Weniger Gerät für Brandbekämpfer

Trier/Schweich/Waldrach · Werden einige Feuerwehren in den Verbandsgemeinden Ruwer, Trier-Land und Schweich künftig mit reduzierter Ausrüstung ausrücken müssen? Diese Frage stellt sich, denn die Risikoklasse der jeweiligen Ortschaft soll nun in etlichen Gemeinden tiefer angesetzt werden.

 Noch in diesem Jahr wird die neue Feuerwehrverordnung in Kraft treten. Vielerorts ändert sich auch die Einstufung in die verschiedenen Risikoklassen. TV-Foto: Anja Fait

Noch in diesem Jahr wird die neue Feuerwehrverordnung in Kraft treten. Vielerorts ändert sich auch die Einstufung in die verschiedenen Risikoklassen. TV-Foto: Anja Fait

Alle Ortschaften in Rheinland-Pfalz werden im Rahmen der Feuerwehrverordnung in bestimmte Risikoklassen eingestuft. Kriterien sind dabei die örtlichen Brandgefahren, die Risiken durch im Ort vorhandene technische Anlagen oder dort gelagerte Gefahrstoffe, Gefahren durch vorhandene Gewässer und andere Natureinflüsse.

VG Ruwer: Rückstufung in sechs Gemeinden



Eine Gemeinde, die beim Brandschutz in die höchste Risikoklasse (B5) eingestuft werden will, muss mit Großstadtkerngebieten, Mineralölraffinerien oder Verkehrsknotenpunkten aufwarten. Auch bei den technischen Gefahren erfolgt die Einstufung in höhere Risikoklassen erst ab dem Nachweis von Gebäuden mit Rettungshöhen über 18 Metern, Einkaufszentren über 10 000 Quadratmeter Geschossflächen oder Großwerkstätten mit besonderem Gefahrenpotential.

Durch die Änderung der Feuerwehrverordnung werden beispielsweise in der Verbandsgemeinde (VG) Ruwer künftig sechs von insgesamt 20 Gemeinden um eine Gefahrenklasse zurückgestuft. Betroffen sind Farschweiler, Gusterath, Gutweiler, Lorscheid, Morscheid und Riveris.

Künftig mancherorts kein Ersatz mehr



Im Klartext heißt das, dass in diesen Orten alle Fahrzeuge und Sonderausrüstungen, die laut neuer Verordnung nicht mehr erforderlich sind, bei Verschleiß auch nicht mehr ersetzt werden müssen. Beispiel Morscheid: Sollte dort eines der beiden vorhandenen Tragkraftspritzenfahrzeuge seinen Geist aufgeben, wird kein Ersatzfahrzeug mehr angeschafft.

Dazu VG-Wehrleiter Josef Hartmann: "Die wichtigsten Fahrzeuge werden in jedem Fall ersetzt." Die Bevölkerung könne sich weiterhin sicher fühlen, betont Hartmann und verweist auch auf die inzwischen eingeführten "Alarmierungsverbünde". Bei einem Alarmierungsverbund werde das nächstgelegene Tanklöschfahrzeug oder die nächstgelegene Schwerpunktfeuerwehr grundsätzlich und gleichzeitig mitalarmiert. Deren Anfahrtswege seien höchstens zwei Minuten länger.

Auch in der VG Trier-Land wurden Orte zurückgestuft. Laut Wehrleiter Peter Heinz sind die Gemeinden Aach, Kordel, Trierweiler, Welschbillig und Zemmer betroffen. Heinz: "Das Gesetz schreibt vor, dass innerhalb von acht Minuten wirksame Hilfe eingeleitet werden muss. Daran haben wir uns orientiert und aus ehemals elf nun insgesamt 16, zum Teil ortsübergreifende Ausrückebereiche gegründet."

In der VG Schweich bleiben die Risikoklassen weitestgehend unverändert. Dennoch werden auch dort künftig zwei kleinere Fahrzeuge durch ein großes ersetzt. Wehrleiter Alexander Loskill sieht dies positiv: "Die neue Verordnung zielt auch auf die neuen Fahrzeugtypen ab. Der Einsatz eines einzigen Großfahrzeugs macht eine Feuerwehr flexibler und agiler, als dies mit zwei oder mehreren Einsatzwagen der Fall ist."

Auf moderne Fahrzeuge und Ausrüstung als Mittel gegen die Personalknappheit setzt auch Kreisfeuerwehrinspekteur Ortwin Neuschwander. Da wegen der berufstätigen Wehrleute die Einsatzstärke an Werktagen meist deutlich eingeschränkt sei, spielten Feuerwehrfrauen in den Orten eine immer bedeutsamere Rolle. Deshalb seien die modernen Gerätschaften so konzipiert, dass sie ohne großen Muskeleinsatz relativ leicht bedient werden könnten. Neuschwander: "An der Sicherheit der Bevölkerung ändert sich durch die neue Feuerwehrverordnung jedenfalls nichts."

Meinung

Effektivität vor Prestige

Als die Kunde aus Mainz von den gesenkten Risikoklassen eintraf, breitete sich in den betroffenen Orten eine gewisse Unruhe aus. "Was wird nun aus unserer Feuerwehr?", lautete die Frage. Zu erwarten ist sicher eine sparsamere und gezieltere Mittelverteilung bei künftigen Ersatzbeschaffungen für die "zurückgestuften" Wehren. Dabei werden auch gewisse Prestigeansprüche zurückzuschrauben sein. Um ein ex tremes Beispiel zu nennen: Ein neues Tragkraftspritzenfahrzeug als möglicher Ersatz für das liebgewonnene Tanklöschfahrzeug kratzt vielleicht am Selbstbewusstsein der örtlichen Wehr und der gesamten Gemeinde. Ausschlaggebend muss aber die möglichst effiziente Verteilung der knappen Mittel sein mit dem Ziel, die Schlagkraft der Wehren nicht nur beizubehalten, sondern im Interesse der Bevölkerung noch zu steigern. Und dies lässt sich nicht mit immer mehr Material erreichen, für das immer weniger Einsatzkräfte zur Verfügung stehen, sondern durch Organisationsstrukturen, die auf die überörtliche Kooperation setzen. Keine Abstriche dürfen jedoch an der soliden Ausbildung aller Kräfte gemacht werden - doch davon spricht auch niemand. f.knopp@volksfreund.de

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