Blutiges Drama wegen gekränkter Familien-Ehre

Trier (wie) · Blutiges Familiendrama in Trier: Weil sie vor Gewalt und Unterdrückung im Elternhaus geflohen war, wurde eine 17-Jährige von ihrem 21-jährigen Bruder fast erschlagen. Das irakisch-stämmige Mädchen soll die Familienehre verletzt haben.

Blutiges Drama wegen gekränkter Familien-Ehre
Foto: Friedemann Vetter

Überlebt hat sie vermutlich nur, weil ihre Betreuerin und ein mutiger Passant eingegriffen haben. Ansonsten hätte ihr 21-jähriger Bruder die 17-jährige junge Frau aus Trier wohl totgeschlagen. Mit einem Pflasterstein hat er ihr mehrmals von hinten auf den Kopf geschlagen, sie an den Haaren gezogen, ins Gesicht getreten und mit dem Kopf gegen die Garage gestoßen. Der 21-Jährige sei „völlig außer sich gewesen“, schildert Oberstaatsanwalt Ingo Hromada den Ablauf des blutigen Dramas vor dem Elternhaus in Trier-Tarforst.

Die Familie der 17-Jährigen stammt aus dem Irak, seit 1993 lebt sie in Deutschland, hat mittlerweile auch die deutsche Staatsbürgerschaft. Trotzdem hat die fünfköpfige Familie angeblich noch immer nach strengen islamischen Regeln gelebt. Der Vater soll seine Tochter öfter geschlagen haben. Im April verließ sie die Familie, ging in das Maria-Goretti-Haus, einem Notaufnahmeheim für Frauen und Mädchen in Trier. Das Jugendamt übernahm ihre Betreuung. Offenbar fasste der Bruder den Schritt des Mädchens als Verletzung der Familien-Ehre auf. Laut Hromada hat er sie nämlich bereits im Mai bedroht. Das Amtsgericht erließ daraufhin eine einstweilige Verfügung, der 21-Jährige durfte sich der Schwester nicht mehr nähern.

Am Dienstag wollte das Mädchen, begleitet von der vom Jugendamt gestellten Betreuerin, eine Unterschrift von ihrer Mutter unter einen Antrag auf Ausbildungsförderung. Die 17-Jährige, die mittlerweile in einer eigenen Wohnung lebt, hat einen Ausbildungsplatz. Die Mutter habe sich allerdings geweigert, mit den Worten, erst wenn das Mädchen wieder nach Hause komme, werde sie unterschreiben. Als das Mädchen das Haus verließ, lauerte ihr Bruder ihr auf.

Die Betreuerin, die ihr zu helfen versuchte, wurde ebenfalls schwer verletzt. Erst ein Augenzeuge konnte zusammen mit der Mutter und dem jüngeren Bruder den 21-Jährigen von weiteren Schlägen abhalten und ihn bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Der junge Mann sitzt in Untersuchungshaft, ihm wird versuchter Totschlag und gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Die 17-Jährige liegt noch immer auf der Intensivstation eines Trierer Krankenhauses. Sie ist außer Lebensgefahr, aber noch immer nicht vernehmungsfähig. Oberstaatsanwalt Hromada ist erschüttert: Eine derartige Tat habe es in der Region bislang nicht gegeben

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