Katholische Kirche Von Rom ausgebremst: Triers Bischof Ackermann

Trier · Das Jahr 2020 wird dem Trierer Bischof Stephan Ackermann ganz bestimmt in Erinnerung bleiben – aber wohl kaum als ein gutes. Die Corona-Pandemie setzte auch der katholischen Kirche zu; Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten oder Kommunionen wurden teilweise abgesetzt oder konnten nur unter erheblichen Einschränkungen abgehalten werden.

 Nachdenklich:  Der Trierer Bischof Stephan Ackermann.

Nachdenklich:  Der Trierer Bischof Stephan Ackermann.

Foto: dpa/Harald Tittel

Die Kirchenverantwortlichen, so einer der Vorwürfe, hätten sich zu sehr in ihr Schneckenhaus zurückgezogen, statt gerade in dieser schwierigen Zeit für Ältere, Kranke oder Benachteiligte da zu sein.

Daneben mussten sich Stephan Ackermann und sein Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg noch um die von Rom ausgebremste Strukturreform des Bistums kümmern. Von der zu Beginn des Reformprozesses bei vielen Gläubigen im Bistum geweckten Aufbruch­stimmung ist nicht mehr viel übrig geblieben. Zu groß ist der Frust über die vom Vatikan rüde ausgebremsten Pläne und die mangelhafte Abstimmung zwischen Trier und Rom im Vorfeld. Dazu kommt die Unsicherheit, ob der immer noch geplante Neuaufbruch unter den veränderten Rahmenbedingungen auch gelingen kann.

Von der ursprünglichen Reform ist nicht mehr viel übrig geblieben, auch wenn sich die Bistumsverantwortlichen in den zurückliegenden Monaten alle Mühe gegeben haben, diesen Eindruck gar nicht erst aufkommen zu lassen. Dabei macht schon ein Blick auf die Anzahl der Pfarreien deutlich, wie sehr die ehrgeizigen Pläne zerfleddert wurden. Danach sollte es ursprünglich im Bistum Trier ab dem Jahr 2021 nur noch 35 Großpfarreien geben. Das nun von der Bistumsleitung favorisierte Modell sieht vor, die bisherigen Dekanate und Pfarreiengemeinschaften aufzulösen und mit 887 Pfarreien zu starten. Diese Pfarreien könnten dann untereinander fusionieren – auf freiwilliger Basis, wie es heißt.

Spätestens Ende 2025, diese Zielgröße schwebt dem Bischof „mit großer Verbindlichkeit und großer Erwartungshaltung“ (von Plettenberg) vor, soll es in Deutschlands ältester Diözese dann nur noch maximal 172 Pfarreien geben. Wenn es nur 150 wären – umso besser. Macht unter dem Strich immer noch gut vier bis fünf Mal so viele Pfarreien wie ursprünglich geplant.

Damit die Römer Trier nicht noch einmal einen Strich durch die Rechnung machen, war Ackermann seit März gleich drei Mal in Rom und schrieb etliche Mails, um mit den Verantwortlichen der Kleruskongregation und des Päpstlichen Rates die geplanten Schritte dieses Mal frühzeitig abzustimmen. „Natürlich bin ich jetzt ein Stück weit vorsichtiger geworden“, kommentiert der Bischof die Neuauflage seines Reformprojekts.

Ganz nebenbei musste sich Stephan Ackermann auch im vergangenen Jahr noch um die weitere Aufarbeitung des Missbrauchsskandals kümmern. Die Lorbeeren, die der 57-Jährige dafür bekam, dürften kaum dazu beigetragen haben, die Stimmung des Trierer Bischofs am Jahresende etwas aufzuhellen.

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