"Hier! - In unserer Stadt"

Der Wittlicher Stadtrat hat eine Debatte über eine mögliche Verlegung von Stolpersteinen in den Ausschuss verwiesen. In Trier gibt es Stolpersteine. Vor diesem Hintergrund nimmt der Arbeitskreis "Trier im Nationalsozialismus" der Arbeitsgemeinschaft Frieden Stellung zum Projekt.

Wittlich. (sos) "Wir fühlen uns herausgefordert, unsere Erfahrungen, die wir seit Ende 2003 mit diesem Gedenkprojekt machen, in die Diskussion einzubringen", schreibt Thomas Zuche aus Trier auch als Reaktion auf die kritische Haltung des Arbeitskreises "Jüdische Gemeinde Wittlich" (der TV berichtete). In Trier, wo 89 Stolpersteine verlegt wurden, sei man der Auffassung, das vom Künstler Gunter Demnig initiierte Projekt sei "eine wesentliche Ergänzung und sinnvolle Vertiefung unserer Gedenkarbeit". Ein "Zuviel" beim Gedenken könne man nicht erkennen. Vielmehr erinnerten die "Stolpersteine" an Opfer des Nationalsozialismus "in einer würdigen und eindrücklichen Weise". Es werde anschaulich, wo der Mensch gelebt habe, und zwar "nicht an einer zentralen Gedenkstätte", sondern eben "hier", und "in unserer Stadt".

Der Einwand, solche Steine könnten geschändet werden, wird mit dem Argument gekontert, gerade die Wittlicher Geschichte zeige, dass "auch Synagogen und Friedhöfe Hassobjekte rechtsextremistischer und antisemitischer Kreise" seien. Auch dass die Steine, immerhin 17 000 gibt es, "Mainstream" seien, spreche nicht gegen sie. Dass man in diesem Zusammenhang von einer "Erfolgsgeschichte" rede, sei dem Arbeitskreis "Trier im Nationalsozialismus" "anders als dem Wittlicher Arbeitskreis nicht schon Grund zum Verdacht." Eine gute Idee werde nicht dadurch schlecht, dass sie an vielen Orten aufgegriffen werde.

In Trier habe man auch "in den vergangenen sechs Jahren viele Kontakte zu jüdischen Angehörigen geknüpft", wobei man keine Vorbehalte erfahren habe und: "Die vom Wittlicher Arbeitskreis angeführten ausländischen Touristen, die über das Herumtrampeln auf den Namen der Opfer entsetzt sein sollen, sind uns in Trier noch nicht begegnet."

Die vom Wittlicher Arbeitskreis "Jüdische Gemeinde" befürchtete "Verengung und Entpolitisierung des Gedenkens", könne man aus Trierer Sicht nicht bestätigen. Man biete regelmäßig Rundgänge "Stolpersteine erzählen" an. Allein das erste Angebot dieser Art hätten über 70 Interessenten wahrgenommen. Dabei würden die Biografien der Opfer ebenso vorgestellt, wie der Bogen zu aktuellen Erscheinungsformen von Antisemitismus und Rechtsextremismus geschlagen werde. Auch habe man eine Broschüre aufgelegt, deren 1000 Exemplare schnell vergriffen gewesen seien. Thomas Zuche erklärt: "Nicht jeder wird die Stolpersteine beachten. Aber sie fallen Einzelnen immer wieder auf, und dann sind sie nach unserer Erfahrung oft nachhaltiger als andere Gedenkstätten."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort