewmitglieder. Eines davon galt bis gestern als verschollen: Sergeant Peter Newton Dudley. Anhand seiner Erkennungsmarke werden die Knochenfunde ihm zugeordnet. Das amerikanische Militär wird die sterblichen Überreste nun überführen. In der Heimat findet Dudley damit 65 Jahre nach seinem Tod endlich seine letzte Ruhe.

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