Neun Stunden, ein Kreislaufkollaps

Der Trierische Volksfreund hat über Wochen den Leser oder die Leserin mit der schönsten Tätowierung gesucht. Und gefunden. Mit 890 Stimmen hatte am Ende die 25-jährige Manuela Kürten die Nase vorn (TV vom Samstag). Wir stellen die Gewinnerin vor.

Schweich. "Ich hab' vorher noch nie was gewonnen", erzählt Manuela Kürten. Entsprechend sei sie "sehr überrascht" gewesen und habe sich "sehr gefreut", dass ausgerechnet ihre Tätowierung (ein geflügelter Teufel auf dem Rücken) bei den TV-Lesern so gut angekommen ist. Mit einem deutlichen Vorsprung (860 Stimmen; Gesamtstimmen: 1922) hatte die Schweicherin am Ende die Nase vorn - und den iPod in der Tasche. "Um den iPod ging's mir gar nicht, ich wusste bis jetzt ja noch nicht mal, was das ist." Ganz genau weiß die gelernte Altenhilfepflegerin aber noch, wie es damals zu ihrer auffälligen Tätowierung kam."Ich hab' teuflisch viel hinter mir"

Manuela erzählt: "Ich wollte mit meinem Motiv ausdrücken, dass ich teuflisch viel hinter mir habe." Darauf schlug ihr Tätowierer Robby ("Black Ink" in Trier-Biewer) einen Teufel vor, von dem er genau nach Manuelas Wünschen und Vorstellungen eine finster dreinblickende Gestalt mit Flügeln kreierte. Details wie die roten Augen und das Piercing im Ohr seien nach und nach hinzugekommen, erinnert sich die 25-Jährige an den Entstehungsprozess im Jahr 2002. Dass das Stechen einer Tätowierung mit Schmerzen verbunden ist, hat Manuela bereits durch ihre erste Verschönerung erfahren. "Ein kleines Tribal am Fußknöchel, da war ich 19 Jahre alt." Und obwohl sie sich selbst als "eher schmerzempfindlich" beschreibt, ließ sich die gebürtige Triererin auf die rund neunstündige Tortur, auf mehrere Sitzungen verteilt, ein. "Die erste halbe Stunde tut's richtig weh, aber man gewöhnt sich dran." Manche Stellen entlang der Wirbelsäule seien "ziemlich heavy" gewesen, einmal habe sie zudem einen Kreislaufkollaps gehabt. Piercings - derer trägt Manuela insgesamt 15, verteilt auf Gesicht und andere Körperstellen - seien da vergleichsweise harmlos.Manuela ist überzeugt, dass sie durch ihre Tätowierung zu einem "stärkeren Menschen geworden" ist. Was damals "Teuflisches" passiert sei, habe ihr schlimm zugesetzt. Jahre habe sie gebraucht, um damit abzuschließen, "es hinter mir zu lassen". Deshalb habe sie den Teufel auch auf ihrem Rücken Platz nehmen lassen: "Die Vergangenheit wird immer da sein, das kann man nicht ungeschehen machen, aber ich muss es auch nicht jeden Tag sehen, mich also nicht jeden Tag damit auseinandersetzen."Erstaunlich findet die junge Frau immer wieder, wie unterschiedlich Menschen auf ihren knapp 40 Zentimeter langen Teufel reagieren. "Mehr positive Resonanz gibt es von älteren Menschen, die hinterfragen das Tattoo auch, auf jeden Fall eher als die Jüngeren", sagt Manuela.Und in der Zukunft? Plant die 1,55 Meter große Frau eine weitere Tätowierung? Nein, eine weitere solle nicht hinzukommen, aber die bestehende erweitert werden. Angedacht seien "kleine, finstere Viecher wie Dämonen und Gargoyles", einen Termin hierfür gebe es aber noch nicht. Bereut habe sie ihre Tätowierung bis heute nicht, im Gegenteil: "Ich finde sie immer noch absolut geil und bin sehr stolz darauf." TÄTOWIER-TIPPS VOM MEDIZINER Auch wenn unserer Gewinnerin Manuela ihre Tätowierung damals wie heute gefällt, rät Hautarzt Dr. Gerd Kautz aus Konz, zudem Vizepräsident der Deutschen Dermatologischen Lasergesellschaft (DDL), sich vor dem Stechen genau zu informieren. Neben einwandfreien hygienischen Zuständen im Tattoo-Studio sollte sich der Kunde auch nach Zusammensetzung und Herkunft der Tätowierfarbe(n) erkundigen. "Es gibt Tätowierer, die Autolack verwenden, um ein besonders brillantes Ergebnis zu erzielen", sagt Dr. Kautz. Gleichzeitig warnt der Dermatologe vor den Risiken, die mit diesen - aus medizinischer Sicht - "schlechten Farben" einhergehen. Erstens: Anders als bei Tattoos, die mit Kohlenstofffarbe gestochen wurden, ließen sich die Autolack-Tattoos mit Laser nicht mehr entfernen. "Das ist dann tatsächlich für immer", sagt Dr. Kautz. Zweitens: Bei Autolack-Tattoos könne es zu "Entartungen" wie Hautkrebs kommen, entsprechende Fälle habe es bereits gegeben. Drittens: Dr. Kautz weist außerdem darauf hin, dass ein mit Autolack gestochenes Tattoo bei einer Kernspintomografie reißen kann. "Die Schwingungen bringen den Farbstoff zum Platzen, und eine Wunde entsteht", betont der Mediziner. (ahs)

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