Ein Geschenk für die schwerkranken Kinder

Nie war eine Spendenaktion des Trierischen Volksfreunds erfolgreicher als für die Villa Kunterbunt. Das Betreuungs- und Nachsorgezentrum für schwerkranke Kinder und deren Familien ist auch nach 15 Jahren einzigartig.

Ein Geschenk für die schwerkranken Kinder
Foto: Friedemann Vetter (g_pol3 )

Bei der Geburt von Julian gab es große Probleme. Die Sauerstoffversorgung zu seinem Gehirn war zu lange eingeschränkt. Die Folge ist eine spastische Lähmung, die konsequent behandelt werden muss. Julian ist eines der mehr als 500 Kinder, die in den vergangenen 15 Jahren in der Villa Kunterbunt eine liebevolle und kompetente Versorgung finden.

Ein Blick zurück: Zum Abschluss der Hilfsaktion im April 1999 lag die Genehmigung für den Umbau des denkmalgeschützten Doppelhauses in der Trierer Feldstraße vor. 100 000 Menschen aus der Region hatten sich engagiert und dabei 2,27 Millionen Mark, nach heutiger Berechnung waren das mehr als 1,1 Millionen Euro, gesammelt, um eine bis dahin einzigartige Nachsorgeeinrichtung für chronisch- und schwerstkranke Kinder Wirklichkeit werden zu lassen. Ein gutes Jahr später war die Villa Kunterbunt fertig, die am 5. September mit einem Fest ihr inzwischen 15-jähriges Bestehen feiert.

"Damals wie heute kommen die von uns betreuten Familien und auch die Unterstützer aus der Großregion" sagt Christoph Block. Der Oberarzt des Mutterhauses der Borromäerinnen ist der Leiter der Villa und gleichzeitig Geschäftsführer und stellvertretender Vorsitzender des Trägervereins. Er war von Beginn an einer der treibenden Kräfte des Projekts, das sein Jahresbudget von 750 000 Euro nach wie vor zu 90 Prozent aus Spenden finanziert. "Ohne die große Hilfsbereitschaft wäre unser umfassendes Angebot gar nicht möglich", sagt Block.

Seit dem Start im Jahr 2000 hat sich viel getan. Die Zahl der betreuten Familien ist von 163 auf 512 gewachsen. Auch das Spektrum der Diagnosen hat sich deutlich erweitert. Neben Kindern mit Krebserkrankungen, Diabetes, Asthma oder Rheuma, finden zunehmend auch Frühgeborene, Kinder mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen oder neurologischen Erkrankungen Hilfe bei dem interdisziplinären Team der Villa, dessen Kopfzahl von anfangs acht auf 20 gewachsen ist.

"Das Prinzip der Behandlung ist in all den Jahren gleich geblieben", sagt Block: "Die Ärzte, die ein Kind in der Klinik akut behandeln, kümmern sich auch in der Nachsorge." Einmal wöchentlich treffen sich Ärzte, Psychologen, Physio- und Ergotherapeuten, Ernährungsassistentinnen, Kinderpflegerinnen und Musiktherapeuten zu interdisziplinärem Austausch. Die ganzheitliche Betreuung der jungen Patienten und ihrer Familien ist das Maß der Dinge.

Für die vielfältigen Therapieangebote stehen 340 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. Dazu gehören unter anderem eine Diät- und Schulungsküche, ein Therapie- und Sportraum und ein Matschraum, in dem es richtig nass werden darf. Im Garten der Villa ist das Baumhaus Prunkstück der Spielangebote.

Die Elternwohnung wurde vor einigen Jahren in ein Nachbargebäude ausgegliedert, um das Angebot für die Kinder erweitern zu können. Dennoch sind die Eltern ein wichtiger Bestandteil des Villa-Konzeptes, nicht nur wenn es darum geht, sie für die Betreuung und Versorgung ihrer schwerkranken Kinder zu schulen. Denn häufig benötigen die Familien selbst Hilfe. "Unser Case Management hat das Ziel, die Selbstbestimmung der Familie wiederherzustellen, die an ihrer Aufgabe zu zerbrechen drohen." Türen stehen für Spender offen


Und auch die gesunden Kinder benötigen Hilfe, wenn sich alles in ihrem Umfeld auf ihre erkrankten Geschwister konzentriert.

Dr. Wolfgang Thomas ist seit drei Jahren Chefarzt der Kinder- und Jugendmedizin im Mutterhaus. Er ist damit auch der medizinische Leiter der Villa und Vorsitzender des Fördervereins. Er weiß den Wert der Villa Kunterbunt zu schätzen, die er trotz dreier ähnlicher Einrichtungen bundesweit noch immer für einzigartig hält: "Sie ist wegweisend. Den hohen Betreuungsbedarf könnte eine Klinik alleine gar nicht leisten. Wir könnten unser großes Portfolio sonst gar nicht anbieten." Mit Ausnahme der Gefäßmedizin bietet das Mutterhaus der Borromäerinnen alle Bereiche der Kinder- und Jugendmedizin.

Wie froh die Kinder und deren Familien über die Villa Kunterbunt sind, ist zu jeder Zeit dort zu spüren, wo vor 16 Jahren noch ein marodes Doppelhaus stand. Wer sich davon selbst überzeugen will, dem stehen die Türen offen. Christoph Block: "Wir bieten unseren vielen Spendern die Möglichkeit, sich das Haus und unsere Arbeit anzusehen." Vielleicht treffen sie dann auch den kleinen Julian, den spastisch gelähmten Jungen, der seit seiner Geburt immer wieder zur Therapie in die Villa kommt.

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