2. FUSSBALL-BUNDESLIGA: "Derber Schlag" oder halb so wild?

TRIER. Die Nerven liegen blank: Trainer Paul Linz wird vorgeworfen, in der Nacht nach dem Zweitliga-Abstieg einen Eintracht-Fan angegriffen zu haben. Mehrere Zeugen bestätigen den Vorfall in der Vereinskneipe "Null-Fünf". Nach Aussagen von Linz habe es lediglich ein "Gerangel, aber keine Handgreiflichkeit" gegeben.

 Wie geht es weiter mit der Eintracht? Geschäftsführer Dieter Lüders, Trainer Paul Linz, Vorstandsmitglied Hermann Gläsner und Co-Trainer Arno Michels (von links) nach dem Abpfiff in Saarbrücken. Foto: Hans Krämer

Wie geht es weiter mit der Eintracht? Geschäftsführer Dieter Lüders, Trainer Paul Linz, Vorstandsmitglied Hermann Gläsner und Co-Trainer Arno Michels (von links) nach dem Abpfiff in Saarbrücken. Foto: Hans Krämer

Der Sonntagabend war für die Eintracht-Fans und -Verantwortlichen der blanke Horror. Etwa 100 Fans empfingen die Mannschaft nach dem Abstieg bei der Rückkehr am Stadion. Einige skandierten: "Wir sind Trierer und ihr nicht." Für Trainer Paul Linz ging die Geschichte weiter. Aus der Vereinsgaststätte "Null-Fünf - der Eintracht-Treff" im Stadion stellte er sich in der SWR-Sendung "Flutlicht" zuerst den Journalisten-Fragen. Später soll Linz eben dort einen Eintracht-Anhänger geschlagen haben. "Supporters Club" schließt Linz aus

Ein Fan, der nicht mit seinem Namen in der Zeitung stehen will, aber als Zeuge zur Verfügung steht, spricht von einem "derben Schlag mit der flachen Hand auf die Backe". Linz habe die Fans zuvor mehrfach als "Erfolgsfans" tituliert. Diese hätten daraufhin geantwortet: "Wir fahren zu allen Heim- und Auswärtsspielen", worauf Linz angeblich konterte: "Na und? Ich auch." Kurz darauf habe Linz den Fan geschlagen. Linz selbst kommentiert den Vorfall wie folgt: "Das war keine Handgreiflichkeit, sondern ein Gerangel. Jemand kam auf mich zu und hat mich angegriffen, ich habe ihn dann weggeschubst. Man kann sich ja nicht alles gefallen lassen. Die Fans haben mich provoziert, alle haben etwas überreagiert. Ich werde mit dem Jungen mal ein Gespräch führen, dann ist das Thema vom Tisch." Der "Supporters Club Trier", der Dachverband der Eintracht-Fanclubs, sieht das anders. Der SCT hat gestern am späten Nachmittag auf den Vorfall reagiert: "Gerade als Trainer sollte man mit konstruktiver Kritik umgehen können und nicht mit körperlicher Gewalt antworten", sagt der Vorsitzende des SCT, Daniel Emanuel: "Aus diesem Grund hat der Vorstand einstimmig den Ausschluss von Paul Linz beschlossen." Ein SCT-Mitglied sei geschlagen worden, weitere drei "Supporters Club"-Kollegen bestätigen das. Vorstandsmitglied Alfons Jochem sagt zu dem Vorfall: "Wenn das den Tatsachen entspricht, bedauern wir das sehr. Es ist sicher nicht im Sinne des Vereins." Eintracht-Aufsichtsratsmitglied Joachim Gussner: "Wenn das stimmt, ist das eine Katastrophe. Dann müsste man über Konsequenzen sprechen", sagt Gussner. "Das Wichtigste ist im Moment, dass der Verein eine Zukunft hat - und die ist nicht abhängig von einer Person." Der Geschäftsführer des Hauptsponsors "alwitra" setzt dabei ein Zeichen. Der im Frühjahr verlängerte Sponsoren-Vertrag galt für die zweite Liga, aber auch in der Regionalliga wird "alwitra" der Eintracht die Treue halten. "Wir bleiben an Bord. Auch von anderen Sponsoren habe ich schon gehört, dass sie dabei bleiben werden", sagt Gussner. In den nächsten Tagen müssten die Personalentscheidungen fallen, damit Planungssicherheit besteht. "Wir müssen alles neu ordnen, wollen einen Anfang mit neuem Schwung", sagt der Unternehmer.

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