Rechte Szene kam aus ganz Deutschland

Wittlich-Bombogen · Das Klientel des durch eine Polizeirazzia aufgelösten Skinhead-Konzertes auf einer Grillhütte im Wittlicher Stadtteil Bombogen kam aus ganz Deutschland. Am Samstag hatte die Polizei mit einem Großaufgebot die Feier beendet.

(sos) Schon allein ein Blick auf die Kennzeichen der Fahrzeuge habe ergeben, dass die der rechten Szene zuzuordnenden Besucher auch aus anderen Bundesländern angereist waren. "Es gibt in unserem Beritt hier keine sich manifestierende Szene rechter Skinheads", sagt Reinhard Rothgerber, Pressesprecher des Polizeipräsidiums in Trier, "Solche Veranstaltungen finden bundesweit statt. Diese Konzerte sind ein Mittel, um rechtes Gedankengut zu verbreiten. Darin sehen wir eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Und wir wollen konsequent gegen solche Machenschaften vorgehen. Das ist auch ein Signal, dass wir so etwas in unserer Region nicht dulden."

An eine vergleichbare Razzia kann sich Reinhard Rothgerber, der sein neun Jahren im Polizeipräsidium Trier arbeitet, nicht erinnern . Das Präsidium hatte gemeinsam mit der Polizeiinspektion Wittlich und der Bereitschaftspolizei mit 300 Beamten in der Nacht zum Sonntag das Skinhead-Konzert auf einer Grillhütte im Wittlicher Stadtteil Bombogen aufgelöst. Von sämtlichen 117 zum Teil erheblich betrunkenen Besuchern wurden die Personalien festgestellt. Außerdem gab es Durchsuchungen. Die Beamten, die mit Flaschen und Gegenständen beworfen wurden, stellten eine Reichkriegsflagge und eine Hakenkreuzfahne sicher. Mehrere Musik-CDs mit rechtsgerichteten Inhalten sowie T-Shirts mit szenetypischen Aufdrucken, die verkauft werden sollten, wurden kurzfristig sichergestellt und vor Ort überprüft. Weil sich aber keine strafrechtlich relevanten Hinweise ergaben, wurden sie den Eigentümern zurückgegeben. Die Aktion endete gegen 4 Uhr am Sonntag, 28. September.

Alle Personen erhielten Platzverweise. Darunter waren auch eine 14-Jährige und zwei 15-jährige Jungen. "Die drei Jugendlichen, welche beim so genannten Konzert in Bombogen angetroffen wurden, waren alle aus dem Kreisgebiet und wurden von ihren Eltern bei der Polizeiinspektion Wittlich abgeholt", teilt Jürgen Riemann, stellvertretender Dienststellenleiter der PI Wittlich auf Nachfrage mit.
Laut Reinhard Rothgerber wurden vier Strafanzeigen erstattet: zwei wegen Widerstands, eine wegen Propagandadelikten und eine wegen Sachbeschädigung. Eine Scheibe an der Grillhütte war zerstört worden. Die Hütte hatte der Ortsvorsteher an zwei Bewohner des Landkreises vermietet, ohne deren Hintergrund kennen zu können. "Es gibt meist keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass so eine Gruppe dahinter steckt, wenn Hütten für angeblich private Feiern gemeitet werden. Da ist keinem ein Vorwurf zu machen", sagt Reinhard Rothgerber.

"Das kann überall passieren", bestätigt der Jugendpfleger des Landkreises Peter Caspers. Er sagt auf Nachfrage weiter: "Die rechte Szene hier ist recht überschaubar. Es gibt kreisweit etwa eine Handvoll junger Erwachsener, die man dazu zählt und die der Polizei auch namentlich bekannt sind." Solche Konzerte würden typischer Weise kurzfristig terminiert und dann über SMS-Verteilerlisten wenige Stunden vorher über solche Veranstaltungen informiert. Die Szene sei in der Regel gut vernetzt, dazu gebe es einen Pulk von Mitläufern.

Der Landkreis Bernkastel-Wittlich habe im vergangenen Jahr ein Präventionskonzept zum Thema Rechtsextremismus erstellt. "Unser Ziel ist es Vereine und Schulen einzubinden, Lehrer und Schüler zu informieren. Wir richten uns eher präventiv an die Multiplikatoren und haben dafür allein für dieses Jahr ein Budget von 5000 Euro", so der Kreisjugendpfleger. Als nächste Projekte seien Worksshops für Lehrer zu den Themen rechte Musik und Argumentationstraining geplant.

EXTRA: In seiner Sitzung am 29.Oktober 2007 hat der Kreistag die Bereitstellung von 5000 Euro pro Jahr für Projekte der Rechtsextremismusprävention bereitgestellt. Insbesondere sollen Projekte, Fachvorträge, Workshops und Seminare, die sich mit den Themen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Rechtsextremismus auseinandersetzen, gefördert werden.
Der Kreis fördert Projekte der Rechtsextremismusprävention in Schulen und der Jugendarbeit nach Maßgabe der zur Verfügung stehenden Haushaltsmittel.

Die Höhe der Zuwendung beträgt bis zu 50 % der Gesamtkosten, höchstens jedoch 500 Euro pro Projekt. Vor der Durchführung ist das Konzept mit der Jugendförderung der Kreisverwaltung abzustimmen. Der Projektantrag muss mittels Projektantrag vor der Veranstaltung bei der Jugendförderung der Kreisverwaltung gestellt und von dieser bewilligt sein. Die im Projektantrag geforderten Angaben, Bestätigungen, Unterschriften und Unterlagen sind Bestandteil der Förderungsvoraussetzungen. Spätestens vier Wochen nach Beendigung der Veranstaltung muss der Einzelverwendungsnachweis (Formblatt) mit den geforderten Angaben, Unterlagen, Bestätigungen und Unterschriften beim Zuschussgeber eingegangen sein.

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