Fünf Mal täglich durchs Wittlicher Tal

Vor 130 Jahren, am 15. Mai 1879, ist erstmals ein Zug zwischen Koblenz und Trier durch das Wittlicher Tal gefahren. Der Bahnhof Wengerohr wurde zum Haltepunkt und ist es seither auf der vielfrequentierten Strecke geblieben.

Region. (ger) Erste Berichte zur verkehrsmäßigen Erschließung des Moselraumes durch eine Bahnlinie wurden 1855 an den preußischen Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten gerichtet. Die Ost-West-Verbindung von Berlin über Halle, Kassel und Gießen nach Koblenz sollte eine Fortsetzung bis nach Trier finden. Wichtig war auch die militärische Bedeutung dieser Bahnverbindung im Westen des Deutschen Kaiserreiches. Die Linienführung entlang des Moseltales erschien ausführbar. Als diese Pläne öffentlich bekannt wurden, meldeten Bürger und Behörden aus dem Hunsrück- und Eifelraum in Bitt- und Denkschriften an die Regierungspräsidenten in Koblenz und Trier, an den Oberpräsident der Rheinprovinz in Düsseldorf und an die entsprechenden Ministerien in Berlin ihre Ansprüche an und begründeten ihre Vorstellungen über eine Linienführung als Hunsrück- oder Eifelbahn.

Die Mosel verfüge bereits über Uferstraßen. Sie habe außerdem schon die Dampfschifffahrt. Komitees zur Förderung des Baues einer Mosel-Eisenbahn in Bernkastel, Traben-Trarbach und Zell hingegen hoben die Vorzüge einer Linienführung durch das Moseltal hervor und bezweifelten die Rentabilität einer Bahn über den Hunsrück oder durch die Eifel.

Hinsichtlich der Kosten und der Kürze der Verbindung bot sich dagegen die Wittlicher Senke als Trasse an. Die teilweise recht leidenschaftlich geführten Diskussionen über den Streckenverlauf führten zu einem umfangreichen Schriftwechsel. Letztlich setzte sich die Auffassung durch, die Bahnstrecke von Bullay aus durch die südliche Eifel zu führen und bei Schweich wieder ins Moseltal zu bringen. Baubeginn war 1873. Die Strecke wurde am 15. Mai 1879 dem Verkehr übergeben. Täglich befuhren fünf Zugpaare, damals von Dampfloks gezogen, die Strecke. Wegen starken Verkehrs wurde die Strecke schon 1880 zweigleisig ausgebaut.

Vergeblich hatten sich die Stadtverordneten von Wittlich bemüht, die Stadt unmittelbar an die Linienführung einzubeziehen. Es war für sie nur ein schwacher Trost, dass der Bahnhof Wengerohr den Namen "Wittlich" erhielt. Er wurde auch nicht mehr geändert, als Bernkastel Einspruch erhob und die Bezeichnung "Wittlich-(Bernkastel)" verlangte. Er wurde zwischenzeitlich wiederum in Wengerohr zurückbenannt, als Wittlich 1885 seinen eigenen Bahnhof als Zubringer nach Wengerohr erhielt. Seit 1987 heißt der Wengerohrer Bahnhof offiziell "Wittlich Hauptbahnhof".

Elektrifiziert wurde die Moselstrecke 1973. Schon in den Jahren zuvor hatten schwerere Dieselloks die großen Dampfloks, die über Jahrzehnte das Bild geprägt hatten, mehr und mehr verdrängt. Bernkastel erhielt 1883 einen Bahnanschluss von Wengerohr aus. 1885 wurde die Strecke von Wengerohr nach Wittlich dem Verkehr übergeben. Die Weiterführung nach Daun erfolgte 1910.

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