13:62 - All Blacks demütigen Frankreichs Rugby-Spieler

Cardiff (dpa) · Frankreich hat sein Rugby-Debakel erlebt. Nur wenige Fans hatten gegen Neuseeland auf eine erfolgreiche WM-Revanche gehofft. Doch die Demontage in der walisischen Hauptstadt Cardiff schmerzte sehr.

Aus Les Bleus, den Blauen, wurden Les Misérables, die Elenden: Mit hängenden Köpfen trotteten Frankreichs Rugby-Spieler, alles gestandene Männer und ganze Kerle, vom Platz des Millennium-Stadions.

In einem Jahrhundertmatch hatten sie, einige in ihrem letzten Länderspiel, die wohl größte Schmach ihrer Karriere erlitten. Die 13:62-Pleite gegen Titelverteidiger Neuseeland im WM-Viertelfinale am Samstagabend ist im Fußball etwa mit dem 1:7 von Gastgeber Brasilien gegen Deutschland im WM-Halbfinale 2014 zu vergleichen.

„Das war ein Unterschied von zwei oder drei Klassen. Wir haben uns fast die ganze Zeit hilflos gefühlt. Nach so einem Match bleibt nicht mehr viel zu sagen“, kommentierte Frankreichs Kapitän Thierry Dusautoir die Demütigung. Die Neuauflage des Endspiels von 2011 erwies sich am Samstagabend in Cardiff als unerwartet einseitige Angelegenheit. Der Weltmeister überrollte den WM-Zweiten mit seinem furiosen Lauf- und Passspiel. Die All Blacks legten neun Versuche und erzielten den höchsten Sieg in einem WM-Viertelfinale überhaupt.

„Man muss Würde in der Niederlage zeigen“, sagte Frankreichs Trainer Philippe Saint-Andre. Er verglich die wie entfesselt aufspielenden Neuseeländer mit Rekordweltmeister Brasilien im Fußball: „Sie sind die Brasilianer des Rugbys.“ Der grandiose Auftritt der All Blacks stempelte das Team von Trainer Steve Hansen endgültig zum Favoriten auf den dritten WM-Titel nach 1987 und 2011. „Wir können die Nacht genießen. Das haben wir uns verdient“, sagte Hansen, ein ziemlich nüchterner Coach, der auch angesichts der Gala-Show seiner Spieler gelassen blieb.

Die Franzosen, die vor vier Jahren das Endspiel nur knapp verloren hatten, lagen bereits zur Halbzeit mit 13:29 zurück. Nach starken zehn Minuten zu Beginn der zweiten Halbzeit brach die Grand Nation völlig auseinander. Den Neuseeländern gelangen perfekte Spielzüge, auch wenn es ein, zweimal nach Vorwurf aussah - im Rugby darf der Ball nur nach hinten gepasst werden. Die Schiedsrichter hatten ihre Freude am flotten Spiel und die Neuseeländer feierten ihren Top-Star Julian Savea.

Der 25-Jährige legte drei Versuche, das hatten vor Savea in einem K.o.-Spiel bei einer WM nur Chester Williams und die Legende Jonah Lomu geschafft. Während des laufenden Turniers hat Savea bereits acht Versuche erzielt. Im Halbfinale gegen Südafrika können es am nächsten Samstag aber noch mehr werden. Die Südafrikaner, die mit einem mühsamen 23:19-Erfolg das Rugby-Märchen von Wales beendeten, werden alles aufbieten müssen, um ein ähnliches Desaster wie das der Franzosen zu verhindern.

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