Naturschutz Sommerboten und Glücksbringer

Trier · Tierfreunde im Volksfreund: Im Jahr der Artenvielfalt oder Biodiversitätsjahr 2020 geben Experten der Nabu Regionalstelle Rheinland-Pfalz-West  RLP-West) Tipps zu ausgewählten Themen, was TV-Leser tun können, um den Tier- und Pflanzenarten zu helfen.

 Die jungen Rauchschwalben warten auf Futter. Nester der Rauchschwalben befinden sich im Inneren von Gebäuden. Oft kommen sie in Ställen und Scheunen vor. Rauchschwalben haben im Gegensatz zur Mehlschwalbe eine rote Kehle.

Die jungen Rauchschwalben warten auf Futter. Nester der Rauchschwalben befinden sich im Inneren von Gebäuden. Oft kommen sie in Ställen und Scheunen vor. Rauchschwalben haben im Gegensatz zur Mehlschwalbe eine rote Kehle.

Foto: Bernhard Schiewe

Schwalben sind biologische Schädlingsbekämpfer. Auf ihrem Speiseplan stehen lästige Zeitgenossen wie Fliegen, Mücken und Blattläuse. Früher verehrten die Menschen sie als Glücksbringer.

„Leider sind Schwalben heute gefährdet und stehen in Deutschland auf der Vorwarnliste der Roten Liste“, bedauert Corinna Albert von der Nabu Regionalstelle RLP-West die aktuelle Lage. Laut europäischer Vogelschutz-Richtlinie gehören Schwalben zu den geschützten Arten. Nach Bundesnaturschutzgesetz sind sie besonders geschützt.

Die Gründe dafür sind vielfältig: Durch bewusstes Beseitigen und Sanierungsmaßnahmen an Gebäuden verschwinden viele Nester. Gespannte Seile verhindern die Ansiedelung am Haus. Immer seltener finden sich natürliche Lehmpfützen zum Nestbau. Moderne Viehställe und Scheunen bieten keine Einflugmöglichkeiten. Und auch das Nahrungsangebot für Schwalben, fliegende Insekten, nimmt ab.

Für alle, die Schwalben wieder ans Haus holen möchten, gibt Corinna Albert folgende Tipps:

Kunstnester helfen! Überall dort, wo Schwalben zu wenig Lehm für den Nestbau finden, können Kunstnester angebracht werden. Die Nester für Mehl- und Rauchschwalben sind in der Bauweise unterschiedlich und werden an verschiedenen Standorten angebracht. Mehlschwalben-Nester sollten zu mehreren nebeneinander unter trockenen Dachgiebeln in mindestens 2,5 Meter Höhe befestigt werden. Die der Rauchschwalben werden hingegen in zugluftfreien, möglichst halbdunklen Räumen, wie Ställen, Scheunen, Garagen oder Carports, mit einem Mindestabstand von einem Meter installiert. Die Nester können selbst gebaut oder beim Fachhändler erworben werden.

Kotbretter gegen Schmutz! Wer keinen Ärger mit dem Schwalbenklo haben will, kann selbst gebaute oder gekaufte Kotbretter 50 Zentimeter unter die Schwalbennester anbringen. Sie sollten 25 bis 30 Zentimeter tief sein, nicht zur Brutzeit angebracht und regelmäßig gereinigt werden, sowie für Marder und Katzen unerreichbar sein.

Lehmpfützen anlegen! Ist geeigneter Lehmboden vorhanden, können von Mitte März bis Juni Bodenstellen frei und feucht gehalten werden. Gibt es keinen Lehm, hilft eine selbst angelegte Lehmpfütze. Die Fläche sollte offen sein, sodass Räuber keine Deckung haben, und maximal 300 Meter vom Schwalbennest entfernt sein.

Nisthilfen anbringen! Fallen Schwalbennester von der Wand, obwohl die Schwalben genug Lehm zum Nestbau finden, ist die Außenfassade zu glatt. Die Nester können nicht haften. Abhilfe schaffen Nisthilfen, die es den Vögeln ermöglichen, ihre Nester stabil an die Wand zu bauen.

Insekten fördern! Blumenwiesen einsäen, heimische Sträucher und Stauden pflanzen, insektenfreundliche Gärten anlegen sowie regional, saisonal und ökologisch Einkaufen – all das hilft, die Nahrungsgrundlage für Schwalben zu sichern.

Fenster, Türen, Tore auf! Sind an Ställen und Scheunen ab März bis in den Herbst hinein Fenster, Luken und andere Einflugmöglichkeiten offen, können Rauchschwalben einfliegen.

Schwalbenfreundliche Renovierung! Alle Arbeiten am Haus sollten im Herbst nach der Brutzeit erfolgen. Das Entfernen von Schwalbennestern, auch von unbesetzten, ist genehmigungspflichtig. Ist ihre Entfernung unumgänglich und genehmigt, müssen alternative Nistmöglichkeiten an gleicher Stelle angebracht werden.

Schwalbennester melden! Der Nabu würdigt Gebäudebesitzer, die Schwalbennester an oder in ihrem Gebäude dulden, mit einer Auszeichnung. Corinna Albert: „Schwalbenschutz ist für viele Menschen nicht mehr selbstverständlich, daher danken wir all denjenigen, die mit unseren Glücksbringern ihre Gebäude teilen und ihnen eine Zukunft geben“.

 Diese Mehlschwalbe sammelt Baumaterial aus einer Lehmpfütze. Mehlschwalben erkennt man an ihrer weißen Kehle. Sie bauen ihre Nester an die Außenfassade von Gebäuden.

Diese Mehlschwalbe sammelt Baumaterial aus einer Lehmpfütze. Mehlschwalben erkennt man an ihrer weißen Kehle. Sie bauen ihre Nester an die Außenfassade von Gebäuden.

Foto: Foto: NABU/ Thomas Tennhardt/Thomas Tennhardt

Aktionsideen zum Schwalbenschutz sowie Infos zur Auszeichnung „Schwalben Willkommen“ gibt es bei der Nabu Regionalstelle RLP-West, Pfützenstr. 1, 54290 Trier, Telefon 0651-1708819, regionalstelle.west@nabu-rlp.de

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