2. FUSSBALL-BUNDESLIGA: Der leise Abschied des Regisseurs

TRIER. Der frühere Regisseur packt die Koffer: Eintracht Trier hat am Montag überraschend Adnan Kevric (33) vom Training freigestellt. "Sein Verhalten hat mir nicht mehr gefallen", erklärte Trainer Paul Linz dem TV . Eintracht-Kapitän Kevric kam nach einer Systemumstellung im Januar kaum noch zum Zuge. Spielerberater Ronny Zeller sucht einen neuen Verein für Kevric.

Es gibt wohl kaum einen Eintracht-Spieler, der so stark polarisiert wie Adnan Kevric. Der Mittelfeld-Spieler geht mit seinen Mitspielern hart ins Gericht. Aber auch mit sich. Kevric ist jemand, der auf dem Platz schnell aufbrausend wird, der das Kommando übernimmt, der gerne das Sagen hat. Egal wo er ist. Und der 33-Jährige ist einer, bei dem man nie weiß, ob er gleich einen Zauberpass spielt oder die gelbe Karte wegen Meckerns kassiert.Wie reagiert der eher impulsive Kevric auf seine Freistellung vom Eintracht-Training? "Dazu sage ich gar nichts", sagt Kevric. Dafür ist Ronny Zeller auskunftsfreudiger. Kevrics Berater aus Pforzheim hält die Freistellung für eine "saubere Lösung". "Es gibt keine schmutzige Wäsche zu waschen. Adnan Kevric hatte keine Chance mehr bekommen, es hat ihm keinen Spaß mehr gemacht."Punktum. In den nächsten Tagen will Zeller einen Oberliga- oder Regionalliga-Verein finden, bei dem sich der Mittelfeldspieler fit halten kann. Und für die nächste Saison kündigt Zeller an: "Ich traue Ado zu, dass er auch noch in der zweiten Liga spielen kann. Wir werden einen Verein finden."Zeller mutmaßt, dass auch ein vertragliches Detail bei Kevrics Freistellung eine Rolle spielt: Nach dem 23. Saisoneinsatz verlängert sich Kevrics Vertrag im Falle des Klassenerhaltes um ein weiteres Jahr - bislang kommt der 33-Jährige auf 22 Einsätze. Insgesamt hat Kevric in 70 Meisterschaftsspielen das Eintracht-Trikot übergestreift. Wenn kein weiterer Einsatz hinzu kommt - und davon ist nun nicht mehr auszugehen - läuft Kevrics Vertrag zum 30. Juni aus. Bis dahin wird der frühere bosnische Nationalspieler auch von der Eintracht bezahlt.Für Eintracht-Trainer Paul Linz war die Zeit für den Schnitt gekommen. "Ado war auf dem Platz eben immer der Chef. Er war unzufrieden mit seiner Situation und hat dadurch auch für schlechte Stimmung in der Mannschaft gesorgt", erklärt Linz. "Es ging einfach nicht mehr."In den letzten Wochen sei die Situation immer schwieriger geworden. Leicht fällt Linz die Freistellung des Führungsspielers nicht. "Ich habe immer hinter ihm gestanden. Und ich denke, dass wir irgendwann auch zusammen wieder ein Bier trinken gehen können." Kevric hatte in der Vergangenheit immer ein gutes Verhältnis zu Linz, unter dem er bereits bei den Stuttgarter Kickers trainierte."Paul Linz ist der beste Trainer Deutschlands", sagte Kevric nach seinem Wechsel zu Eintracht Trier im Juli 2001. Gestern sagte er nichts mehr.

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