Achtung Sucht!

Nach der Schule jede freie Minute vor dem Fernseher oder Computerbildschirm sitzen, stundenlang spielen – klingt toll? Ist es aber nicht. Denn wer zu viel am Computer spielt, ist vielleicht am nächsten Tag in der Schule zu müde, um zu lernen. Oder räumt zu Hause nicht auf, weil er keine Zeit mehr dafür hat, erklärt Jo Bach, Experte für Computersucht.

Lucky: Herr Bach, was ist Computersucht?

Jo Bach: Spielen macht Spaß - das gilt auch für Computerspiele. Wenn man aber zu viel Zeit damit verbringt, kann man sich selbst immer weniger kontrollieren. Spieler können kaum von alleine mit dem Spielen aufhören. Selbst wenn sie sich vorgenommen haben, heute nur eine Stunde zu spielen, dann vergessen sie dies und spielen dann doch wieder fünf Stunden

Was bedeutet das für Menschen, die viel spielen?

Bach: Vielleicht haben sie früher gerne Sport betrieben oder hatten einen großen Freundeskreis, mit dem man sich regelmäßig traf. Süchtige Spieler haben dafür keine Zeit mehr, da sie ja Computerspielen müssen. Und wenn jemand regelmäßig nachts stundenlang am Computer spielt, ist er natürlich morgens nicht besonders fit - er kann keine Leistung in der Schule bringen. Eine Folge ist also, dass die Leistungen in der Schule nachlassen und die Noten schlechter werden.

Wie kann ich mich davor schützen, süchtig zu werden?

Bach: Es ist wichtig, auch was anderes als nur am Computer zu spielen, zum Beispiel Freunde treffen, in der Familie helfen, Sport machen. Es ist auch immer gut, wenn ihr mit euren Eltern sprecht. Sie müssen nicht alles verstehen, was ihr spielt, aber wenn sie sich dafür interessieren, dann könnt ihr auch mit ihnen über Spiele sprechen und ihnen erklären, was ihr daran toll findet.

Das Interview mit Jo Bach führte Lucky-Reporter Moritz Mais.

Wie lange darf ich vor
dem Bildschirm sitzen?

Wenn ihr spielt oder euch einen Film anschaut, starrt ihr auf einen Bildschirm. Jo Bach erklärt, wie lange ihr das am Tag machen könnt, ohne das es zuviel wird:

7 Jahre alt: etwa 30 Minuten am Tag reichen aus

8 bis 9 Jahre alt: nicht länger als 45 Minuten

10 bis 11 Jahre: eine Stunde täglich

Stichwort

Der Begriff Sucht lässt sich auf das deutsche Verb ,siechen' zurückführen. Gemeint ist damit das Leiden an einer Krankheit, sagt Jo Bach. Wenn zum Beispiel Menschen süchtig nach Alkohol sind - auch wenn sie wissen, dass es schadet. Andere Süchte sind Magersucht, Kaufsucht oder Glücksspielsucht. In den letzten Jahren hört man häufiger die Wörter Mediensucht, Internetsucht und Computerspielsucht. Auch sie sind sehr gefährlich.

Für Eltern: Infos und Beratung

Suchtexperte Jo Bach arbeitet bei der Caritas Westeifel in Prüm in der Fachstelle Spielsucht. Hier gibt es auf Wunsch auch eine anonyme Beratung von Süchtigen oder Informationen für Lehrer und Eltern. Kontakt: www.caritas-westeifel.de oder Telefon 06551/971090.
Weitere Fachstellen zur Spielsucht gibt es in Trier, Bitburg und Wittlich. Infos für Eltern gibt es auch bei Schulsozialarbeitern oder auf Veranstaltungen, zum Beispiel der Medienwoche Lokal-global in Prüm (20 bis 27. Oktober). Hier finden unter anderem zwei Veranstaltungen für statt unter den Themen: "Neue Medien - aktuelle Trend" und "Neue Medien - Gefahren im Internet". Auch im Internet finden Eltern zu Spielen, Sucht und Computer weitergehende Tipps und Hintergründe. Eine Auswahl an Links und das komplette Interview mit Jo Bach gibt es auf www.volksfreund.de/familie.

mc/red

"USK 6": Habt ihr vielleicht schon mal bemerkt, das auf jeder Videospielverpackung ein weißes, gelbes oder grünes Schild klebt? Mit einer Zahl und dem Kürzel USK? Damit wird angezeigt, ab welchem Alter Kinder das Videospiel benutzen können.

Die Abkürzung USK steht für "Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle". Der Name klingt kompliziert, aber der Zweck der USK ist schnell zu erklären. Die USK ist daran beteiligt, Computerspiele zu testen und zu bewerten. Dort wird festgelegt, welches Spiel für welches Alter geeignet ist.

Die Mitarbeiter der USK entscheiden zwar am Ende nicht selbst, welche Kennzeichnung ein Spiel bekommt. Sie organisieren aber alles drum herum. Zum Beispiel kommen alle neuen Spiele, die eine Freigabe brauchen, bei der USK an. Das sind ungefähr 1000 Stück im Jahr, also im Schnitt rund drei neue Spiele am Tag. Unabhängige Spieleprüfer reisen dann zur USK nach Berlin. Sie probieren die Spiele dort in einem Konferenzraum aus. Und die USK muss sich dafür um Computer, Konsolen oder Handys kümmern.

Allerdings: Selbst wenn auf dem Schild USK 6 oder 12 steht - entscheiden tun eure Eltern, ob ihr alt genug für das Spiel seid.

dpa/mc

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