100 Prozent für den Wahlkreis

Trier · Als zweite Rheinland-Pfälzerin neben Andrea Nahles zieht die 34-jährige Bundesdrogenbeauftragte Sabine Bätzing (Wahlkreis Neuwied/Altenkirchen) an prominenter Stelle in den Bundestagswahlkampf. Wir sprachen mit ihr über Themen, Karriereträume und Frauen in der SPD:

Die SPD steckt im Umfragekeller. Wie motivieren Sie sich da für den Wahlkampf?
Bätzing: Indem ich mit den Menschen spreche. Ich plane bis zur Wahl mehr als 7000 Hausbesuche und die Resonanz ist positiv. Die Menschen sehen zwar, dass die SPD in einem Umfrage-Tief steckt, es sind aber noch acht Wochen bis zur Wahl. Die Erfahrung aus den vergangen beiden Bundestagswahlen, bei denen die SPD auch eine schwierige Ausgangslage hatte, zeigt, dass bis dahin noch einiges passieren kann.

Was schätzen Sie, wo wird die SPD landen?
Bätzing: Wir werden sicher die 30-Pozent-Marke knacken.

Sind Sie enttäuscht, dass Sie nicht im Kompetenzteam sind?
Bätzing: Nein, ich bin da nicht enttäuscht. So habe ich 100 Prozent Zeit für meinen Wahlkreis. Meine Arbeit wird hier geachtet, die Partei wird geachtet. Das ist unabhängig davon, ob ich im Kompetenzteam bin.

Frauen müssen mitunter erleben, dass sie erst zum Zuge kommen, wenn Not am Mann ist. Ist das so in der SPD?
Bätzing: Nein, das ist nicht so. Wir haben ja auch Männer im Kompetenzteam. Es ist auch nicht so, dass die Männer die Pöstchen bekommen und die Frauen ihnen nur zuarbeiten, sondern sie übernehmen selbst Verantwortung. Diese Gleichberechtigung zeichnet die SPD aus!

Steinmeier hat einen "Aufbruch zum Besseren" versprochen. Wo sehen Sie den größten Verbesserungsbedarf?
Bätzing: Den größten Bedarf und wo wir uns stark von der Union unterscheiden ist in der Arbeitsmarktpolitik, aber auch in der Umwelt- und Energiepolitik. Mit Olaf Scholz, der im Bereich der Kurzarbeit neue Möglichkeiten geschaffen hat, ist die Arbeitsmarktpolitik bestens besetzt. Er hat die Arbeitsmarktkrise gut gemanagt und wir setzen uns weiterhin vehement für den Mindestlohn ein. In der Energiepolitik mit Sigmar Gabriel wird es darum gehen, bei der Atomenergie keinen „Ausstieg aus dem Ausstieg“ zu praktizieren.

Andrea Nahles gilt als Alternative zu Bildungsministerin Schavan, Frau Schwesig soll Familienministerin von der Leyen Paroli bieten. Wer ist eigentlich Ihr Gegenpart im Wahlkampf?
Bätzing: Das frage ich mich auch! Diese Stelle ist bei der CDU unbesetzt.

Ihr Engagement gegen Drogenmissbrauch hat Ihnen nicht nur Anerkennung, sondern auch ein Image als „Spaßbremse“ eingebracht. Wie gehen Sie mit dieser Bürde um?
Bätzing: Wer mich kennt weiß, dass das einfach nur ein Stempel ist, den einem Lobbyisten aufdrücken wollen, um die Politik zu verhindern. Es geht nicht darum, Menschen den Spaß zu nehmen. Ich bin nicht regulierungswütig. Es geht darum, Erwachsene aufzuklären und Kinder und Jugendliche zu schützen, damit sie Spaß am Leben haben. Sicherlich ist es nötig, den Finger in die Wunde zu legen. Dass das einem nicht nur Freunde macht, ist klar. Ich ziehe aber lieber eine klare Linie als Fähnchen im Wind zu sein.

Wären Sie auch bereit, ein Ministeramt zu übernehmen, zum Beispiel für Gesundheit?
Bätzing: Also, wenn man gefragt wird und einem der Job so viel Spaß macht, dann ist man auch dazu bereit. Politik und das Amt machen mir Freude. Macht ist nichts Negatives: Es kommt darauf an, sie positiv für die Menschen einzusetzen.

Auch als Gesundheitsministerin?
Bätzing: Das steht nicht zur Debatte. Ulla Schmidt tritt wieder an und wird weiterhin unsere Gesundheitsministerin sein.

Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin wurde auch als heiße Kandidatin für das Kompetenzteam gehandelt– warum ist Doris Ahnen nicht dabei?
Bätzing: Darüber müsste man mit den Beteiligten sprechen, mit Frank-Walter Steinmeier und mit Doris Ahnen. Vielleicht hat sie ja auch gesagt: Mein Platz ist hier in Mainz. Ich bin froh, dass wir im Land eine so gute Bildungsministerin haben und sie uns erhalten bleibt.

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