Akrobaten auf dem Pferderücken

Stehend auf einem Pferd reiten. Lucky hat immer gedacht, das können nur Zirkusartisten. Nun hat er beobachtet, dass auch kleine Mädchen - und Jungs - artistische Übungen auf dem galoppierenden Pferd machen. "Voltigieren" nennt man diese Sportart, hat Barbara Haas, die Trainerin der Gruppe, der Leseratte erklärt.

 Sechsmal Fahne und ein Spagat: Die kleinen Voltigierer von Trainerin Barbara Haas zeigen auf Pony Flip ihr Können. Sogar Lucky hat sich mit aufs Pferd getraut. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Sechsmal Fahne und ein Spagat: Die kleinen Voltigierer von Trainerin Barbara Haas zeigen auf Pony Flip ihr Können. Sogar Lucky hat sich mit aufs Pferd getraut. TV-Foto: Mechthild Schneiders

Trier. Flora läuft neben Flip. Sie springt im Takt mit dem Pony. Schwupps - schon sitzt das Mädchen auf dem Rücken des kleinen Pferdes. Die Siebenjährige ist eine von zehn Kindern der Voltigiergruppe von Barbara Haas auf dem Hofgut Monaise in Trier. "Ich finde Pferde und Turnen toll", sagt sie. Mit ihrem Sport habe sie beides verbunden. Denn Voltigieren ist Turnen auf dem Pferd.

Einmal pro Woche Krafttraining



"Die Mutter einer Freundin hatte mal so etwas angeboten", sagt Sofie. "Aber das war mir zu langweilig, da bin ich zu Barbara gewechselt." Dort turnt sie seit drei Jahren einmal wöchentlich auf Flip; einmal in der Woche ist Bodenturnen angesagt. "Das ist Krafttraining und gut für die Kondition", weiß ihre Trainerin. "Voltigieren ist eine tolle Verbindung verschiedener Sportarten. Die Gruppe ist dabei ganz wichtig." Deshalb gefällt Sofie die Kür am besten, "weil man da zu zweit oder dritt turnt".

Flora hält sich kniend an zwei großen Griffen fest, deren Gurt unter Flips Bauch verschnallt ist. Sie streckt den linken Arm und das rechte Bein waagerecht aus. "Fahne" nennen Voltigierer diese Figur, andere heißen "Mühle" oder "Schere". Barbara Haas lässt das Pony an einem langen Strick, der Longe, im Kreis laufen - bei Pferdeleuten als "Zirkel" bezeichnet. Das nennt man "longieren". Die 34-Jährige achtet darauf, dass Flip gleichmäßig läuft, damit die Turner nicht irritiert werden. Dazu hat sie eine lange Peitsche, die sie kurz anhebt, wenn Flip zu langsam wird. Er sei ein gutes Voltigierpferd, auch wenn der siebenjährige Wallach erst ein Dreivierteljahr dabei sei.

Lucky staunt, als sich Sofie auf Flip langsam in den Stand aufrichtet. "Anfangs hatte ich etwas Angst beim Stehen. Das ist ein bisschen wackelig", gibt die Zwölfjährige zu. Beim Knien habe man einen besseren Halt.

Reiten ohne Sattel - aber mit Decke



"Der Trick dabei ist: Der Turner muss die Füße aufs Pferd drücken", sagt Trainerin Haas. Das sieht einfach aus, findet Lucky - und doch, so ganz traut er sich nicht, aufzustehen. Er bleibt lieber auf Flip sitzen.

"Ich habe keine Angst", behauptet Flora, "Flip sitzt sich gut!" Das schwarze Pony hat keinen Sattel auf dem Rücken, sondern eine gepolsterte Decke, ein Pad, als Stoßdämpfer. Ein Glück, dass die Kinder keine Schuhe, sondern Turnschlappen anhaben, denkt sich Lucky.

Die Mädchen tragen enganliegende Kleidung. So kann die Trainerin Haltungsfehler besser erkennen. Und die Kinder könnten nirgends hängen bleiben. Deshalb haben sie auch die Haare zusammengebunden.

Die größeren Mädchen und Jugendlichen auf dem Hofgut Monaise voltigieren auf Smilla. Zu ihnen gehört Anna. "Ich wollte vor vier Jahren reiten lernen, aber ich war zu klein", erzählt die Zwölfjährige. "Mir gefällt Voltigieren, weil es so abwechslungsreich ist." Anna gehört mit ihrer Gruppe aus Acht- bis 27-Jährigen in den Wettkämpfen einer höheren Leistungsklasse an und ist sogar schon bei der deutschen Meisterschaft dabei gewesen. Auch Sofie bestreitet gerne Turniere: "Es macht Spaß zu zeigen, was man kann."

Wer Voltigierer in Aktion erleben möchte, kann am 4. und 5. September zum Turnier aufs Hofgut Monaise kommen.

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