Die letzten Franzosen gehen 2010

In Triers letztem Franzosenviertel gehen die Lichter aus: Bis voraussichtlich Mitte 2010 wird das Wohngebiet Burgunderstraße komplett verwaist sein. Bei der Neuverwertung will die Stadt mitreden.

Trier-Kürenz. Schlichte 50er-Jahre-Bauten, heruntergelassene Rollläden, freie Parkplätze - die Szenerie passt nicht zum boomenden Petrisberg. Überhaupt wirkt die Wohnsiedlung Burgunderstraße so, also habe sie nichts mit Trier zu tun. Das wird sich "bis spätestens 2014 grundlegend ändern", glaubt Baudezernentin Simone Kaes-Torchiani: "Wir haben es hier mit einem Filetstück zu tun. Das wollen wir angemessen und sinnvoll nutzen." Sprich: das 8-Hektar-Areal anbinden ans umliegende Stadtgefüge. das war bislang nicht möglich. Die ersten Häuser in Burgunder- und Frankenstraße entstanden zwischen 1957 und 1961 am Stadtrand.
Kernfrage: Häuser sanieren oder abreißen?

Als 1971 die Louis-Pasteur-Straße dazukam, hatte sich die Stadt im Zuge der großen 1969er Eingemeindung zwar auch das Tarforster Plateau einverleibt, aber an der Abschottung des Mini-Viertels mit 174 Wohnungen änderte sich nichts. Dort lebten ausschließlich französische Militärs und ihre Familien. Selbst der Franzosen-Abzug aus Trier 1999 ging am Wohngebiet Burgunderstraße weitgehend vorbei. Dessen Bewohner hatten ihren Arbeitsplatz fortan bei der Garnison in Saarburg. Die allerdings steht jetzt vor ihrer Auflösung. Voraussichtlich bis Mitte kommenden Jahres wird der französische Staat die derzeit nur noch zu etwa einem Drittel bewohnte Trierer Siedlung an den Bund zurückgeben.

Die Vorbereitungen für eine Neuverwertung laufen bereits. Mitte Januar wollen die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und die Stadt gemeinsam einen Rahmenplan auf den Weg bringen. Ein bis dahin in beschränkter Ausschreibung ermitteltes Architekturbüro soll untersuchen, welche Lösung die sinnvollste ist. "Eine Kernfrage ist: Gebäude erhalten oder abreißen, um die Wertigkeit des Areals zu erhöhen?", erläutert der zuständige Bima-Verkaufskoordinator Norbert Kraff. Für den Bund geht es angesichts von Quadratmeterpreisen bis zu 240 Euro um viel Geld. Andererseits will die Stadt verhindern, dass Spekulanten ihr Süppchen kochen. "Wir streben ein städtebauliches Gesamtkonzept und bezahlbaren Wohnraum an", betont Baudezernentin Kaes-Torchiani. Weiteres Ziel sei der Lückenschluss zwischen Petrisberg und Weidengraben. Ihre Vorstellungen von künftigen Bewohnern: "Ein Mix aus Familien mit Kindern und Senioren-Wohngruppen."

Mit dieser Idee kann sich der Kürenzer Ortsvorsteher Bernd Michels "gut anfreunden". Die Auseinandersetzung mit der neuen Nutzung des Burgunderstraße-Areals werde im Ortsbeirat "ganz weit oben auf der Prioritätenliste" stehen. Michels' Befürchtung, zwischen Franzosen-Auszug und Neunutzung könnte das verwaiste Wohngebiet zur Vandalismus-Zielscheibe werden, entkräftet Bima-Mitarbeiter Kraff: "Wir werden entweder mit Wachschutz oder Hausmeistern dafür Sorge tragen, dass da nichts Unliebsames passiert."

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