Wittlichs wichtigster Römerbau hat Zukunft

Eine der größten Villenanlagen der Römer nördlich der Alpen liegt an der Lieser bei Wittlich. Nach Zerstörung durch den Autobahnbau und jahrzehntelanger Vernachlässigung wird nun an einer Zukunft für den einzigartigen Zeitzeugen gearbeitet.

 Ortwin Eich (Förderverein Wittlicher Kulturgüter, links) und Rainer Wener (Stadtverwaltung) mit einem Plan, der die Ausmaße der Römischen Villa zeigt. TV-Foto: Sonja Sünnen

Ortwin Eich (Förderverein Wittlicher Kulturgüter, links) und Rainer Wener (Stadtverwaltung) mit einem Plan, der die Ausmaße der Römischen Villa zeigt. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Phantasie und Wissen braucht der Besucher der Römischen Villa bei Wittlich. Vom Glanz der Vergangenheit ist wenig geblieben: Neben den gigantischen Pfeilern der A1-Brücke steht am Ufer der Lieser zwar ein überdachtes Sandsteingemäuer, das der Volksmund "die Römische Villa" nennt. Aber das ist eine Untertreibung. Zu sehen sind lediglich Überreste.

Vor fünf Jahren sollte die Villa zugeschüttet werden



Wie groß die Villa tatsächlich war, weiß Ortwin Eich. Er ist Vorsitzender des Vereins Wittlicher Kulturgüter, der sich Ende 2005 gegründet hat. Damals stand die Stadt kurz davor, den bedeutenden Zeitzeugen aus der Römerzeit komplett in den Dornröschenschlaf zu schicken: Die wenigen Überbleibsel sollten zugeschüttet werden - auch um sie vor Vandalismus zu schützen.

Dann kam die Wende. Die Vereinsinitiative für das Bauwerk stieß auf offene Ohren. Die Stadt ließ das Gelände freischneiden, reparierte bröckelndes Gemäuer, sicherte die Wege, die zuvor wegen Unfallgefahr gesperrt werden mussten. Und die Stadtverwaltung nahm die Unterstützung der Freiwilligen an. Der Verein errichtete eine Infotafel, machte mit Steinen Grundrissteile sichtbar, markierte per Pfosten, wo die Villa früher anfing und endete, ließ alte Sandsteinstücke einer Treppe oder eines Pferdetrogs an ihren Ursprungsort zurückkehren.

"Wir wollen das sogenannte Herrenhaus und die gesamte Anlage wieder erlebbar machen", sagt Ortwin Eich. Er zeigt auf einem Plan die gigantischen Ausmaße: Bis über die Straße am heutigen Aldi-Zentrallager erstreckte sich das Römer-Terrain. Die Stadtverwaltung will aus allen Ideen ein Konzept erstellen lassen und versucht, Fördertöpfe anzuzapfen. Nicht nur für den Vorschlag, acht der riesigen Brückenpfeiler an der Villa zu bemalen, musste der Bund mit ins Boot, ihm gehört das A1-Gelände - und er ist einverstanden.

"Die Villa soll vor allem touristisch besser in Wert gesetzt werden", sagt Rainer Wener, Stadtverwaltung. "Ein ordentlicher Rundgang ist ein deutliches Muss." Nutzen will man, dass der Partnerweg des Eifelsteigs an der Anlage vorbeiführt. Dem ist die neue Sitzgruppe am Mitteltrakt zu verdanken.

Das alles sind erst kleine Mosaiksteinchen. Die Stadt will das Gesamtkonzept abwarten. Wener ergänzt: "Fakt ist, dass wir 2010 und die kommenden zwei Jahre je 30 000 Euro im Haushalt stehen haben, um Handlungsspielraum zu haben."

Mit der Wittlicher Anlage beschäftigt man sich auch in Trier: Die Mosellandtouristik arbeitet mit dem Landesmuseum an einem Projekt zum Thema römische Villen. Im Rahmen des Projekts soll die Anlage in Wittlich für Kulturtouristen aufgewertet werden. "Die Villa soll eine Attraktion werden", sagt Ortwin Eich. Er weiß noch, dass das vor fünf Jahren undenkbar war. "Im Kulturausschuss wurde ein Stück Sandstein zerbröselt. Und es hieß: ,Jetzt schütten wir sie zu.´" Davon ist man jetzt weit entfernt, man will die ehemalige Schönheit wieder ans Licht bringen. Extra Daten der Römischen Villa Die Anlage an der Lieser wurde zwischen 150 und 200 nach Christus erbaut. Sie gilt als eine der größten bekannten Villenanlagen nördlich der Alpen und war 140 Meter lang und 28 Meter breit. Sichtbar ist nur der teilweise rekonstruierte Mitteltrakt. Um 350 wurde die Villa zerstört. 1904 war die erste Ausgrabung. Durch die Pfeiler der Autobahnbrücke wurde 1972 der Südflügel zerstört. 1984 wurden die römische Villa und das umliegende Gelände unter Denkmalschutz gestellt. Zukünftig sollen der geschichtliche Hintergrund vor allem aber die Ausmaße der Anlage anschaulicher vermittelt werden, damit die Villa auch ein Tagesausflugsziel für Touristen wird.

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