Ausländern eine Stimme geben

Der Trierer Beirat für Integration und Migration wird am Sonntag, 8. November, gewählt. Der Stimmzettel enthält altbekannte, aber auch überraschende Namen. Der TV stellt je einen Kandidaten der drei Listen vor.

Trier. "Ich möchte meine Bekanntheit nutzen, um junge Menschen zu animieren, sich zu integrieren", sagt Sahr Senesie. Der Stürmer von Eintracht Trier kandidiert am Sonntag bei der Wahl zum Beirat für Migration und Integration für die Union der demokratischen Mitte (UdM). Wie es dazu kam? Die Verantwortlichen hätten ihn angesprochen und: "Das Konzept hat mich überzeugt." Politisch sei er immer schon gewesen, jetzt wolle er aktiv mitarbeiten.

Der 24-jährige Fußballer - gebürtig in Sierra Leone - lebt seit seinem fünften Lebensjahr in Deutschland. "Ich fühle mich als Deutscher." Und das passt auch zu dem, was er vermitteln möchte. "Da, wo man ist, muss man sich der Sprache und der Kultur anpassen und sie verstehen lernen", sagt Senesie. Er hofft, dass er durch seinen Bekanntheitsgrad, den er sich seit Ende 2008 bei Eintracht Trier erarbeitet hat, besonders junge Sportler erreichen wird. "Es sollten sich viel mehr junge Migranten in Vereinen anmelden und sich dort integrieren." Es sei wichtig, nicht nur unter sich zu bleiben, sondern sich in dem Land, in dem man lebt, einzufügen.

Bekannt ist auch der Name Marc-Bernhard Gleißner, der bei der Bunten Liste steht. Der 25-jährige Student hatte nach innerparteilichen Querelen im August sein Stadtratsmandat für die Linken niedergelegt. Mit diesem Vorfall habe seine Entscheidung, für den Beirat zu kandidieren, aber nichts zu tun, beteuert er. "Ich bin durch die Themengebiete Fremdenfeindlichkeit und Fremdenhass politisiert worden", erzählt er. Seit seinem 16. Lebensjahr engagierte er sich deshalb in sozialen Projekten - zum Beispiel für Russlanddeutsche in Gerolstein. Dass er selbst keinen Migrationshintergrund hat, fängt er mit dem Scherz auf, ob seine ostdeutsche Herkunft nicht zähle. In Eisenach geboren trat er 2000 der Linksjugend der PDS bei. Seit 2006 ist er bei der Linken in Trier aktiv.

Was er im Beirat bewegen möchte? "Die Bildungsarbeit ist für mich ein wichtiger Punkt", sagt er. Es müsse mehr Personal mit Migrationshintergrund in den Kindergärten und Schulen arbeiten. Dafür möchte er das Potenzial des Bereichs "Deutsch als Fremdsprache" der Universität Trier nutzen. Gleißner: "Außerdem müssen wir eine Integrationsbehörde schaffen, die bedürfnisorientiert arbeitet."

Schon wie selbstverständlich tritt Maria de Jesus dos Santos Duran Kremer am Sonntag für die Demokratische Internationale Liste an. Die portugiesische und spanische Sprachdozentin und Dolmetscherin lebt seit 1976 in Trier. Früh entstand bei ihr der Wille mitzuhelfen. "Wir mussten gucken, wie wir den Migranten eine Stimme geben konnten", erinnert sie sich an das Jahr 1994. Damals wurde in Trier der erste Ausländerbeirat gewählt. Duran Kremer war von Beginn an Beirats-Vorsitzende. "Gott sei Dank hat der Beirat immer an einem Strang gezogen", sagt sie rückblickend und hofft, dass sich dies auch fortsetzt.

Was ihr besonders am Herzen liegt? "Es geht nicht, dass Migranten immer müssen, aber nie dürfen." Die Ortsvorsteherin von Trier-Nord, die seit 1999 für die SPD im Stadtrat sitzt, möchte dazu beitragen, dass Migranten auf allen Ebenen ihre Interessen vertreten können. Dazu zählt für sie auch das kommunale Wahlrecht. Sie möchte sich außerdem weiterhin für die Einrichtung von Auffangklassen für Kinder mit Migrationshintergrund einsetzen. "Jeder soll die gleichen Chancen haben."

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